Als Poly, vormals Plantronics, im Jahr 2017 sein neues Großraumbüro in Hoofddorp bei Amsterdam bezog, stellte sich das Unternehmen die Frage, wie der Lärmpegel dort optimal reduziert werden könnte. Ein Team aus Akustikexperten beschäftigte sich daher näher mit Sound/Masking-Systemen und deren Nachteilen und hielt Ausschau nach besseren Alternativen. Schnell war klar, dass die eigenen Headset-Produkte keine alleinige Lösung sein konnten. Noise-Cancelling-Kopfhörer sind nicht für den achtstündigen Dauereinsatz im Büro konzipiert. Der Mensch nimmt über das Ohr nämlich nicht nur den Schall sondern auch Rauminformationen auf. In einem Raum ohne jegliche Schallreflektion stellen sich nach einer längeren Zeit körperliche und mentale Symptome wie Übelkeit, Nervosität und allgemeines Unwohlsein ein.
Gesucht wurde deshalb nach einem System, bei dem Lautsprecher die menschliche Sprache maskieren, ohne dass es zu den bekannten Symptomen kommt. Fündig wurde das Team von Poly, indem es sich mit der Theorie der „Biophilie“ beschäftigte und einen Blick auf die Natur und die natürlichen Verhaltensweisen des Menschen warf: Zum Wasser scheint der Mensch eine ganz besondere Verbindung zu haben. Wer entspannen und ausschalten möchte, sucht oft die Nähe des Wassers. Basierend darauf entwickelte Poly eine Lösung, die heute unter dem Namen Habitat Soundscaping angeboten wird.
Dabei erfassen mehrere Sensoren, die von der Decke herabhängen oder in sie eingebaut sind, permanent den Schallpegel im Büro. Technisch sind sie so ausgelegt, dass mit ihnen keine Stimmaufzeichnungen möglich sind. Über einen Rechner wird dann ein dreidimensionales Bild von den akustischen Verhältnissen im Raum errechnet. Über einige Deckenlautsprecher – auch sie gibt es in einer hängenden oder eingearbeiteten Variante – legt sich dann der dreidimensionale Soundteppich aus Wasserrauschen über das Büro. Er wird als ausgesprochen räumlich und damit als natürlicher Teil der Umgebung wahrgenommen.
Das Besondere an der Poly Lösung ist die intelligente Umsetzung der Soundmaskierung. So kann das System das Rauschen ganz gezielt an den Stellen im Raum anheben, an denen es nötig ist. Erkennt das System einen akustischen Hot Spot, also beispielsweise eine Gruppe von Leuten, die miteinander reden, so wird um diese automatisch eine Art akustischer Vorhang gezogen. Dazu muss das Rauschen nur punktuell um ein bis zwei Dezibel angehoben werden. Innerhalb der Gruppe bleibt die Verständlichkeit weiterhin erhalten, nur Außenstehende in wenigen Metern Abstand können keine einzelnen Wörter des Gesprächs mehr identifizieren und werden dadurch nicht gestört. Das System arbeitet dabei adaptiv: Setzt sich die Gruppe in Bewegung, wird auch der maskierte Bereich automatisch verschoben. Über eine Heatmap kann der Administrator die akustische Situation im Raum sogar noch genauer beurteilen und punktuelle Veränderungen für ein besseres Klangbild vornehmen.
Damit ist es in einer Bürolandschaft, die mit dem Habitat Soundcaping System ausgerüstet ist, nicht länger nötig, Bereiche räumlich voneinander zu trennen. Stattdessen können die verschiedenen Anforderungen – Zonen zum konzentrierten Arbeiten, für Besprechungen in kleinen Gruppen und den informellen Austausch – größtenteils auf akustischem Wege erfüllt werden, was die Möglichkeiten des offenen Büros zusätzlich erweitert.
Für die Steuerung des Systems ist ein kleiner Steuerrechner, der Zone Controller, verantwortlich. Er kann jeweils zwei Zonen steuern und kontrollieren. Die Größe einer Zone hängt dabei von der Deckenhöhe ab, die mindestens 2,20 Meter betragen muss. In dieser Konstellation lässt sich eine Fläche von etwa 40 bis 50 Quadratmetern abdecken. Bei höheren Decken können auch Büroumgebungen von 60 Quadratmetern akustisch optimiert werden.