Effektiver Software-Einsatz

Digitale Transformation und der Einsatz von Unternehmens-Software

13. Juli 2018, 12:45 Uhr | Autor: Thibaut de Lataillade / Redaktion: Axel Pomper

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Anbieter-Vergleich: Deutsche und amerikanische Software-Lösungen

Die Preisfrage: Welche konkreten Softwareprogramme sollte man einsetzen, um die digitale Transformation von Unternehmen zum Erfolg zu führen? Und ist der Einsatz von Cloud-Software internationaler Top-Anbieter (meist aus den USA) oder deutscher Cloud-Produkte besser für ein Unternehmen geeignet? Auf die Frage, wo die Vorteile deutscher Cloud-Produkte gegenüber amerikanischen oder internationalen Produkten liegen, antwortet René Büst, Research Director bei Gartner: „Zunächst einmal gilt es zu betonen, dass amerikanische Produkte hinsichtlich der Technologie oder des Angebots keinen Vorteil gegenüber deutschen Produkten haben. Die Vorteile liegen aber ganz klar in der Sprache und der Lokalisierung. Die meisten amerikanischen Produkte sind nicht in der lokalen Sprache verfügbar oder bieten keinen direkten Ansprechpartner. Zudem kommen noch die rechtlichen Aspekte dazu: Deutsche Anbieter haben in der Regel auch Rechenzentren in Deutschland, auf denen die Anwendungen und die Services bereitgestellt sind. Das heißt, die Daten werden in den meisten Fällen auch hier in Deutschland gespeichert. So können schon mal die Bedenken des Datenschutzes beiseite gelegt werden.“
 
Welche Software ein Unternehmen konkret auswählen sollte, hängt dabei von den folgenden Faktoren ab:

  • Deutsche Sicherheitsanforderungen und Sprache
  • Funktionsvielfalt
  • Budget
  • Unternehmensgröße
  • Art der Software

Sicherheitsbedenken unterliegen dabei immer der individuellen Wahrnehmung. Generell gilt jedoch: In Unternehmensbereichen, die keinen Umgang mit sensiblen Unternehmensdaten erfordern, kann auch internationale Cloud-Software eingesetzt werden. Bei unternehmenskritischen Anwendungen werden deutsche Softwareprodukte allerdings deutlich bevorzugt. Deutsche Anbieter bieten die Software selbst, sämtliche Verträge, Dokumentationen und den Kundensupport in Deutsch an. Selbst wenn in Deutschland das englische Sprachniveau sehr hoch ist, fühlen sich die meisten Unternehmen mit einer lokalen Software und besonders mit Verträgen und Ansprechpartnern, die die eigene Sprache sprechen, meist wohler.

Für Startups und kleine Unternehmen ist die Kostenfrage ein entscheidendes Auswahlkriterium. Hinsichtlich der Preise können deutsche Produkte allerdings schwer mit der internationalen Konkurrenz mithalten. Startups unterliegen zudem häufig niedrigeren regulatorischen Anforderungen als größere Unternehmen und benötigen somit keine speziell auf Deutschland ausgelegten Funktionen in ihrer verwendeten Software.

Unternehmen, die rechtlichen Normen unterliegen wie zum Beispiel der GoBD, in der die Anforderungen des Finanzamts an die IT-gestützte Buchführung festgelegt sind, sollten vorsichtig beim Einsatz internationaler Produkte sein. Die zur GoBD-Einhaltung benötigten Funktionen werden in der Regel nur von deutschen Anbietern bereitgestellt und sind häufig für den Preisunterschied zu den US-Produkten verantwortlich. Weiterhin haben sich viele Anbieter in Deutschland auf Branchenlösungen fokussiert. Die meisten Cloud-Produkte am Markt sind deshalb Standardlösungen, die nicht speziell an ein Unternehmen angepasst sind. Unternehmensprozesse auf eine Software abzustimmen ist allerdings keine einfache Aufgabe. Die Prozesse müssen oft neu definiert werden, damit sie in der Cloud funktionieren und können nicht einfach eins zu eins übertragen werden.
 
Abschließend stellt René Büst fest: „Der deutsche SaaS-Markt hat in den letzten Jahren kräftig aufgeholt. Das gilt grundsätzlich, was Produkte angeht und auch was die Bedürfnisse der Kunden betrifft. Der deutsche Markt war lange Zeit weit hinterher. Mittlerweile gibt es viele Initiativen, die nach vorne pushen. Diese sind auch im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig. Was auch damit zusammenhängt, dass sich viele auf Branchenlösungen fokussiert haben und berücksichtigen, dass es spezielle Industrien hier in Deutschland gibt, die gezielte Unterstützung benötigen.”

Thibaut de Lataillade, Head of International bei Capterra, einer Online-Ressource für Business Software Käufer. Die Gartner-Firma Capterra bietet verifizierte Nutzerbewertungen und unabhängige Testberichte in über 500 Softwarekategorien – von Abrechnungssoftware bis Zeiterfassung.

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