Die Wirtschaft wird digitaler. Dementsprechend müssen sich Unternehmen bis hinunter zum einzelnen Mitarbeiter anpassen. Das erfordert neue Arbeitsplatzkonzepte für digitalisierte Prozesse, Produkte oder Services. Die anvisierte Flexibilität stellt Anforderungen an mobiles Arbeiten.
In einem Unternehmen, in dem verschiedene Objekte miteinander kommunizieren, braucht auch der Mensch einen direkten Draht zu seiner vernetzten Umgebung. Denn wie soll die Transformation gelingen, wenn Mitarbeiter nicht in der Lage sind, bei den zunehmend digitalisierten Workloads und Prozessen mobil und flexibel mitzuhalten. Daher rücken unter dem Schlagwort „Digital Workplace“ die einzelnen Arbeitsplätze verstärkt in den Fokus.
Der Research-Spezialist IDC hat in seiner Studie „Advanced Workplace Strategies in Deutschland 2016“ gezeigt, dass die Modernisierung der Arbeitsplätze nach der Sicherheit das wichtigste Handlungsfeld für Unternehmen in den kommenden Jahren darstellt. Neue Modelle und Konzepte für das digitale Arbeiten ergeben sich nicht nur durch die veränderten Rahmenbedingungen im Internet of Things oder Industrie 4.0, sondern auch durch eine zentrale Forderung der Mitarbeiter selbst. 46 Prozent der befragten Young Professionals sind mit ihrer aktuellen Situation unzufrieden. Generell geben aber Mitarbeiter aller Altersklassen den Wunsch nach moderneren Arbeitsplätzen an.
Neben einer gelungenen Anpassung an digitalisierte Prozesse steht für Unternehmen daher auch die Attraktivität als Arbeitgeber im „War for Talents“ auf der Kippe. Auf diese Aspekte hin sollten Unternehmen ihre vorhandenen Arbeitsplatzkonzepte überprüfen. Dabei sind die verschiedenen Arbeitsweisen entsprechend der unterschiedlichen Aufgabenprofile wichtig: Ein Mitarbeiter am Empfang hat ganz andere Anforderungen als eine Servicekraft im Außendienst. Eine ganzheitliche Standardlösung, die für alle Fachbereiche im Unternehmen in Frage kommt, ist im seltensten Fall realisierbar.
Usability und Mobilität sind entscheidend
Darüber hinaus stellt die Usability einer Workplace-Lösung einen wichtigen Kernaspekt dar. Ziele des Digital Workplace sind zufriedenere und produktivere Mitarbeiter. Daher sollte eine Lösung möglichst wenig Aufwand mit sich bringen und viel mehr die Effizienz in den Arbeitsprozessen erhöhen. Es gilt, größere Umstellungen in den Abläufen und aufwändige Einführungs-Workshops in die Lösung zu vermeiden. Zudem sind die mitarbeiterspezifischen Rahmenbedingungen zu prüfen: Ein Außendienstmitarbeiter braucht eine mobile Lösung statt eines Desktop Towers, während beispielsweise ein Administrator vor allem ein einfacheres Management der Desktops favorisiert.
Um die gesteckten Anforderungen zu erfüllen, setzen Unternehmen für den Digital Workplace vor allem auf virtualisierte Desktops. Nutzer erhalten damit einen standort- und geräteunabhängigen Zugriff auf ihre gewohnte Arbeitsumgebung. Virtuelle Desktops geben gleichzeitig genügend Freiraum für individuelle Anpassungen und erlauben auf mobilen Endgeräten mehr Flexibilität.
Die Virtualisierungsebene dieser Desktops läuft auf einem Server und nicht auf den mobilen Endgeräten der Nutzer. Bei virtualisierten Desktops ist daher vor allem die IT-Infrastruktur ein zentrales Fundament der Lösung. Als solche muss sie ausreichend skalierbar, performant und verfügbar sein. Ein Projektleiter auf Dienstreise in einem anderen Kontinent benötigt unter Umständen auch außerhalb deutscher Bürozeiten Zugriff auf wichtige Unternehmensdaten. Solche Szenarien sollten beim Betrieb der eigenen IT-Landschaft bedacht und abgedeckt sein.
Die für die verschiedenen Aufgabenprofile benötigten Anwendungen oder Tools sind bei virtualisierten Desktops auf den Servern im eigenen oder im Rechenzentrum eines Providers installiert. Das gleiche gilt für in den Anwendungen verarbeitete und gespeicherte Daten. DaaS-Lösungen (Desktop as a Service) verhindern, dass Mitarbeiter Daten direkt auf den Endgeräten ablegen. Sollten diese verloren gehen oder gestohlen werden, sind die Daten durch das Speichern auf den Servern vor unbefugtem Zugriff geschützt. Ohne die Login-Informationen zum virtualisierten Desktop erhalten Dritte keinen Zugang. Die Server im Hintergrund der Lösung sorgen bei virtualisierten Desktops darüber hinaus für eine bessere Performance auf den mobilen Endgeräten. Durch die größere Zahl an verfügbaren CPUs und Storage ist die Datenverarbeitung insgesamt schneller und der Speicherplatz entsprechend umfangreicher.
On-Premise oder aus der Cloud?
Es gibt verschiedene Herangehensweisen, den virtualisierten Desktop im Unternehmen umzusetzen. So gibt es zum einen Terminal-Server mit standardisierten Desktops für verschiedene Mitarbeiter. Dabei fehlen die auf die eigentlichen Anforderungen des Mitarbeiters zugeschnittene Umgebung und bereitgestellten Anwendungen. Eine andere Möglichkeit ist VDI (Virtual Desktop Infrastructure), die im eigenen Rechenzentrum steht oder ein Dienstleister dediziert aufbaut. Skalierbarkeit ist in diesem Fall über das weitere Anbinden von Servern nur bedingt möglich. Zudem sind Bereitstellungskosten und Komplexität so hoch, dass sich eine solche Lösung für einen einzelnen Desktop nicht lohnt, sondern für einen rentablen Betrieb schon von Anfang an mit einer höheren Nutzerzahl zu rechnen ist. Dafür erlaubt VDI individuellere Freiheiten beispielsweise beim Netzwerk-Design.
Die Studie von IDC zeigt, dass cloudbasierte Lösungen stärker nachgefragt sind: Noch innerhalb dieses Jahres plant jeder dritte mittelständische Betrieb virtuelle Arbeitsplätze mittels DaaS in die Public Cloud auszulagern. Die zentralen Pluspunkte im Vergleich zur VDI: geringere Initialkosten sowie Komplexität. Die Bereitstellung durch einen Serviceprovider fällt ungleich einfacher aus. In der Regel benötigen User lediglich auf einem stationären oder mobilen Endgerät einen Browser und eine Internetverbindung, um Zugriff auf ihren gewohnten Desktop zu erhalten. Dort hat er dann Zugang zu allen für seine Aufgaben relevanten Anwendungen und Tools. Zudem ist DaaS unter Umständen schon mit dem Bezug eines einzelnen Desktops lohnenswert. Denn Nutzer zahlen im Vergleich zur VDI nicht für die gesamte Bereitstellung der Lösung, sondern nur für die tatsächlich genutzten Ressourcen zum Betreiben der Anwendungen.
Jonas Tusar ist Portfolio-Manager bei Nexinto