Gemäß einer EU-Richtlinie nimmt der Bund seit Ende 2020 nur noch Rechnungen in elektronischer Form entgegen. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Zum Stand der technischen Umsetzung hat die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. eine Mitgliederumfrage durchgeführt.
Auch wenn die technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für die XRechnung stehen: Von den 145 befragten Unternehmen gaben nur 66 Prozent an, dass sie bereits eine Lösung zur Erstellung des neuen Rechnungsformates im Einsatz haben. Knapp 20 Prozent befinden sich laut der DSAG-Umfrage noch im Planungsstadium. Rund 52 Prozent hatten bislang überhaupt erst zwischen null und 100 Rechnungen als XRechnung versendet.
Als einen hemmenden Aspekt macht die DSAG die verschiedenen XRechnung-Lösungen in Bund und in den Bundesländern verantwortlich. So erklärt Colin Blöcher, Sprecher der Arbeitsgruppe Electronic Invoicing & Real-time Reporting bei der DSAG: „Selbst große Konzerne und untergeordnete Landesbehörden verlangen unterschiedliche Versandwege wie Peppol, E-Mail, manuelle Eingabe, FTP oder De-Mail. Andere EU-Länder haben dies wesentlich effizienter und damit kostensparender für Unternehmen gelöst.“
52 Prozent der befragten Unternehmen nutzen für den Versand der elektronischen Rechnungen die E-Mail, sie ist damit immer noch der häufigste Transportweg. Es folgen (mit 25 Prozent) der Upload über öffentliche Portale (ZRE des Bundes, OZG-RE der Bundesdruckerei), Peppol (22 Prozent), ZUGFeRD (20 Prozent) und Portale von Drittanbietern (12 Prozent). 18 Prozent der Befragten haben die SAP-eigene Lösung SAP Document Compliance im Einsatz. Mit ihr lassen sich XRechnungen in SAP ERP und S/4HANA erstellen und über Peppol, E-Mail oder ZUGFeRD versenden. Rund 55 Prozent der befragten Unternehmen verwenden hierfür Partnerlösungen innerhalb oder außerhalb von SAP.
Peppol kann man wie ein Einschreiben mit Rückschein verstehen. „Dem Versandweg Peppol gehört die Zukunft, da Unternehmen und Behörden auf diese Weise schlanke Prozesse realisieren und wirklich Kosten einsparen können“, prognostiziert Bernd Nowack, stellvertretender Sprecher der Arbeitsgruppe Rechnungswesen bei der DSAG. „Die anderen Transportarten in Kombination mit entsprechenden Formaten treiben IT- und Prozesskosten eher in die Höhe, denn sie erfordern wegen des unsichereren Transports strengere Kontrolle und gegebenenfalls Nacharbeiten.“
Im B2B-Geschäft scheint die elektronische Rechnung im Format XRechnung noch nicht angekommen zu sein – nur 13 Prozent der befragten Unternehmen sehen hier weiteres Potenzial für die XRechnung.
Erhebungsgrundlage der Umfrage: Die DSAG hat im März 2021 eine Online-Umfrage zu der Umsetzung von elektronischen Rechnungen wie zum Beispiel XRechnung, Peppol, ZUGFeRD durchgeführt. Gefragt wurden exklusiv Teilnehmende von DSAG-Veranstaltungen zur elektronischen Rechnung zwischen 2018 und 2020. Damit wurde eine Zielgruppe befragt, die sich schon mit dem Thema XRechnung beschäftigt hatte. Geantwortet hatten 145 DSAG-Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.