Alles Multi?
Ein theoretischer Trend sind sie schon lange, aber 2021 sollen sie verstärkt auch die Praxis erreichen: Multi-Cloud-Architekturen. Rückenwind erhält ihr Aufstieg vor allem durch den allgemeinen Wandel hin zu Cloud-zentrierten IT-Konzepten, der sich im Zuge der Covid-19-Pandemie deutlich beschleunigt hat. IDC spricht gar von einer Verdopplung der bereits rasanten Geschwindigkeit. Doch kaum ein Cloud-Provider kann im Alleingang den vielen individuellen Anforderung der Unternehmen gerecht werden und ein befürchteter Vendor Lockin bleibt ein nach wie vor gewichtiges Argument gegen die Cloud. Die vorhandenen Potenziale nutzen, gleichzeitig aber die größtmögliche Offenheit und Flexibilität wahren – dafür stehen Multi-Cloud-Konzepte, die verschiedene Private und Public Clouds gleichzeitig für eine IT- respektive Application-Landschaft nutzen. Laut Stefan Ried von Cloudflight wurden Multi-Cloud-Konzepte jedoch bisher zwar viel diskutiert, waren operativ aber eher die Ausnahme. Das soll sich 2021 ändern. Laut dem Analysten helfen dabei die Abstraktion der verschiedenen Cloud-Infrastrukturen mit dem Container-Management auf Basis von Kubernetes und spezielle Software Frameworks wie Googles Anthos oder Microsofts Azure Arc. Auch wenn diese Technologien durchaus noch ausbaufähig sein sollen. Nichtsdestotrotz: Bis 2022 werden 90 Prozent der weltweiten Unternehmen auf einen Mix aus On-Premise-Strukturen, Private Clouds sowie verschiedenen Public Cloud Services setzen, so die aktuelle Prognose.
Die Marktforscher sprechen 2021 gar vom „Jahr der Multi-Cloud“. „Die weitreichenden Turbulenzen, die durch den weltweiten Covid-19-Ausbruch verursacht wurden, haben gezeigt, wie wichtig es ist, dass Unternehmen agil genug sind, um bei Nachfrageschwankungen nach oben oder unten zu skalieren“, sagt Jyoti Lalchandani von IDC. Eine Public-Cloud-Plattform biete Unternehmen zwar eine agile, skalierbare und kostengünstige IT-Infrastruktur, die ihre Geschäftsprozesse unterstützt. „Allerdings ist die Public Cloud nicht unbedingt eine geeignete Option für alle Arten von Workloads. Daher entscheiden sich einige Unternehmen dafür, bestimmte Workloads vor Ort - in einem firmeneigenen Rechenzentrum - oder in einer Private Cloud zu betreiben.“ Dieser Ansatz soll ihnen helfen, eine bessere Leistung, 24/7-Verfügbarkeit, verbesserte Sicherheit und eine bessere Einhaltung von Vorschriften zu erreichen. (STA)
Die Crux mit dem Datenschutz
Es war eine der aufsehenerregendsten Meldungen der Digital-Branche 2020: Im vergangenen September hatte Facebook damit gedroht, sich aus dem europäischen Markt zurückzuziehen, sollte das Unternehmen nicht weiterhin Nutzerdaten in die USA transferieren dürfen. Der Konzern kritisierte mangelnde Fairness und nicht bedachte Konsequenzen entsprechender Vorgaben, die sich aus dem Aus des Privacy-Shield-Abkommens ergaben. Noch sind die Facebook-Dienste auch hierzulande problemlos erreichbar und es bleibt die Frage, ob das US-Unternehmen nicht schlicht und ergreifend ordentlich mit dem wirtschaftlichen Säbel gerasselt hat. Dennoch zeigt der Vorfall, wie stark sich kollidierende regionale Datenschutzvorgaben zukünftig auf digitale Geschäftsmodelle und den weltweiten Markt auswirken könnten. In Unternehmen herrscht vielerorts Verunsicherung, welche Lösungen und Dienste denn nun datenschutzkonform sind und welche nicht. Das Chaos komplettierte Ende des vergangenen Jahres eine Untersuchung der Datenschutzkonferenz von Bund und Ländern, die Microsofts Office 365-Diensten keinen datenschutzgerechten Einsatz attestierten – wobei es von vielen Seiten deutliche Kritik an dieser „undifferenzierten“ Entscheidung hagelte. Und dass jetzt mit Notebooksbilliger.de auch noch ein deutscher Mittelständler eine Millionenbuße aufgrund von DSGVO-Verstößen zahlen soll, entschärft die bestehende Unsicherheit in der Wirtschaft kaum.
So sehr ein starker Datenschutz auch von der Wirtschaft zu begrüßen ist, befürchtet Cloudflight-Analyst Stefan Ried aber, dass „Bedenken und Föderalismus die Digitalisierung blockieren“ könnten. Vor allem die grundsätzliche Verurteilung von US-amerikanischen und chinesischen Cloud-Services betrachtet er als äußerst kritisch und prognostiziert, „dass Europa kaum noch Exportchancen für eigene Digital-Dienste hat, da in 2021 jeder Staat dann seinen eigenen Datenschutz als den besten ansieht“. Selbst vielversprechende Ansätze wie Gaia-X könnten in diesem Bedenkendschungel schnell an Fahrt und an internationalem Potenzial verlieren. (STA)
Zweiter Frühling des PCs
Lange Zeit war die Nachfrage nach PCs, freundlich ausgedrückt, verhalten. Jahr um Jahr sackten die Abverkäufe der wenigen verbliebenen Hersteller nach unten. Smartphones machten den PCs vor allem im Endverbraucher-Bereich Konkurrenz, im Unternehmensumfeld verlängerten sich hingegen die Produktzyklen deutlich. Technische Revolutionen blieben aus, die in Standard-Business-Rechnern verbaute Hardware konnte die Anforderungen selbst von anspruchsvolleren Office-Anwendungen bereits vor Jahren problemlos stemmen, Neuanschaffungen entwickelten sich zur Seltenheit statt zur Regelmäßigkeit.
Wie auf so viele Bereiche hat die Pandemie aber auch auf den PC-Markt einen gewaltigen Einfluss. Im Zuge des Wechsels vieler Mitarbeiter ins Homeoffice sind die Verkäufe vor allem von Notebooks, aber auch von Desktop-Rechnern und Workstations massiv nach oben gesprungen. Die Marktforscher von IDC sprechen für das Gesamtjahr 2020 von einem Wachstum des weltweiten PC-Absatzes von 13,1 Prozent. Zum Vergleich: Über eine Entwicklung dieser Größenordnung durften sich die Hersteller das letzte Mal 2010 freuen. Die wichtigsten Anbieter blieben dabei Lenovo, HP und Dell, Apple und Acer verzeichneten hingegen das größte Wachstum im Vergleich zum Vorjahr.
Das Hoch soll sich auch im kommenden Jahr fortsetzen – und damit auch die entsprechende Kehrseite. Die starke Nachfrage gepaart mit gestörten Lieferketten im Zuge der Pandemie hat teils zu massiven Engpässen und leeren Lagern geführt. Unternehmen, die ihre Angestellten für das Homeoffice rüsten wollen, sollten daher nicht nur bei PCs, sondern auch bei Headsets und Webcams mit Verzögerungen rechnen und frühzeitig tätig werden. (STA)