Print 4.0

Herausforderung oder Chance für die Druckbranche?

30. Januar 2019, 10:52 Uhr | Autro: Arndt Bessing / Redaktion: Sabine Narloch

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Cyberkriminellen keine Angriffsfläche bieten

Dass Cyberkriminalität ein großes Problem ist, haben viele Druckereien mittlerweile erkannt. Immerhin nimmt die Anzahl der Cyberangriffe rasant zu: Eine Untersuchung des amerikanischen IT-Security-Anbieters Varonis zeigt, dass die Zahl der Attacken auf Geräte im Internet of Things (IoT) im vergangenen Jahr um 600 Prozent gestiegen ist. Gerade für Online-Druckereien kann ein Angriff verheerende Folgen haben: Schlagen die Cyberkriminellen zu, können Auftrags-daten verloren gehen, Kundendaten in falsche Hände geraten oder im schlimmsten Fall Maschinen gehackt werden, sodass es zu einem Produktionsausfall kommt. Ein wichtiges Tool für Druckereien ist ein sicheres und regelmäßiges Backup. So können selbst im Falle eines Angriffs die Daten schnell auf den letzten Speicherungsstand zurückgesetzt und damit der Schaden minimiert werden. Druckdienstleister müssen dabei jedoch darauf achten, regelmäßige, nicht zu lange aufeinanderfolgende Back-up-Intervalle zu wählen. Gleichzeitig sollten diese nicht zu häufig stattfinden, sodass die Grenze der Speicherkapazität der Server erreicht wird. Wichtig ist auch, einen geeigneten Datenschutz zu verwenden und Daten nur verschlüsselt zu übermitteln, um Cyberkriminellen den Zugriff zu erschweren. Regelmäßige Updates der Sicherheitsvorkehrungen gehören ebenso zum Schutz vor Cyberangriffen wie eine gründliche Schulung des Personals. Denn die meisten Sicherheitslücken entstehen, weil Mitarbeiter nicht ausreichend vorbereitet sind und den Hackern Einfallstore bieten. Und gerade hier hapert es in der Druckbranche noch oft: Eine Befragung der Bundesdruckerei hat ergeben, dass mangelndes Sicherheitsbewusstsein der eigenen Angestellten das zweitgrößte Hindernis ist, das einer Verbesserung der IT-Sicherheit entgegensteht. An erster Stelle stehen die Kosten.

Neue Arbeitssysteme und Tätigkeitsfelder müssen entstehen

Nicht nur Lieferkosten und Sicherheitsfragen werden durch die zunehmende Digitalisierung beeinflusst. Auch die Produktionssysteme innerhalb der Druckereien werden sich wandeln. Von der Bestellung über die Produktion bis hin zur Lieferung wird alles vernetzt werden. Die Kommunikation in den Druckereien soll so naht- und drahtlos wie möglich erfolgen und eine effiziente Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Produktionsmaschinen ermöglichen. Dadurch entwickeln sich Chancen für eine Neuorganisation der Arbeit und es entstehen neue Arbeitsmodelle und Tätigkeitsfelder. Intelligente Maschinen arbeiten beispielsweise autonom, vom Eingang der Druckdaten über den Druck bis hin zur Verpackung. Mitarbeiter müssen dann die einzelnen Schritte nicht mehr selbst in Auftrag geben und haben mehr Ressourcen, sich um andere Tätigkeitsfelder und außergewöhnlichere Produkte wie Veredelungen, Individualisierungen oder das Erarbeiten neuer Geschäftsmodelle zu kümmern. Auch die Beratung der Kunden wird weiter an Bedeutung gewinnen. Webseiten und Kundenservice müssen dahingehend optimiert werden, dass sie Kunden maximale Freiheiten beim Design ihrer Produkte mit minimalem Aufwand und bei Bedarf sofortiger Unterstützung bieten. Auch eine Weiterentwicklung des Service ist denkbar: Dank Digitalisierung könnten Kunden ein Design grob erstellen, es sofort von einem Designer der Druckerei überarbeiten lassen und anschließend in der gewünschten Auflage bestellen.

Ein weiteres Feld, in dem die Digitalisierung für Druckereien eine Chance bildet, ist die Individualisierung von Produkten. Kunden können Druckerzeugnisse online gestalten und in kleinen Margen bestellen, sodass es sich für sie lohnt, individuelle und sogar personalisierte Produkte zu kreieren. Denn diese werden bei Kunden immer beliebter: Laut einer Studie von KPMG findet mehr als die Hälfte der Befragten individualisierte Produkte interessanter als Massenprodukte. Wichtig ist hierbei, dass Druckereien ihren Kunden eine einfache und intuitive Bedienung der Bestellsoftware garantieren und zusätzliche Individualisierungsmöglichkeiten wie Veredelungen bieten.

Im Zuge der Digitalisierung muss die Print-Branche ihren Platz neu finden und auf den Slogan „Papier als Luxusgut“ setzen, wie auch der Geschäftsführer des Fachverbands für Multimediale Informationsverarbeitung (FMI) Achim Carius Anfang des Jahres in der Verbandstagung erklärte. Gelingt dies, kann die Druckbranche der zunehmenden Digitalisierung beruhigt entgegensehen.

Arndt Bessing ist Geschäftsführer bei Cewe-Print

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