funkschau: Wie wird das Dokument vor einer nachträglichen Veränderung oder gar Manipulation der Unterschrift geschützt?
Schmid: Für die Erstellung einer elektronischen Signatur wird auf dem Dokument ein Hashwert (Komprimat) mittels Algorithmus gebildet. Dann wird durch einen weiteren Algorithmus ein Schlüsselpaar mit zwei Schlüsseln – einer davon ist öffentlich, der andere privat – generiert und daraufhin die Signatur erstellt. Dabei wird sowohl der mit dem privaten Schlüssel signierte Hash als auch der öffentliche Schlüssel an das Dokument „geheftet“ und beide können mit diesem verschickt werden. Eine Zertifizierungsstelle stellt dabei sicher, dass zu einer Person ein bestimmter öffentlicher Schlüssel gehört, ein sogenanntes „Zertifikat“, das sich im Dokument befindet. Dabei hat der Empfänger die Möglichkeit, die Authentizität der Signatur durch den öffentlichen Schlüssel im angehefteten Zertifikat zu prüfen. Sollte das Ausgangsdokument verändert werden, würde sich auch der Hashwert ändern – der öffentliche Schlüssel ist nicht mehr in der Lage, das Dokument zu entschlüsseln.
funkschau: Um ein Dokument digital zu unterschreiben, muss es hochgeladen werden. Was genau wird wo und wie lange abgespeichert? Besteht die Gefahr, dass die elektronische Signatur von Unbefugten „abgegriffen“ wird?
Thesing: Möchten Sie Ihr Dokument digital signieren, so wird das Dokument in die D.velop-Sign-App hochgeladen. Die Daten liegen hier in der D.velop Cloud und werden ausschließlich auf Servern in Deutschland gespeichert. Lediglich der Hashwert des Dokuments, nicht das Dokument selbst, wird zur Prüfung der Zertifizierung an den Vertrauensdiensteanbieter gesendet. Dieser prüft die Identität des Unterzeichners und schickt anschließend den Hashwert mit einem eingebunden Prüfsiegel/Zertifikat an D.velop Sign zurück. Das fertig signierte Dokument mit zugehörigem Zertifikat können Sie im Anschluss herunterladen. Die Dokumente und dazugehörigen Daten werden nach dem Signaturvorgang aus der D.velop-Sign-App gelöscht.
funkschau: Was war die größte Herausforderung bei der Entwicklung einer solchen Signaturlösung?
Thesing: Unsere größte Herausforderung war es, den Signaturprozess trotz des hohen Maßes an rechtlichen Anforderungen für den Endnutzer möglichst einfach und verständlich abzubilden.
Schmid: Die Identifizierung von neuen Nutzern stellt immer noch eine gewisse Hürde dar. Unsere Aufgabe als Trust Service Provider ist es, sowohl dem Kunden als auch dem Endnutzer die Komplexität abzunehmen und dennoch volle Sicherheit zu garantieren. Mit der Vielzahl an Identifikationsmöglichkeiten, die wir heute anbieten können, ist das Onboarding rein digital möglich und im Handumdrehen erledigt.
Deutschland bei E-Signatur Schlusslicht |
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Vor allem im Zuge der Corona-Pandemie, verteilter Teams und Remote-Arbeit haben digitale Signaturen an Bedeutung gewonnen. Doch eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung von Adobe zeigt, dass deutsche Unternehmen, wie in einigen anderen Bereichen der Digitalisierung auch, nicht zur Speerspitze gehören. Im Gegenteil, hierzulande unterzeichneten lediglich 36 Prozent der Befragten in den letzten 24 Monaten ein Dokument auf digitalem Weg. Zum Vergleich: Der europäische Durchschnitt liegt bei 50 Prozent. Länder wie Frankreich und Großbritannien erreichten sogar 67 beziehungsweise 55 Prozent. Gleichzeitig unterstreicht die Umfrage laut dem Anbieter aber, dass das Interesse an digitalen Signaturen in Deutschland vor allem im Zuge der Corona-Pandemie immerhin deutlich zugenommen hat. Demnach hat die Hälfte der befragten Nutzerinnen und Nutzer im Jahr 2020 erstmals eine elektronische Unterschrift getätigt. Getrieben werden könnte diese Entwicklung auch von der Nachfrage seitens der Kundschaft: Immerhin wünschen sich 69 Prozent der Befragten, dass mehr Unternehmen die Möglichkeit einer elektronischen Unterschrift anbieten. (STA) |