Am ersten April hat Vodafone den Kabel Deutschland-Kauf abgeschlossen und damit auch die Netzinfrastruktur übernommen. Mit dieser macht sich der Carrier zusehends unabhängiger vom ehemaligen Monopolisten Telekom.
Mit gebündelten Kräften bringen es Vodafone und Kabel Deutschland auf ein erdgebundenes Netz von 400.000 Kilometern, das nach eigenen Aussagen, zusammen mit LTE, derzeit 39,2 Millionen Kunden in der Bundesrepublik mit Breitband beliefern könnte. Ob die Infrastruktur des neuen Marktgiganten tatsächlich für diesen Massenansturm gerüstet ist, bleibt fraglich. Immerhin soll der ehemalige Kabel Deutschland-Vorstand Adrian von Hammerstein laut Medienberichten eingeräumt haben, dass bei gleichzeitigem Surfen aller Kunden nur noch eine Geschwindigkeit von 600 Kbit pro Sekunde und Person möglich sei. Nichtsdestotrotz hat Vodafone mit dem Koaxial-Kabelnetz einen strategischen Trumpf in der Hand. Mit diesem kann der Netzanbieter zukünftig die Kunden teils direkt beliefern, ohne Abgaben für die sogenannte »Letzte Meile« der Telekom zahlen zu müssen. Hier sind enorme Einsparungen möglich. »Der Kunde wird profitieren«, sagt von Hammerstein-Nachfolger Dr. Manuel Cubero. »Wir bieten ihm künftig noch mehr Netz und noch mehr Möglichkeiten.«
Freilich muss Vodafone erst investieren, um die übernommenen Netze zu erweitern und zu modernisieren. Laut Unternehmensangaben sind in den kommenden zwei Jahren vier Milliarden Euro für den Ausbau von Netz, Service und Produkten eingeplant. Diese Aussichten dürften auch die Deutsche Telekom zum Schwitzen bringen. Denn bisher brillierte Vodafone insbesondere mit einem starken Mobilfunknetz. Breitband könnte jetzt hingegen für das Unternehmen deutlich an Fahrt gewinnen. »In zwei Jahren wollen wir allen Kunden deutschlandweit das modernste Netz von Vodafone bieten«, sagt Dr. Eric Kuisch, Geschäftsführer Technik Vodafone Deutschland.
Die Telekom profitierte bisher von ihrem breiten Angebot und der Vermietung der letzten Meile. 2012 erhielt der Netzbetreiber Abgaben für 9,5 Millionen Teilnehmeranschlussleitungen. Rücken die Mitbewerber jetzt mit eigenen Leitungen nach, bedeutet das letztendlich enorme Umsatzeinbußen in Bonn. Vodafone macht zusammen mit Kabel Deutschland den ersten Schritt. Und sollte die EU der Telefónica-E-Plus-Übernahme zustimmen, könnte auch die Konkurrenz im Mobilfunkbereich wachsen. Die Luft für den ehemaligen Monopolisten und Marktprimus Telekom wird dünner.