Dass dem Lehrkörper entsprechendes akademisches oder Erfahrungswissen über Selbständigkeit fehlt, davon ist der Bitkom-Chef überzeugt. „Die Lebensrealität der meisten Lehrerinnen und Lehrer ist nun mal sehr weit weg von der selbstständigen Unternehmensführung.“ Wen wundert das, angesichts der Tatsache, dass sich Beamte lebenslang weder mit ökonomischen Krisen im Arbeitsmarkt noch mit einer auskömmlichen Altersvorsorge beschäftigen müssen. Die Lösung laut Berg: Schulen sollten mit Start-ups zusammenarbeiten.
Die könnten Schülern zeigen wie es geht und vor allem eines vermitteln: Wie man vorbildlich scheitert und man aus Versagen kein Versager bleiben muss, sondern positive Lehren für die Zukunft zieht kann. „Wir brauchen in Deutschland eine Kultur der zweiten und dritten Chance. Wer mit seiner Idee scheitert, hat nicht versagt, sondern ist für den nächsten Versuch besser gerüstet“, wirbt Berg für eine längst fällige Neubewertung des eigentlich Selbstverständlichen: Dass nämlich Unternehmer mit ihrer Unternehmung nun einmal auch Schiffbruch erleiden können.
Auch hier könnten Schulen, wie es im Fach Geschichte üblich ist, Zeitzeugen auftreten lassen. Auf beliebten Fuckup-Nights sprechen Selbständige mittlerweile auch in Deutschland gerne darüber, wie sie ihre Traumata als gescheiterte Gründer verarbeitet haben. Christian Lindner zu Beispiel wäre mit seiner Wutrede ein perfekter Zeitzeuge. Der ist zwar aktuell schwer greifbar. Aber ein schönes Video vom FDP-Chef erfüllt den gleichen Zweck und könnte Schülern lehren, dass man am Ende eines gescheiterten Unternehmers immer noch das Zeug zum Finanzminister hätte.