Andererseits kann gerade die Generation Y mit dem Begriff Work-Life-Balance mitunter nur wenig anfangen. Für sie gehen Arbeitszeit und Freizeit oft ineinander über, sodass ein Ausgleich von zwei unterscheidbaren Seiten weder möglich noch sinnvoll ist. Doch das gilt zum einem nur für eine begrenzte Zahl von Arbeitsplätzen, und zum anderen ist es meist auch auf eine Lebensphase begrenzt. Wer aus der Generation Y eines Tages doch eine Familie gründen will, muss seine Prioritäten zwangsläufig neu verteilen und Work und Life wieder anders ausbalancieren. Die kalte Pizza funktioniert dann nicht mehr, auch wenn das jeweilige Projekt noch so spannend ist.
Auch die Work-Life-Balance erweist sich damit als nur ein Modell unter vielen, die in einem Unternehmen heute gleichzeitig nebeneinander und in einer Karriereplanung oft auch nacheinander auftreten. Mitarbeiter erwarten hier Wahlmöglichkeiten, was natürlich auch ein hohes Maß an Selbstständigkeit und Eigenverantwortung einschließt. Nicht jeder kann und will damit umgehen, nicht jeder will als Freelancer arbeiten, nicht jeder ist im Home-Office gut aufgehoben. In einer künftigen Arbeitswelt muss auch für diese Leute Raum sein. Aufgabe der Unternehmen ist es dann, die diversen Modelle des Arbeitslebens zu harmonisieren; in einem Arbeitsmarkt, der sich noch weiter in Richtung eines Arbeitnehmermarkts entwickelt, können auch sie nur so an die guten Köpfe kommen.
Für diese Arbeitswelt der Modelldiversität bietet die heutige Technologie die sachlich-technischen Voraussetzungen. Nie hatten Arbeitnehmer und Unternehmen so viel Wahlfreiheit, nicht nur was die unmittelbare Gestaltung des Arbeitsplatzes betrifft, sondern auch hinsichtlich der Organisation der Arbeit. Egal ob traditionell im Office, zu Hause oder unterwegs gearbeitet wird, egal ob man einen Riesenbildschirm oder ein 8-Zoll-Tablett nutzt, man hat die Wahl; nicht zuletzt weil die Systeme – endlich! – weitgehend interoperabel und leicht zu konfigurieren sind. Empfindlich eingeschränkt ist diese Wahlfreiheit allerdings durch Lücken in der Infrastruktur. Wer während der Wartezeit auf einen verspäteten Zug seine E-Mails abrufen will, braucht ein barrierefreies WLAN am Bahnhof, und er will sich nicht durch fünf Zugangserlaubnisformulare klicken. Sonst gerät die Work-Life-Balance gleich am frühen Morgen in Schieflage.