Dort, wo Versorgungs- und Transportunternehmen das Schienennetz, ihre Leitungen unbemannte Stationen oder Verkehrsknotenpunkte per Video überwachen, setzen sie dazu Ethernet/IP-basierte Applikationen ein. Da die dort installierten neuen Endgeräte lediglich über eine Ethernet-Schnittstelle verfügen, leiten die Netzbetreiber die Ethernet-Datenströme über ihre SDH-Netze (EoS, Ethernet-over-SDH). Damit lassen sich TDM- und Ethernet-/IP-basierte Applikationen über ein gemeinsames Transportnetz anbinden.
In anwendungskritischen Netzen kommt es damit zu einem Einstieg in die IP-Welt, wenn die Betreiber einen Mix von SDH und paketbasierten Technologien einsetzen. EoS stellt eine Brücke bereit, um Ethernet-Daten über die bestehenden SDH-Netze zu transportieren. Damit können auch in Mission-Critical-Netzen Ethernet-basierte Dienste zusammen mit der SDH-basierten Leit- und Sicherungstechnik sicher übertragen werden. Asynchrone Ethernet-Pakete werden dazu in einen synchronen SDH-Datenstrom umgewandelt. Die Ethernet-Frames werden auf Basis des Generic-Frame-Protocol (GFP) in SDH gekapselt und als sogenannte virtuelle Container über das SDH-Netz transportiert.
Denkbare Anwendungsszenarien für EoS bei Bahnen sind die Anbindung und Auswertung von Achszählern sowie die Stellwerkvernetzung in einem Eisenbahntunnel. Die über den gesamten Tunnel verteilten Achszählpunkte übertragen den jeweiligen Zählerstand via EoS an eine Applikation zur Achszählerauswertung. Sie teilt dem Stellwerk mit, ob sich in einem bestimmten Abschnitt gerade ein Zug befindet oder nicht. Ist die Achzählerüberwachung in Form eines doppelten Rings und die Führung eines redundanten Pfads über einen alternativen Weg ausgelegt, erreichen Bahnen damit Verfügbarkeiten von mehr als 99,9999 Prozent – das heißt, die Datenübertragung fällt im Jahr nur rund 32 Sekunden aus.
Als Alternative zu EoS hat eine Reihe von Betreibern anwendungskritischer Netze parallel zu dem langjährig genutzten SDH- ein paketbasiertes Netz aufgebaut. Beide arbeiten unabhängig voneinander. Für die traditionellen Dienste bleibt SDH zuständig, und die neuen Applikationen laufen über Ethernet/IP.