Erfolg in der Nische

Glänzendes Geschäft mit Disketten

14. Oktober 2022, 9:45 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Von der Boeing bis zur Nähmaschine

Diskettenlaufwerk in Boeing 747
Ältere Flugzeuge wie die Boeing 747 erhalten Softwareupdates und Navigationsdaten oft noch heute per Diskette
© Screenshot Youtube @AerospaceVillage

Einer seiner größten und beständigster Abnehmer ist dabei die Luftfahrtindustrie, wie Persky jetzt den Autoren Niek Hilkmann und Thomas Walskaar für ihr Buch „Floppy Disk Fever: The Curious Afterlives of a Flexible Medium“ verriet. Denn für den Weiterbetrieb vieler in den 90er Jahren entwickelter Flugzeuge sind Disketten weiterhin unentbehrlich. Sie werden dort vor allem benötigt, um aus dem vorigen Jahrtausend stammende Jets wie die Boeing 747 mit Softwareupdates und aktuellen Informationen wie Navigationskarten zu versorgen. Mindestens einmal im Monat brauchen die älteren Vertreter des legendäre Jumbo-Jets, dessen Produktion in diesen Tagen ausläuft, Datenfutter von einer 3,5-Zoll-Disk. Bedenkt man, dass die Flotten der Airlines im weltweiten Durchschnitt um die 20 Jahre alt sind, lässt sich abschätzen, dass der Verschleiß und die Nachfrage entsprechend hoch sind.

Aber auch in der Industrie gibt es laut dem digitalen Antiquitätenhändler noch reichlichen Bedarf an Disketten. Ähnlich wie in der Luftfahrt sind es dort Persky zufolge vor allem alte Maschinen aus den Anfangsjahren der industriellen Computerisierung, die Updates und Arbeitsdaten über Floppy-Disks eingespielt bekommen. Gleiches gilt auch für die Medizintechnik, in der noch zahlreiche Apparate aus den 80er und 90er Jahren in den Krankenhäusern der Welt stehen und ihr Datenfutter per Diskette aufnehmen und abgeben. Und auch die Bekleidungsbranche ordert bei ihm weiterhin fleißig Nachschub für ihre industriellen Näh- und Stickmaschinen, die ihre Arbeitsdaten oft noch im 3,5-Zoll-Format erhalten. Neben neuen Datenträgern brauchen die Betreiber deshalb auch immer wieder neue und aufbereitete Laufwerke, um diese Maschinenparks am Laufen halten zu können. In Perskys Shop finden sie alles, was sie dafür benötigen. Ein Zehnerpack neuer 3,5-Zoll-HD-Disketten gibt es bei ihm aktuell ab 15 US-Dollar, gebrauchte und geprüfte Datenträger kosten rund halb so viel. Der Preis für die dazu passenden internen Laufwerke beginnt bei knapp 50 Dollar. Dazu bietet der Händler noch Services wie das Überspielen von ZIP-Disks, Disketten, CDs und DVDs auf USB-Sticks an. Kaputte Disketten verkauft er an Sammler und Nostalgiker, die daraus Kunstwerke, Schlüsselanhänger und ähnliches basteln.

Persky kann von diesem Geschäft nach eigener Aussage gut leben. Dennoch ist das Geschäftsmodell langfristig betrachtet endlich, weil die verbleibenden Systeme nach und nach ausgetauscht werden. So verlor er etwa vor drei Jahren einen langjährigen guten Kunden, als die US-Streitkräfte ihr nukleares Arsenal modernisierten und dabei auch die bis dato genutzten Floppy-Laufwerke und -Disketten durch neuere Technologien ersetzten.

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