Bei dem erwarteten exponentiellen Anstieg des Datenverkehrs sowohl in den UMTS- als auch in den LTE-Netzen stellt sich die Frage, ob das 2010 teuer ersteigerte Spektrum und die darauf aufbauend ausgebauten Netz ausreichen werden? Bis 2021 wird über alle Frequenzbänder hinweg ausreichende Netzkapazität vorhanden sein. Wenn Mobilfunknetzbetreiber intensiv Offloading über WLAN-Netze nutzen, dürften die Netzkapazitäten sogar ein bis zwei Jahre länger ausreichen. Bis dahin ist die Entwicklung einer neuen Mobilfunkgeneration mit noch höherer Spektraleffizienz und gegebenenfalls auch die Versteigerung weiterer Frequenzen zu erwarten. Insbesondere erhoffen sich Mobilfunknetzbetreiber, dass es zur Versteigerung der so genannten Digitalen Dividende II im 700-MHz-Bereich zur Nutzung durch Mobilfunkdienste kommen wird.
Die Wettbewerbslandschaft
Auf einem ganz anderen Blatt steht, wie sich die Wettbewerbslandschaft in Deutschland auf Basis der LTE-Netze verändern wird. Bislang sind keine großen Verschiebungen zu sehenb, da die LTE-Kundenzahlen ja noch relativ gering sind. Was aber geschieht, wenn LTE im Massenmarkt erst einmal angekommen ist? Intuitiv würden viele meinen, dass LTE strukturell zu einer Stärkung der Marktführer führen dürfte. Schließlich haben diese zügig(er) ihre LTE-Netze ausgebaut und auch längerfristig eine höhere Kapitalkraft, um diese Netze weiter auszubauen und LTE-Kundenakquisitionen zu finanzieren.
Ihre Wettbewerber, also die dritten und vierten Mobilfunknetzbetreiber pro Markt, haben jedoch mehrere Hebel, dem entgegenzuwirken:
Ihre Netze sind relativ leer, so dass sie strukturell gesehen günstige (LTE-)Datentarife anbieten können als die Marktführer.
Sie können Netzkooperationen eingehen, also gemeinsam in eine von zwei oder mehreren Mobilfunkbetreibern genutzte Netzinfrastruktur investieren.
Und sie haben mehr Spektrum eingekauft, als ihre Umsatzanteile in europäischen Märkten vermuten lassen würden. Dies gilt in Deutschland für E-Plus: Der Netzbetreiber hat zwar kein 800-MHz-Spektrum erworben, aber mehr 1800- und 2600-MHz-Spektrum als die Wettbewerber.
Spezifisch für Deutschland gilt außerdem, dass Telefónica O2 ein Übergabeangebot für E-Plus gemacht hat. Die Erlaubnis für diesen Merger steht noch aus.
Wettbewerber haben quer durch Europa mehr Spektrum eingekauft, als ihre Umsatzanteile suggerieren. Der Spektrumüberhang kann genutzt werden, um mehr Datenkapazität aufzubauen als „eigentlich“ für die Marktanteile notwendig. Dieses Mehrangebot kann genutzt werden, um günstige Datentarife anzubieten und Marktanteile aufzuholen.
Fazit
Zusammenfassend lassen sich folgende LTE-Trens für Deutschland festhalten:
Deutschland ist europaweit mit führend beim LTE-Netzausbau (nach Skandinavien),
LTE-Preise sind noch zu hoch für einen Massenmarkt-Uptake und werden daher kurz- bis mittelfristig sinken,
LTE-Märkte wie die USA oder Korea sind schon weiter und zeigen auf, dass generell in recht kurzer Zeit 20 bis 30 Prozent der Kundenbasis LTE-Kunden werden können. Für europäische Märkte und auch in Deutschland erwarten wir jedoch einen langsameren Anstieg der Kundenzahlen, da, anders als in den USA, Smartphone-Nutzer bereits schnelle Datenverbindungen über UMTS/ HSPA+ nutzen können,
die LTE-Netzkapazitäten dürften bis mindestens 2021 ausreichen – mit WLAN-Offloading auch ein bis zwei Jahre länger,
die Wettbewerbssituation zwischen den vier deutschen Mobilfunkern ist bislang nur wenig durch LTE beeinflusst.
Es bleibt abzuwarten, wie zügig sich LTE in Deutschland zu einem Massenmarkt entwickeln wird.