Kauflaune im Keller

Unterhaltungselektronik wird zum Luxusgut

1. September 2022, 10:47 Uhr | Michaela Wurm

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Der CE-Handel verändert sich

Bart van der Vis, Chef des niederländische Etailers Coolblue Germany
Bart van der Vis, Chef des niederländische Etailers Coolblue Germany
© Coolblue

Bereits die Lockdowns haben tiefe Spuren in der deutschen Handelslandschaft hinterlassen. Vor allem im stationären Handel gab es zahlreiche Geschäftsaufgaben. So schließt der Elektronikhändler Conrad fast alle Läden in Deutschland und konzentriert sich auf sein Online-B2B-Geschäft. Der britische Online-Versender AO zieht sich ganz aus Deutschland zurück.

Von tiefgreifenden Verwerfungen will Gundlach jedoch nicht sprechen. Pandemiebedingt habe 2021 der Onlinehandel profitiert. 2022 schrumpfte der Anteil des Onlinehandels wieder. Dafür habe der stationäre Handel Anfang des Jahres wieder an Fahrt gewonnen.

Das bestätigt auch Bart van der Vis, Chef des niederländische Etailers Coolblue Germany, der seit seinem Start vor zwei Jahren stark in sein Geschäft in Deutschland investiert und 2021 sogar sein erstes Ladengeschäft eröffnete: „Genau in dieser Zeit haben wir expandiert und unser erstes Geschäft in Deutschland eröffnet. Unsere Erwartungen wurden übertroffen. Dementsprechend sind wir mit der Entwicklung sehr zufrieden und ziehen gegen den Trend eine positive Bilanz.“ Laut van der Vis konnte Coolblue seinen Gesamtumsatz in Deutschland, den Niederlanden und Belgien auf 2,3 Milliarden Euro im Jahr 2021 steigern (+18 %)“.

In diesem Jahr bekommt auch Coolblue zumindest in einigen Bereichen die Kaufzurückhaltung zu spüren. „Wir sehen starke Unterschiede zwischen den Produkttypen; etwa zwischen Home-Office- und anderen Produkten. Wir verkaufen weniger Home-Office-Produkte als in den Vorjahren, was darauf zurückzuführen ist, dass die Menschen wieder ins Büro gehen. Andere Produkttypen, wie Waschmaschinen und Kühlschränke, verkaufen sich weiterhin gut“, so van der Vis im Interview mit ICT-CHANNEL.

Er führt das darauf zurück, dass einige Produkte für einen Haushalt von entscheidender Bedeutung sind. „Die Menschen werden immer eine neue Waschmaschine brauchen, wenn ihre alte kaputtgeht. Daher sind Haushaltsgeräte immer noch ein starker Markt. Außerdem beobachten wir, dass Verbraucher ein funktionierendes Gerät durch ein umweltfreundliches ersetzen.“

Er sieht auch künftig noch jede Menge Potenzial für stationäre Geschäft, wenn dieses wie bei Coolblue in ein Gesamtkonzept eingebettet ist, das auf die grundlegenden Bedürfnisse der Kunden eingeht. So habe Coolblue eine eigene Infrastruktur aufgebaut, die unter anderem aus einem eigenen Liefernetzwerk, Installationsdiensten und stationären Geschäften bestehe. „Für jeden Produkttyp wählen wir die Elemente unserer Infrastruktur aus, die die grundlegenden Bedürfnisse der Kunden unterstützen, und setzen sie in der Product Journey ein“, so van der Vis. Als Beispiel nennt er eine Waschmaschine. Die kaufe ein Kunde in der Regel, weil sein bisheriges Gerät kaputtgegangen sei. „Er braucht sie schnell, kann aber ein 80 Kilogramm schweres Gerät nicht selbst transportieren, sondern muss bei der Lieferung zu Hause sein. Dafür gibt es unseren 2-Mann-Lieferservice, CoolblueLiefert. Durch unsere Echtzeit-Routenplanung bieten wir dem Kunden sogar die Möglichkeit, ein Zeitfenster für die Lieferung und Installation zu wählen, und zwar an jedem Tag der Woche, auch abends. Während des gewählten Zeitfensters platzieren und installieren Coolblue-Lieferfahrer das Gerät dort, wo der Kunde es braucht, selbst wenn es im vierten Stock oder im Keller steht. Wenn der Kunde es wünscht, nehmen wir sein Altgerät wieder mit, um es umweltgerecht zu entsorgen.“

„Wir sehen alle Kanäle – auch unsere Geschäfte – als Teil der Dienstleistung, denn hier können Kunden unsere Produkte erleben. Wir können in unseren Stores Dinge tun, die wir über unsere Website oder App nicht tun können. So besteht zum Beispiel die Möglichkeit, die Klangqualität eines Kopfhörers oder die Bildqualität eines Fernsehers zu erleben. Der Online-Shop und die App bieten aber auch ausführliche Erklärungen von technischen Abkürzungen und Augmented-Reality-Funktionalitäten in der App. So kann der Kunde zum Beispiel Fernseher virtuell in seiner Wohnung platzieren, um zu sehen, welche Größe am besten passt.“

Das alles mache den Erfolg von Coolblue aus und der sei messbar: „Im Allgemeinen stellen wir fest, dass wir in Regionen, in denen wir ein stationäres Geschäft haben, eine höhere Kundenzufriedenheit und einen höheren Umsatz erzielen. Die Kunden kaufen mehr online, weil sie wissen, dass sie vorbeikommen können, wenn sie Fragen haben oder etwas mit dem gekauften Produkt schief geht.“

 

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

  1. Unterhaltungselektronik wird zum Luxusgut
  2. Verunsicherte Verbraucher kaufen nicht
  3. Der CE-Handel verändert sich

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Coolblue

Weitere Artikel zu Häusser Etuifabrik

Weitere Artikel zu DexxIT GmbH & Co. KG

Weitere Artikel zu gfu software-service gmbh

Weitere Artikel zu Spiele

Matchmaker+