Anwendungskritische Netze

Mission-Critical-Netze und die IP-Migration

23. November 2015, 13:07 Uhr | Axel Föry, Chief-Executive-Officer bei Keymile

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Transportorientierte Übertragung mit MPLS-TP

MPLS-TP (Multiprotocol-Label-Switching-Transport-Profile) wurde entwickelt, um die bei SDH übliche deterministische Datenübertragung auch in paketbasierten Netzen bereitstellen zu können. Die Übertragungswege werden dabei nicht in den einzelnen Netzknoten definiert und gesteuert, sondern mit einem Netzwerkmanagement-System. Netzbetreiber sind mit MPLS-TP in der Lage, in einem Transportnetz SLA-basierte End-to-End-Dienste einzurichten. Kombiniert mit Traffic-Engineering können Betreiber in MPLS-TP-Netzen Vorkommnisse wie Delay-Variation (Jitter) und Paketverluste vermeiden. Um eine hohe Protection-Funktionalität für kritische Übertragungswege zu ermöglichen, vereinfacht MPLS-TP ein schnelles Umschalten von Verbindungen.

Ebenso wie SDH nutzt auch MPLS-TP für den Datentransport einen vordefinierten und vorkonfigurierten Pfad. Um eine mit SDH vergleichbare Umschaltzeit zu erzielen, unterstützt MPLS-TP Redundanzmechanismen beziehungsweise zuvor definierte Ersatzpfade, die bei Bedarf genutzt werden, und kann so auch im Fehlerfall eine sehr hohe Verfügbarkeit gewährleisten.

Die Weiterentwicklung von Mission-Critical-Netzen bewegt sich auf absehbare Zeit in einem Spannungsfeld zwischen der Nutzung langjährig bewährter Bestandssysteme und der Einbindung neuer IP-basierter Applikationen. Im Kern geht es dabei immer um eine mögliche Migration herkömmlicher leitungsvermittelter hin zu einer paketbasierten Übertragung. Transport- und Versorgungsunternehmen etwa nutzen zur Videoüberwachung von Außenstationen, Pumpstationen, Pipelines oder der LAN-zu-LAN-Kopplung bereits Ethernet/IP. Aber auch MPLS-TP wird sich in den kommenden Jahren weitere Anwendungsszenarien erschließen. Um Vertraulichkeit und Integrität der Kommunikation erzielen, setzt Keymile künftig auf Quanten-Kryptographie. Sie bietet eine höhere Sicherheit als konventionelle mathematische Verfahren.

Die hybride Multi-Service-Zugangs- und Transport-Plattform „XMC20“ von Keymile kann als SDH/PDH-Multiplexer, als MPLS-TP-Knoten oder kombiniert betrieben werden, ohne dass dabei die Funktionalität der jeweils anderen Übertragungstechnologie eingeschränkt wird. Die in Deutschland und der Schweiz entwickelte Lösung arbeitet ohne Lüfter. Dadurch ist eine versiegelte Einbauweise möglich, die zu einem niedrigen Energiebedarf führt. Für Anwendungen, in denen zeitmultiplex- und paketorientierte Technologien miteinander kombiniert werden sollen, stehen diverse Gateways bereit, etwa TDM-over-Ethernet (TDMoE), Ethernet-over-SDH (EoS), Ethernet-over-TDM (EoTDM) und SIP-Media-Gateway (VoIP-Gateway).

Das große Spektrum von unterschiedlichen Diensten und verschiedenen Technologien in einem einzelnen Netzelement bilden die Basis für eine Flexibilität bei der Realisierung von zukunftsfähigen Lösungen für Mission-Critical-Netze. Aus einer einzigen Plattform können Netzbetreiber die Anforderungen von Legacy-Systemen abbilden und haben zugleich die Möglichkeit, eine Migration in Richtung paketorientierter Übertragungslösungen einzuleiten. Damit lassen sich die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit von Diensten steigern, die Netzkomplexität reduzieren und letztlich Betriebskosten senken.

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  1. Mission-Critical-Netze und die IP-Migration
  2. Umstieg auf Ethernet/IP bei neuen Applikationen
  3. Transportorientierte Übertragung mit MPLS-TP

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