Im Bereich der Gefahren durch Viren, Spam & Co., sieht Raimund Genes, Chief Technology Officer vom Antiviren-Experten Trend Micro, eine Bedrohungslage, die sich ebenfalls zuspitzt.
Android-Bedrohungen werden 2013 die Millionengrenze knacken: Die Bedrohungen für Smartphones und Tablet-PCs werden im kommenden Jahr geradezu explosionsartig zunehmen: Die Zahl der bösartigen Android-Apps ist bis dato etwa auf über 350.000 gestiegen - und wird in diesem Jahr wohl die Millionengrenze überschreiten. Zum Vergleich: Am Ende des dritten Quartals 2012 lag die Zahl noch bei 175.000, am Ende des zweiten Quartals bei 30.000 und am Ende des ersten Quartals bei 5.000.
Trend Micro bezieht in die Zählung übrigens auch ausdrücklich die aggressiven „Adware-Programme“ mit ein. Denn Cyberkriminelle erhalten über ein Smartphone - anders als bei einem Computer - auch Informationen über den Aufenthaltsort, die getätigten und angenommenen Telefonanrufe und verkaufen diese Informationen auch im Untergrund weiter.
Generell ist zu erwarten, dass Android den Markt für mobile Betriebssysteme in ähnlicher Weise beherrschen wird wie Windows den Desktop- und Laptop-Bereich. Auch das „Wettrüsten“ zwischen Cybergangstern und Sicherheitsanbietern dürfte im kommenden Jahr in ähnlicher Form stattfinden, wie es vor etwa zehn Jahren bei Windows der Fall war.
Die Zersplitterung des „digitalen Ichs“ wird den Schutz erschweren: Auch an anderer Stelle zeigen sich Auswirkungen durch den Einsatz mobiler Geräte: Während die IT-Landschaft im Hinblick auf die Computertechnik früher geradezu bemerkenswert homogen war - mit Windows als beherrschender Plattform -, lässt sich nun ein anderer Trend feststellen. Diese immer weiter voranschreitende Nutzung mobiler Technologien im täglichen Leben jedoch führt dazu, dass auch immer mehr Gefahren an neuen - und unerwarteten - Stellen auftauchen.
Man könnte es die Zersplitterung des „digitalen Ichs“ nennen. Dadurch, dass mehrere Geräte und Dienste mit „disjunkten“ Daten und Funktionen genutzt werden, wird der Schutz sehr viel komplexer und schwerer: Hier sind vor allem die unterschiedlichen Plattformen mit ihren eigenen Betriebssystemen und Sicherheitsmodellen zu nennen.
Weil sich das Leben der Verbraucher immer mehr im Internet abspielt, werden sie zu einem immer attraktiveren Ziel für Cyberkriminelle - neue Technologien liefern ihnen dabei auch neue Missbrauchsmöglichkeiten: Beispielsweise wäre ein hochauflösender Fernseher, der ein Betriebssystem wie Android, I-OS oder Windows nutzt, über Lücken in diesen Betriebssystemen angreifbar. Und leider sind TV-Hersteller für diese Gefahren nicht so gerüstet wie Anbieter von Tablets oder Smartphones.
Politisch motivierte digitale Angriffe werden destruktiver: 2013 wird es mehr Cyberangriffe geben, bei denen Daten verändert oder zerstört werden und als deren Folge sogar physischer Schaden für die Infrastruktur eines Landes entsteht. Eine solche Entwicklung kann als logische Weiterführung der Informationssammlung gesehen werden, die die verschiedenen Akteure derzeit durchführen - und zwar in loser Verbindung mit Hackergruppen oder vom Staat gesponserten Hackern.
„Es läge nahe“, so Raimund Genes, „diese Angriffe als Teil eines ,Cyberkriegs´ zu sehen, doch sollte man bedenken, dass ein Cyberkrieg klare Kriegshandlungen mit dem Computer als Schauplatz mit einschließt, und zwar zweifelsfrei von einem Staat beauftragt und mit politischem Hintergrund. Doch diese Zuordnung der Angriffe zu Einzelpersonen, Gruppen, Unternehmen oder gar Staaten bleibt eine Herausforderung.“
Cyberkriminelle werden den schwarzen Kontinent entdecken: Afrika, die Heimat des berühmt-berüchtigten SPAM-Angriffs mit dem Namen „Nigeria Scam“ wird zum Ausgangspunkt umfassender Cyberkriminalität - und zum neuen sicheren Hafen für die Gangster, so die Prognose von Trend Micro. Immer mehr Außenseiter, die der Strafverfolgung in ihren Heimatländern entgehen möchten, fliehen hierher. Denn zum einen wird die Internet-Infrastruktur des Kontinents permanent verbessert. Zum anderen „gedeiht“ Cyberkriminalität gerade in Regionen mit einer diesbezüglich schwachen Gesetzgebung, in denen die Verbrecher die lokale Wirtschaft unterstützen und die ortsansässigen Menschen und Unternehmen nicht angreifen.
„Gesetze gegen Cyberkriminalität durchzusetzen“, so der Trend-Micro-CTO, „ist schon in entwickelten Ländern schwierig. Wenn man die vor kurzem veröffentlichten Untersuchungen zur chinesischen und zur russischen Untergrundwirtschaft jedoch als Maßstab nimmt, so könnte sich die Cyberkriminalität in Afrika zum lokalen Wirtschaftsmotor entwickeln.“