Virtuelle Telefonanlagen aus der Cloud bieten zahlreiche Vorteile gegenüber stationären Telefonanlagen inhouse, vor allem wenn es um die Kostenfrage, die Flexibilität oder die Standortgebundenheit geht. Reichen diese Vorteile jedoch aus, um die IP-TK-Anlage aus dem Markt zu drängen? Centrex-Anbieter über die Vorzüge ihrer Systeme aus der Cloud.
Häufig nachgefragte Funktionen bei einer TK-Anlage
Neben den klassischen TK-Leistungsmerkmalen – wie Besetztlampen-Anzeig, Vermitteln oder Makeln – werden oft CTI- und UC-Funktionen seitens des Kunden nachgefragt. Ein Dauerbrenner ist auch das Thema Mobilität. Branchenübergreifend ist ein starkes Interesse im
Bereich Fixed-Mobile-Convergence zu verzeichnen. Insbesondere der Aspekt der Nutzung von herkömmlichen Mobiltelefonen als mobile Nebenstelle eines virtuellen TK-Systems (One-Number-Konzept) wird von Nutzerseite als wichtig erachtet. Auch die Integration von Handy und Smartphone, die, verglichen mit Mobility-Lösungen im TK-Anlagenumfeld, einfach ohne den Einsatz von Client-Software auf jedem vorhandenen Telefon abgebildet werden kann, treibt die Nachfrage.
Schlägt IP-Centrex nun die IP-TK-Anlage?
Eindeutig lässt sich diese Frage nicht beantworten. Beide Systeme habe ihre Berechtigung und eine Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Anlagenart ist sehr stark abhängig von den Anforderungen des Kunden. Fakt ist: „IP-Centrex-Lösungen spielen im Verhältnis zum TK-Gesamtmarkt noch eine untergeordnete Rolle“, wie Thomas Barthmann, Produktmanager Vodafone Office-Net, konstatiert. „Aber gerade im SME-Segment sehen wir aktuell ein starkes Kundeninteresse.“ Die IP-Centrex-Anbieter sind der Meinung, und auch viele der IP-TK-Anlagen-Hersteller stimmen dem zu , dass der Anteil der IP-Centrex-Anlagen kontinuierlich steigen wird. Dazu Ulrich Petry, Vorstand Deutsche Telefon Standard: „Denn das Internet wird für eine moderne Unternehmenskommunikation immer wichtiger. Zudem sind bei IP-Centrex-Betrieb, Systempflege und Wartung kostenfrei.
Know-how: Die vier Evolutionsstufen der Telefonanlage
Unternehmen haben heute die Auswahl zwischen vier verschiedenen Typen von TK-Anlagen mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen:
1) Klassische Telefonanlage
Hier besteht die gesamte Telefonanlage aus der im Grundsatz seit Jahrzehnten bekannten TK-Hardware. Telefoniert wird über die herkömmlichen Telefonleitungen. Die Verbindung erfolgt entweder noch analog oder digital über den ISDN-Standard. Die Technik ist seit Jahrzehnten bewährt. Anschaffung und Unterhalt sind aber vergleichsweise teuer. Und klassische Telefonanlagen sind unflexibel in ihren Einsatz- und Erweiterungsmöglichkeiten.
2) Hybride Telefonanlage
Dabei handelt es sich um kombinierte TK-Anlagen, die sowohl IP- als auch herkömmliche Telefonie bereitstellen. Sie ermöglichen den schrittweisen Umstieg auf VoIP-Telefonie. Herkömmliche Anschlüsse können zunächst weiter betrieben, dann nach und nach durch IP-Anschlüsse ersetzt werden. Dies setzt aber auch den Betrieb einer speziellen TK-Anlagen-Hardware voraus, was wiederum Kosten verursacht. Auch hybride Anlagen sind in ihren Einsatz- und Erweiterungsmöglichkeiten beschränkt.
3) Voice-over-IP-Telefonanlage (VoIP-TK-Anlage)
VoIP-TK-Anlagen unterstützen sowohl IP-Anschlüsse als auch IP-basierende Endgeräte. Sie werden unter anderem mithilfe der Open-Source-Software „Asterisk“ realisiert und erfordern in diesem Fall entsprechendes Know-how für die Installation und den laufenden Betrieb. Ein entscheidendes Problem stellt häufig die Anbindung von analogen Endgeräten, wie zum Beispiel Faxgeräten, dar. VoIP-TK-Anlagen benötigen zudem an jedem Standort eine separate „Box“, also einen Rechner, auf dem die Anlagen-Software betrieben wird.
4) Moderne virtuelle Telefonanlage (Hosted-PBX, IP-Centrex)
Hierbei handelt es sich um VoIP-TK-Anlagen, die im Rechenzentrum eines Service-Providers betrieben werden. Lokale Installationen in den Unternehmen sind dafür nicht mehr erforderlich. Der Einsatz ortsgebundener Server, wie bei Asterisk, entfällt. Sie werden daher unabhängig vom Standort der Firma und ihrer Mitarbeiter auf Servern eines Anbieters installiert und stellen die Anlagenfunktionalität über das Internet bereit. Charakteristisch für virtuelle Telefonanlagen sind standortübergreifende Funktionen und ihre einfache Bedienung. Zudem lassen sie sich kostengünstig und simpel installieren und erweitern. Unternehmer haben oft Probleme damit, die Verwaltung eines so wichtigen Kommunikationsmittels komplett an einen externen Dienstleister abzugeben. Zudem tun sich gerade in Deutschland Unternehmer noch schwer, sich „nur“ auf das IP-Netz zu verlassen – auch wenn die Redundanz oft durch mehrere Rechenzentren gegeben ist. Denn die starke Verbreitung von ISDN sorgte hierzulande bisher immer für eine fast hundertprozentige Verfügbarkeit. Dieser Marke kommen Internetleitungen zwar immer näher, aber noch wird sie nicht überall und nicht immer erreicht.