Unternehmensnachfolge Teil 4: BIS

„Das ist eine riesige Verantwortung“

26. April 2022, 15:08 Uhr | Stefan Adelmann
Firmengründer Herbert Speck (li.) mit seinem Sohn und jetzigem BIS-Geschäftsführer Achim
© BIS

Generationenkonflikt, Kompetenzgerangel, unklare Nachfolge – BIS ist davon verschont geblieben. Das Familienunternehmen aus Radolfzell hat einen reibungslosen Übergang von Vater zu Sohn geschafft, der nun auf starker Basis seine eigene IT-Systemhaus-Vision umsetzt.

Es ist alles andere als selbstverständlich, dass die Vorgängergeneration den Staffelstab ohne Murren weiterreicht und das mühsam Geschaffene in die Hände der Nachfolgerin und des Nachfolgers legt. Schon mehr als einmal kam es im IT-Channel und in der gesamten Branche bereits zu Dissonanzen, Kompetenzkonflikten, zum Aufeinandertreffen von Transformationsdrang und jahrzehntelanger Erfahrung. Und nicht erst einmal ist eine Familiennachfolge an diesen vielen potenziellen Reibungspunkten gescheitert.

Nicht so im Systemhaus BIS aus Radolfzell. Bereits in jungen Jahren hat Vater und Mitgründer Herbert Speck Sohn Achim das Geschäft nähergebracht und ihn mit den wirtschaftlichen und technischen Anforderungen vertraut gemacht. Allerdings ohne Druck, wie der heutige Geschäftsführer im Gespräch mit ICT CHANNEL zurückblickt. Ein Muss war die Übernahme des Unternehmens also nie, ein sinnvoller Schritt zweifellos. Immerhin kam die Nachfolgefrage mit der Zeit und mit dem Alter ganz selbstverständlich und wer könnte sich besser eignen als der IT-begeisterte Sohn, der zwischenzeitlich obendrein neue, gewinnbringende Erfahrungen in der Konzernwelt sammeln konnte?

Achim Speck hat sich für den von seinem Vater eingeschlagenen Weg entschieden und die Leitung des Systemhauses im Zuge des „Generationenwechsels 2020“ übernommen – nicht aber ohne einigen Respekt vor dieser Herausforderung und dem Lebenswerk des Vaters. „Mein Vater hat sehr viel in dieses Geschäft investiert und es ist eine große Verantwortung – für das Business, für die Kunden, aber vor allem auch für die Mitarbeiter“, unterstreicht der neue Geschäftsführer.

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BIS Herbert Speck
Nach der Gründung 1999 baute Herbert Speck über 20 Jahre hinweg ein erfolgreiches Geschäft und weitreichendes Kundennetzwerk auf
© BIS

Ein Umbruch

Speck Senior hatte die ehemalige „B.I.S. Telefonsysteme GmbH“ 1999 gemeinsam mit einem Geschäftspartner als Zwei-Mann-Unternehmen gegründet und über 20 Jahre lang mit viel Herzblut einen beachtlichen Kundenstamm und ein gut laufendes
Geschäft mit mittlerweile 50 Angestellten aufgebaut. Doch in der schnelllebigen ITK-Welt ist nur wenig lange von Bestand. Das gilt vor allem für die von der BIS bisher vor allem vertriebenen Telefonie-Lösungen. Denn heute ist der Verkauf von TK-Anlagen und Telefonen kaum mehr ohne flankierendes IT-Know-how im Aufbau von Netzwerken und Cyber Security-Maßnahmen denkbar. Diesen bedeutenden und notwendigen Schritt wollte der Firmengründer lieber seinem Sohn überlassen. Telekommunikation steht  zwar auch heute noch im Fokus der jetzigen „bis. itk GmbH“, ergänzt wird das Portfolio mittlerweile aber durch Managed- und Cloud-Services, durch Security- und Backup-Lösungen, Awareness-Trainings und Consulting-Leistungen. „Mein Vater und sein Geschäftspartner haben in den vergangenen 20 Jahren verdammt viel richtig gemacht“, bekräftig Speck. Aber der Wandel der Branche habe auch vor dem Systemhaus nicht Halt gemacht. „Und ich bin ein sehr fordernder Charakter, ich liebe Veränderung und Fortschritt.“ Es verwundert also kaum, dass der neue Geschäftsführer die Transformation des Familienunternehmens direkt mit seinem Antritt einleitete.

Das ITK-Geschäft gänzlich an den Nagel gehängt hat Vater Herbert aber trotz des Generationenwechsels ebenfalls nicht. Er berät noch immer, informiert sich weiterhin zu neuen technischen Entwicklungen und ist gleichzeitig „mächtig stolz“ auf das Geleistete und die umgesetzte IT-Vision seines Sohnes. Die Familiennachfolge im Systemhaus ist also geglückt. Und das Geheimnis einer reibungslosen Übergabe? Entscheidend war laut Achim Speck dieser „unglaubliche Vertrauensvorschuss“, aber auch, dass er schon viele Jahre zuvor im Unternehmen mitgewirkt, mitgestaltet hatte, „nicht nur als Sohn des Chefs“, sondern auf fundierter fachlicher Basis. Dennoch ist auch das Thema Familie nicht zu unterschätzen. Sie fördere laut Speck eine einzigartige Unternehmenskultur, basierend auf sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung. Es sei ein großer Unterschied zu einem komplett externen Management, man investiere laut dem Geschäftsführer mehr in das gemeinsam gestaltete, jahrelang gewachsene Unternehmen, das ja ein bisschen auch das eigene Kind sei. Apropos: Noch ist die Tochter von Achim Speck zu jung, um sich schon für Managed Monitoring- und Unified Communications-Lösungen zu begeistern. Mit Blick in die noch ferne Zukunft kann sich Speck eine weitere Familiennachfolge aber gut vorstellen. „Ich würde mich sehr freuen – aber nur, wenn sie das wirklich will.“


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