Je mehr Entscheidungen und Interaktionen KI-Systeme übernehmen, desto wichtiger wird ihre Nachvollziehbarkeit. Über die Herausforderungen intransparenter KI-Systeme sowie Ansätze, um Entscheidungen und Funktionsweise von KI-Modellen verständlich zu machen.
Künstliche Intelligenz revolutioniert die Art und Weise, wie Unternehmen mit Texten und Sprache umgehen und ihre Services sowie Dienstleitungen ausrichten: Chatbots beantworten Kundenanfragen rund um die Uhr, Textklassifizierungssysteme sortieren eingehende E-Mails automatisch nach Priorität sowie Thema, und Large Language Models (LLMs) generieren in Sekundenschnelle maßgeschneiderte Texte. Diese KI-gestützten Technologien versprechen enorme Effizienzgewinne und eine Verbesserung des Kundenerlebnisses.
Doch je mehr Entscheidungen und Interaktionen KI-Systeme übernehmen, desto wichtiger wird ihre Nachvollziehbarkeit. Denn ohne Transparenz und Erklärbarkeit bleiben KI-Anwendungen eine Blackbox – sowohl für die Nutzer*innen als auch für die Unternehmen selbst. Das kann zu Misstrauen, Fehlentscheidungen und im schlimmsten Fall sogar rechtlichen Problemen führen.
Ein konkretes Beispiel: Ein Unternehmen setzt ein KI-System zur automatischen Klassifizierung von Kunden-E-Mails ein. Das stuft eine wichtige Verkaufschance fälschlicherweise als Beschwerde ein, die beim falschen Team landet. Der potenzielle Kunde erhält eine verspätete oder unpassende Antwort – etwa in Form einer automatisierten Entschuldigungsmail – und wendet sich frustriert an die Konkurrenz. Ohne Erklärbarkeit des Systems lässt sich im Nachhinein nicht nachvollziehen, warum dieser Fehler passiert ist und wie er sich in Zukunft vermeiden lässt.
Ähnliche Probleme können bei Chatbots auftreten: Wenn ein Bot im Kundendialog falsche oder irreführende Informationen liefert, schadet das dem Unternehmensimage und führt zu frustrierten Kund*innen. Auch bei der Textgenerierung mit LLMs besteht die Gefahr von Halluzinationen – also von der KI frei erfundene Fakten, die im Kontext plausibel klingen können. Ohne Erklärbarkeit bleibe in beiden Fällen offen, auf welcher Basis das Modell seine Aussagen trifft.
Die Intransparenz erschwert Akzeptanz bei Mitarbeitenden und Kund*innen, verhindert effektive Fehleranalysen und erhöht Compliance-Risiken – vor allem in regulierten Branchen, in denen strenge Anforderungen an die Dokumentation automatisierter Entscheidungen, den Datenschutz, den Schutz der Grundrechte und die Vermeidung von Diskriminierung gelten. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund des EU AI Acts, der ab 2025 schrittweise in Kraft treten soll. Diese erste umfassende KI-Regulierung definiert Risikokategorien für KI-Systeme und legt Transparenzanforderungen insbesondere für Hochrisiko-Systeme fest. Kritisch sind dabei zudem ethische Bedenken: Intransparente KI-Systeme können unbeabsichtigt diskriminierend agieren. Zudem erschwert die fehlende Transparenz die Weiterentwicklung der Systeme selbst, da sich KI-Modelle ohne tieferes Verständnis der internen Abläufe nur schwer gezielt optimieren lassen.
Um diese Herausforderungen zu meistern, gewinnt das Konzept der erklärbaren KI (Explainable AI oder kurz XAI) zunehmend an Bedeutung. XAI umfasst Methoden und Techniken, die es ermöglichen, die Entscheidungen und Funktionsweise von KI-Modellen für Menschen verständlich und nachvollziehbar zu machen.
Im Bereich der Textklassifizierung, LLMs und Chatbots lassen sich verschiedene XAI-Ansätze nutzen: