Nicht nur in Düsseldorf hat Google mit seiner Cloud- und KI-Power noch viel vor. Laut Bernd Wagner, Managing Director Google Cloud Deutschland, will der US-Konzern mit seinen Technologien dazu beitragen, dass Deutschland angesichts aktueller Konflikte digitale Souveränität erreicht: „Wir haben uns ganz klar committet zu Deutschland“, betont Wagner, europaweit schreite der Ausbau der Cloud-Infrastruktur voran.
Im gerade entstehenden Cloud Space in München will Google seinen Kunden Cloud-Technologien begreifbar machen. Mit Hilfe hauseigener Spezialisten könne ein Interessent dort Use Cases erstellen, um Herausforderungen mit Googles Cloud-Technik zu bewältigen. Neben der Expansion der Frankfurter Cloud-Region in Hanau ist laut Wagner auch die Cloud-Region Berlin-Brandenburg sehr wichtig, um Hochverfügbarkeit in Deutschland zu gewährleisten.
Hinzu komme ein Rechenzentrum von T-Systems, in dem eine souveräne Cloud Air-gapped (also streng abgesichert) entstehe. Niemand von Google, auch keine deutschen Beschäftigten, werden laut Wagner Zugriff auf diese Cloud-Umgebung haben. Denn bei Google – wie auch bei Microsoft – hat man längst verstanden, dass US-amerikanische Cloud-Giganten auf die Datenschutz-Regularien und -Bedenken deutscher Behörden und Firmen Rücksicht nehmen müssen – auch wenn in eben diesen Unternehmen und Organisationen der Großteil der Belegschaft ganz selbstverständlich und bedenkenlos Datenkraken wie Facebook nutzt.
Die Cloud-Größe kann für ihre Vorhaben auf eine umfangreiche Partnerlandschaft zugreifen. Dazu zählen laut Wagner große Namen wie Deloitte, Accenture, Atos, Tata oder Wipro ebenso wie „kleinere Boutique-Partner“ etwa im Versicherungs- und Bankenumfeld, wo Google mit Signal Iduna ein Leuchtturmprojekt umgesetzt habe. „Da sind wir sehr breit aufgestellt und auch sehr offen“, sagt Wagner, nicht zuletzt mit Partnern wie C3AI, die mit ihren KI-Lösungen auf der Google Cloud aufsetzen.
Die Cloud und der Klimawandel
Das Thema Klimaschutz sei „super-wichtig“, so Wagner. Seit 2006 sei Google CO2-neutral, der Versorger Engie habe sich verpflichtet, mindestens 80 Prozent der benötigten Energie aus regenerativen Quellen zu liefern. Für die Umsetzung der Klimawende quer durch die Branchen sieht Wagner IT als „signifikanten Hebel“. So habe der Proof-of-Concept eines großen Autoherstellers in seiner Lackierstraße – einem sehr energieintensiven Prozess – ergeben, dass sich hier mit Google-Technik rund 20 Prozent Energiekosten einsparen lassen. „Das entspricht einem hohen zweistelligen Millionenbetrag“, sagt Wagner.
Die Google Cloud helfe Flughafenbetreibern per Analyse aktueller Winddaten, Flugzeuge kerosinsparender landen und starten zu lassen, bei VW erfolge die Entwicklung energieeffizienterer Autos in Googles Wolke. Neben Aerodynamiktests mittels KI-basierer Windstromanalyse seien auch Crashtests neuer Fahrzeugmodelle mit Simulationen statt physischer „Erlkönige“ nützlich, um Zeit, Geld und Material zu sparen.
An der Security-Front tut sich bei Google ebenfalls einiges: Letzten Herbst übernahm der Konzern den US-amerikanischen Cyberabwehr-Spezialisten Mandiant für 5,4 Milliarden Dollar, Anfang dieses Jahres dann für 500 Millionen Dollar Siemplify, ein israelisches SOAR-Startup (Security Orchestration, Automation, and Response). Mit deren Software, so Wagner, lasse sich die Reaktion auf Cyberangriffe „großräumig automatisieren“ – eine nützliche Ergänzung zu Googles wachsendem Security-Arsenal. Schließlich wünschen sich angriffsgeplagte Security-Verantwortliche, dass auch bei digitalen Notfällen die Rettung nach spätestens sechs Minuten vor Ort ist.