Mit ihrem enormen Funktionsumfang können NAS-Systeme bei vielen Unternehmen zur zentralen Komponente der IT werden. »NAS bei KMUs nur als reine Storage- und Backup-Lösung einzusetzen, war gestern«, sagt auch Mathias Fürlinger, Senior Storage Consultant bei Qnap, ein modernes NAS übernehme alle Daten- und Server-Aufgaben im Unternehmen. So stellen die Geräte beispielsweise Daten für den Fernzugriff für Mitarbeiter im Außeneinsatz oder im Heimbüro bereit, bieten Mail-Server und umfangreiche Kollaborationstools, hosten komplette virtuelle Systeme, etwa für Entwicklungsumgebungen oder in der Firma benötigte Businessapplikationen, und vieles mehr. Das bietet für den Channel ein großes Potenzial, mit Beratungsdiensten sowie mit Services rund um die Einrichtung und Integration der Geräte in vorhandene Infrastrukturen zu punkten. Setzt aber auch voraus, dass man sich intensiv mit den Geräten und den spezifischen Anforderungen der Kunden auseinandersetzt.
Darüber hinaus lassen sich NAS auch gut als Teil in größeren Projekten unterbringen beziehungsweise als Teil einer Komplettlösung – zum Beispiel für die Videoüberwachung, Digital Signage, eine Backup-Infrastruktur, die Bereitstellung von Medien, eine Entwicklungs- und Testumgebung oder eine Produktivitäts- und Kollaborationslösung – positionieren. Die vielseitigen Geräte werden dann zur Basis einer Speziallösung, die viel Raum für Beratung und Services sowie den Verkauf weiterer Geräte schafft. Für die aber oft auch spezielle NAS-Modelle gebraucht werden, denn so sehr die Speicher »all purpose« sein mögen, so haben sie doch in der Regel sehr spezifische Ausstattungsmerkmale, die sie für ein bestimmtes Szenario prädestinieren, sei es eine besonders hohe Performance durch schnelle SSDs und flotten Prozessor, 40GbE-Schnittstellen, redundante Stromversorgung oder Hochverfügbarkeitsfunktionen zum Aufbau eines Clusters.
Doch NAS können dem Fachhandel auch helfen, das Komponentengeschäft anzukurbeln, vor allem den Absatz von Festplatten. Zwar gehen die Verkaufszahlen von HDDs kontinuierlich zurück, doch noch immer werden pro Jahr mehr als 200 Millionen Laufwerke mit drehenden Scheiben verkauft – viele davon landen in NAS-Systemen. Denn während in PCs und Notebooks oft nur noch eine SSD steckt, sind ausschließlich mit SSDs bestückte NAS eher selten.
»Festplatten sind immer noch die günstigste Methode, um große Datenmengen sicher zu speichern, und genau darum geht es bei NAS-Systemen«, sagt Rainer Kaese, Senior Manager Business Development für die Storage-Produkte bei Toshiba Electronics Europe. SSDs, die Speicherkapazitäten zwischen 4 und 16 TByte bereitstellen wie aktuelle NAS-Festplatten, seien bis zu zehn Mal so teuer. Und daran werde sich in naher Zukunft nichts ändern, da der Preis pro Terabyte bei beiden Medien sinke.
Dazu kommt, dass die Festplattenentwicklung voranschreitet und steigende HDD-Kapazitäten ermöglicht. Zu den neuen Technologien zählen HAMR (Heat Assisted Magnetic Recording) und MAMR (Microwave Assisted Magnetic Recording), die Kaese zufolge keine Einschränkungen bei Performance und Zuverlässigkeit mitbringen und sich sehr gut mit NAS vertragen. Lediglich SMR-Festplatten (Shingled Magnetic Recording) seien nicht für die Anforderungen von NAS-Systemen geeignet. Hier überlappen sich die Datenspuren, was je nach Schreiblast zu Leistungseinbrüchen führen kann.
In vielen kleinen Betrieben oder in Arbeitsgruppen wird Leistung, die ein reines SSD-NAS liefern könnte, ohnehin meist nicht benötigt. Oft sind auch die Infrastrukturen gar nicht für die hohen Geschwindigkeiten ausgelegt. Den Flash-Speichern kommt daher in der Regel eine Rolle als Cache zu, der Datentransfers beschleunigt. Viele NAS für den Business-Einsatz bringen einen extra Slot für M.2-SSDs mit, sodass keiner der Laufwerksschächte belegt wird und diese allesamt weiter für Festplatten bereitstehen.
»Für den Fachhandel sind NAS-Systeme mit Festplatten – als Bundle oder integriertes System – ein idealer Umstieg vom schwierigen und rein preisgetriebenen Komponentengeschäft in das Systemgeschäft, wo Mehrwerte geschaffen werden und dementsprechend auch bessere Differenzierung möglich ist«, hebt Kaese hervor.