Lasttests werden parallel zum Produktivbetrieb oder schon vor dem Go-live aufgesetzt, um Verkaufsplattformen für das Saisongeschäft fit zu machen und Leistungsengpässe zum Kampagnenstart auszuschließen. Funktionstests alleine genügen nicht, da sie lediglich das Verhalten von Anwendungen für einzelne Nutzer unter idealen Laborbedingungen untersuchen. Lasttests dagegen prüfen mit einer hoch skalierbaren Anzahl virtueller Testkunden, ob (Web-)Apps dem Andrang standhalten und erfolgskritische Leistungsparameter (zum Beispiel Reaktionszeiten) auch "unter Stress" im Zielkorridor bleiben. Mit künstlich erzeugten Nutzern wird ein Besucheransturm simuliert, um Leistungsfähigkeit und -grenzen der Systeme auszumessen. Neben extremen Zugriffsszenarien steht der ganz normale Alltag im
Fokus: Die virtuelle Testkundschaft zeigt in unterschiedlicher Zusammensetzung und Anzahl, wie reale Käufer Webshop-Funktionen erleben. Ziel mobiler Lasttests ist es, Schwachstellen so früh zu identifizieren, dass sie noch mit geringem Kosten- und Zeitaufwand zu beseitigen sind. Dabei gilt es, den Besonderheiten der Kommunikation zwischen Smartphone und Server sowie den Eigenschaften der Mobilfunknetze Rechnung zu tragen.
Heterogene Verteilung von Bandbreiten: Um das Wachstumspotenzial im Mobile-Business auszuschöpfen, wollen Banken und Handel Smartphone-Anwendern ähnlich hohe Serviceniveaus wie DSL-Nutzern bieten. Das ist nicht einfach, da die Bandbreite im Mobilfunknetz zumeist geringer ist. Gleichzeitig fächern sich die Datentransferraten weit zwischen GPRS und LTE auf. Zumindest bis LTE flächendeckend zur Verfügung steht, können Fehler im Handling von Browseranfragen wegen der geringeren Verbindungsgeschwindigkeiten schlechter kaschiert werden: Webanwendungen, die im Breitband-Ethernet als reaktionsschnell wahrgenommen werden, werden abgelehnt, wenn zu niedrigen Transferraten noch Schwachstellen hinzukommen und mobile Datenübertragungen zur Geduldsprobe werden. Zudem führen langsamere mobile Zugriffe zu mehr parallelem Traffic und bringen Webserver eher an die Leistungsgrenze, von der an weitere Anfragen zurückgewiesen werden. Scheitert der Verbindungsaufbau, werden Browseranfragen vom Nutzer häufig in rascher Folge erneuert, so dass sich die Überlastung weiter verschärft. Die Simulation einer großen Zahl gleichzeitiger Zugriffe ist deshalb ein wichtiger Aspekt mobiler Lasttestläufe.
Flexible Bandbreitensimulation: Um die Nutzererfahrung in Mobilfunknetzen, die nach Region, Tageszeit und Auslastung stark schwanken können, authentisch zu ermitteln, sollten mobile Lasttests nicht ausschließlich unter idealen DSL-Umgebungen hinter der Firewall erfolgen. Darüber hinaus empfiehlt sich der Einsatz einer Testsoftware mit integrierter Bandbreitensimulation, die virtuellen Nutzern jeweils individuell Datentransferraten zuordnet. Die Deckelung der im Testlabor verfügbaren Bandbreiten gelingt auch mit WAN-Emulationssoftware oder einer Netzwerk-Appliance, die Bandbreite, Latenzzeit oder Paketverlust simuliert.
Der Nachteil: WAN-Emulatoren limitieren die Bandbreite als Ganzes, nicht für einzelne Test-Nutzer. Aber gerade darauf kommt es an, da Anwender auch in der Wirklichkeit je nach Provider, Vertrag oder Region mit unterschiedlicher Geschwindigkeit auf Webanwendungen zugreifen. Mit flexibler Bandbreitensimulation lassen sich heterogene Testpopulationen erzeugen, so dass ein differenziertes und realistisches Bild der Nutzerzufriedenheit mit einer App entsteht. Wollen Anbieter ein internationales Publikum ansprechen, sollte auch die Bandbreitenverteilung in Nachbarländern berücksichtigt und simuliert werden. Hier bietet sich der gezielte Einsatz international verteilter Server einer Lasttest-Cloud an. In Kombination mit flexibel skalierbaren Übertragungsgeschwindigkeiten liefert sie eine realistische Außen- und Nutzersicht auf das mobile Angebot.