„Smile to Vote“ im Deutschen Museum

Kunstprojekt: Wenn die KI für einen wählt

5. Februar 2025, 11:00 Uhr | Quelle: dpa / Redaktion: Andrea Fellmeth
© Sven Hoppe/dpa

Künstliche Intelligenz steuert Autos und entsperrt Handys. Doch was, wenn die KI noch viel mehr über uns weiß – oder zu wissen scheint? Wenn sie uns sogar unsere Wahlentscheidung abnimmt?

Kurz in die Kamera schauen und die eigene Wahlentscheidung der KI überlassen: Das geht – vermeintlich – im Rahmen eines Kunstprojekts im Deutschen Museum in München. Es gehe um die Kernfrage, wie viel persönliche Freiheit man im Gegenzug für Bequemlichkeit aufzugeben bereit sei, erläutert IT-Professor Alexander Peterhänsel, der die Installation „Smile to Vote“ entwickelt hat.

Das kleine Experiment wirkt verstörend – und das soll es auch. Die Installation, die jetzt im Science Communication Lab des Deutschen Museums zu erleben ist, ist ein Kunst-Projekt, das zum Nachdenken anregt. Zum Nachdenken über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz – und darüber, wie viel die KI schon jetzt über uns weiß. Oder zu wissen scheint.

Wenn wir der KI erlaubten, über unsere Lebenswege zu entscheiden, gebe es keinen Grund mehr, selbst eine politische Entscheidung zu treffen, sagt Peterhänsel. „Dann bräuchten wir auch keine Wahlen mehr und unsere Vorstellung, dass wir uns als Individuen ändern und weiterentwickeln können, wäre hinfällig.“ 

Sein Fazit: „Wir müssen uns überlegen, wie wir mit diesen Technologien in Zukunft umgehen und wie wir sie vielleicht auch regulieren müssen, wenn wir unsere Kultur und Selbstbestimmung erhalten wollen.“
 

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Welche Partei ist typisch für meine Gesichtszüge?

In der Installation betreten die Besucherinnen und Besucher eine nachgebaute Wahlkabine, werden per Gesichtserkennung gescannt und bekommen dann eine Bestätigung ausgestellt, welche Partei die KI für einen „gewählt“ habe.

Die Entscheidung fällt hier also aufgrund von Übereinstimmungen der Gesichtszüge mit den Merkmalen, die die KI aus den Physiognomien real existierender Abgeordneter abgeleitet und deren jeweiliger Partei zugeordnet hat.

„Schmerzhaft und schockierend“

„Der Moment, in dem der Algorithmus einen einsortiert und darüber entscheidet, was man ist, wie man denkt und wie man sich in Zukunft verhalten wird, und einem die Entscheidungsgewalt beim Wählen abnimmt, ist schmerzhaft – und soll auch ganz bewusst schmerzhaft und schockierend sein“, betont Peterhänsel.

Die Installation ist bis zum 7. März im Deutschen Museum zu sehen. Mit ihr verknüpft ist auch die Internetseite eines fiktiven Start-ups, das dafür wirbt, Wahlvorgänge in Zukunft zu automatisieren.


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