Welche Rolle spielen Regeln und Ethik im heutigen Geschäftsleben – und wie steht es um die Kultur des Fehlermachens? Drei IT- und Digitalexperten geben Auskunft.
Disruption hat so manch eine Branche in Bedrängnis gebracht. Welchen Wert spielen Regeln und Ethik im Geschäftsleben noch?
Wengeler: Meiner Meinung nach haben Ethik und Moral in der heutigen Geschäftswelt nicht unmittelbar etwas mit der Disruption zu tun. Digitale Firmen sind im selben Maße auf Ethik und Regeln bedacht, wie auch Unternehmen, die kein digitales Geschäftsmodell haben. In Bedrängnis sind heutzutage unweigerlich gewisse Branchen, aber das ist eher die natürliche Entwicklung, die mit der Digitalen Transformation einhergeht, als dass es was mit Regeln und Ethik zu tun hätte. Im Gegenteil glaube ich, dass Disruptoren sehr wohl auf Regeln und Ethik achten – sogar mehr als ältere Firmen. Google achtet beispielsweise mehr auf moderne Themen, die in Zeiten der Digitalisierung wichtig sind, wie etwa Sabbatical, Elternschutz oder auch Diversity. Auf der anderen Seite besteht ein erhöhter Leistungsdruck, da messbare Leistungen in einer vernetzten Welt immer wichtiger werden.
Cho: Diese Werte sind und bleiben enorm wichtig – auch und gerade, wenn Disruptionen das eine oder andere Unternehmen zeitweise unter Zugzwang setzen. Bei Thyssenkrupp Elevator werden Transparenz, gegenseitiger Respekt, Integrität und Glaubwürdigkeit ebenso großgeschrieben wie Beständigkeit. Das leben wir nach innen wie nach außen bei den Beziehungen zu Kunden, Partnern und Mitarbeitern. Disruption durch Digitalisierung hat das Potenzial die Arbeit unserer Mitarbeiter zu verändern, deshalb sind diese auch seit Anfang an dabei und entscheiden mit. Ein Geschäftsleben ohne Regeln und Ethik kennt keine Gewinner. Wenn der Druck steigt, steigt auch die Bedeutung ethischen Verhaltens für den Erfolg.
Klempert: Die Digitalisierung hat unsere Welt vernetzt wie nie zuvor. Sie schafft Transparenz und führt Menschen zusammen wie zum Beispiel bei Wikipedia. Gleichzeitig erlaubt das Zusammenspiel von Algorithmen und Populisten auch die Vertiefung der gesellschaftlichen Spaltung. In Zeiten von Fake News und Filterblasen kann professionelle Kommunikation nur durch Glaubwürdigkeit und Transparenz Vertrauen schaffen, Beziehungen aufbauen und nachhaltig eine authentische Reputation bilden.