funkschau Interview

"Die Ersatzteile werden mager"

27. August 2019, 13:57 Uhr |
Achim Hager, CEO der HFO Holding AG
© HFO

Die IP-Umstellung ist gut verlaufen, die involvierten Anbieter haben partnerschaftlich zusammengearbeitet, resümiert HFO-CEO Achim Hager. Jetzt sei es an den Anwenderunternehmen, auch ihre ISDN-Infrastruktur abzulösen. Denn diese kann in Zukunft nur mit Hürden weiterbetrieben werden.

funkschau: Herr Hager, Die Deutsche Telekom wollte die All-IP-Umstellung eigentlich bis Ende des Jahres 2018 abschließen, aber noch immer sind in vielen Unternehmen allem voran PMX-Anschlüsse im Einsatz. Wie ist Ihre Einschätzung, wie lange werden sich das Thema All-IP und die entsprechende Migration noch im Markt halten?

Achim Hager: Ich denke, dass wir substanziell den größten Part bis Ende 2020 erledigt haben werden. All-IP wird sich noch Jahre halten, da der nachfolgende Wechsel in Cloud-Telefonie erst richtig losgehen wird.

funkschau: Statt umfänglicher Modernisierung steht für viele Entscheider aber allem voran der Investitionsschutz im Fokus. Setzen nach wie vor viele Unternehmen auf eine Überbrückungslösung und betreiben ihre ISDN-Systeme auch am IP-Anschluss weiter?

Hager: Viele Kunden sind noch mit Gateways in der alten Welt, rund 65 Prozent haben die Anlage noch auf ISDN laufen. Somit bleibt die Überschrift, aber das Doing dahinter beschäftigt sich nicht mehr mit dem Anschluss sondern mit der Anlagenfunktionalität des Anschlusses.

funkschau: Was bringt diese Übergangslösung also gegebenenfalls für Nachteile mit sich?

Hager: Die Ersatzteile werden mager und die Funktionalitäten sind nicht vorhanden wie sie sein könnten. Wenn ich unsere modernen Cloudprodukte anschaue, wo Video, Sharing von Anwendungen, Chat, Vierfach-Connection pro Teilnehmer – also zuhause, am Desktop, mit klassischem Tischtelefon und am Handy – einfach so vorhanden ist, da brauche ich einen Handstand bei einer klassischen Anlage. Von Wartungsverträgen mal ganz abgesehen, Updates, Upgrades, sprungfixen Kosten, wenn Baugruppen voll sind und und und.

funkschau: Ganz unbegründet ist die Zurückhaltung vieler Unternehmen aber nicht, Besonders in den frühen 2000er Jahren gab es noch viele durchaus berechtigte Kritikpunkte an VoIP. Hat die IP-Telefonie heutzutage bereits zur Qualität und Zuverlässigkeit von ISDN aufgeschlossen?

Hager: Ganz klar, ja. Was früher als VoIP fast beschimpft oder belächelt wurde, war oft auch fahrlässig. Ohne Anbieter zu nennen, es gab viele Beispiele, wo auf eine 256K-Leitung VoIP portiert worden ist. Das war einfach grausam und hat dem Markt eher geschadet.

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