Der Fachkräftemangel ist in vielen Bereichen ein Thema. Während Arbeitgeber in Großstädten mit der Attraktivität des urbanen Lebens punkten können, haben es ländliche Gegenden oft schwerer. Ein Blick ins nordrhein-westfälische Gescher, einer Kleinstadt mit 17.000 Einwohnern.
Luftlinie 42 Kilometer liegen zwischen Gescher und der nächsten größeren Stadt Münster. In Gescher hat der Software- beziehungsweise ECM-Hersteller D.velop seinen Firmensitz. Laut Bundesagentur für Arbeit ist Nordrhein-Westfalen aktuell ein Bundesland, das im Segment „Experten Informatik, Softwareentwicklung und Programmierung sowie IT-Anwenderberatung“ Anzeichen eines Fachkräfteengpasses aufweist. Wie schwer ist es also für D.velop neue Mitarbeiter für den Unternehmensstandort Gescher zu gewinnen? „Das ist und bleibt eine Herausforderung – erst recht durch den ländlich geprägten Raum“, so Christoph Pliete, Vorstandsvorsitzender und CEO von D.velop. „Wir leben mittlerweile in einem Arbeitnehmermarkt, das heißt, Unternehmen müssen sich aktiv um neue Mitarbeiter bewerben“. D.velop macht dies mit unterschiedlichen Methoden – als eine davon kann der „D.velop Campus“ angesehen werden.
Sharing-Economy-Modell
Begonnen hatte alles im Jahr 2012 mit Raumnot bei D.velop. „Durch einen glücklichen Zufall wurde ein direkt angrenzendes Grundstück in der Größenordnung von rund 33.000 Quadratmetern Ackerfläche frei“, so Pliete. Die Geburtsstunde des Campus-Gedankens. Es sollten unterschiedliche IT-Firmen angesiedelt werden, um „damit eine deutlich höhere Außenwahrnehmung zu initialisieren und eine höhere Attraktivität für den ländlichen Standort zu schaffen, indem mehrere attraktive Arbeitgeber an einem Ort zur Verfügung stehen.“
Bereits bestehende und lebendige Geschäftsbeziehungen zu benachbarten Unternehmen gaben den Ausschlag für das Grundprinzip eines Sharing-Economy-Modells. Durch räumliche Nähe sollten Unternehmenskooperationen positiv befruchtet werden. Sharing-Konzepte sind heutzutage in vielen Bereichen gang und gäbe. Von der Bohrmaschine über das Auto bis hin zum tageweisen Vermieten der eigenen Wohnung. Das gemeinschaftliche Nutzen von Gegenständen oder In-frastruktur macht Sinn und sorgt für eine bessere Auslastung, wenn mehrere Nutzer einen Gegenstand gemeinsam verwenden. Das gilt für Bohrmaschinen gleichermaßen wie für Konferenzräume in Gescher.
Idee war, dass sich der D.velop Campus sternförmig um ein zentrales Gebäude gruppiert – darin: Cafeteria, Kantine, Besprechungs- und Schulungsräume sowie die Büros von D.velop. „Es war uns von Anfang an wichtig, dass ein Zentralgebäude als Zentrum für Treffen, Kommunikation und Miteinander als Basis für den firmenübergreifenden Austausch dienen sollte – ganz ohne Standesdünkel oder Angst vor ‚Industriespionage‘“, so Frank Kramer, Geschäftsführer der D.velop Campus GmbH & Co. KG. In der Kantine werden jeden Tag 150 bis 200 Mittagessen serviert. Die Cafeteria kann für Veranstaltungen genutzt werden. Acht Besprechungsräume, zwei große Schulungsräume und vier Konferenzräume mit Präsentationstechnik stehen für die gemeinschaftliche Nutzung bereit.