Videokonferenzen, Wartungsarbeiten und Reparaturen per Fernzugriff: Die Präsenz vor Ort hat sich durch die Pandemie und dank technischer Lösungen auf ein Minimum reduziert. Auf diese Weise konnten bereits viele Millionen Tonnen Treibhausgas-Emissionen eingespart werden, wie Studien vorrechnen.
In dem erstmals 2007 auf YouTube hochgeladenen TV-Sketch „Business-Kasper“ mit Michael „Bully“ Herbig gibt es die amüsante Dialog-Passage zweier Geschäftsmänner am Flughafen: Geschäftsmann 1: „Ich flieg' nach Köln, mach mich dort wichtig und flieg' am selben Tag wieder zurück.“ Geschäftsmann 2: „Das mach ich auch vier Mal die Woche.“ Nun lebt der Sketch natürlich von der überspitzten Darstellung der beiden Geschäftsreisenden und dem Aspekt des Wichtigmachens. Dieser Faktor, so bleibt zu hoffen, war letztlich nie ein Grund für ein Business-Treffen. Zudem soll nicht der Eindruck erweckt werden, dass in Vor-Corona-Zeiten Geschäftsreisen in der großen Mehrheit überflüssig gewesen wären. Doch mit der Erfahrung eines Corona-Jahres kommt durchaus die Frage auf, ob wirklich für alle Besprechungen und Veranstaltungen eine Anreise von mehreren hundert oder gar tausend Kilometern nötig war, ist und sein wird? Eine Dienstreise kostet schließlich Zeit, Geld – und verursacht insbesondere per Flieger ein hohes Maß an Emissionen.
Der Klimaschutz hatte allerdings lange keine argumentative Schlagkraft gegenüber Geschäftsangelegenheiten, die es vor Ort zu besprechen galt. Ein gewisses Umdenken – auch in der Geschäftswelt – schien sich allerdings bereits vor der Pandemie eingestellt zu haben. Davon zeugt beispielsweise die im Oktober 2019 von SAP Concur veröffentlichte Studie zum Thema Geschäftsreisen und Klimadebatte. Die Umfrage attestierte, dass damals für 80 Prozent der befragten Geschäftsreisenden der Klimaschutz eine wichtige Angelegenheit gewesen sei, 74 Prozent waren zudem besorgt um die globale Erwärmung. Allerdings nur 39 Prozent der befragten Geschäftsreisenden gaben an, dass sie über notwendige Informationen wie den CO2-Ausstoß bestimmter Verkehrsmittel verfügen. Die Mehrheit hatte somit zum Studienzeitpunkt bereits bekannte Online-Tools wie CO2-Rechner nicht auf dem Schirm.
Nun brach im ersten Quartal 2020 die Pandemie über die Welt herein und hat eigene Spielregeln diktiert – und tut dies noch. Statt quer durch Deutschland, Europa oder die Welt zu reisen, bewegen sich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer größtenteils nur innerhalb der eigenen vier Wände. Dank Videokonferenztools finden Meetings trotzdem statt. LogMeIn, ein Anbieter von Konferenztools hat nun das erste Pandemiejahr von April 2020 bis März 2021 unter dem Aspekt der eingesparten CO2-Emissionen einmal überschlagen. Dafür wurden Daten untersucht, die bei der Verwendung von „GoToMeeting“ und „GoToWebinar“ anfielen. Dafür summierte man die Entfernungen zwischen allen Meeting-Hosts und jedem Teilnehmer für diese Sitzungen. Danach wurde jeder dieser Entfernungen ein Transportmittel zugeordnet, Grundlage für diese Zuordnung waren Statistiken der US-Bundesautobahnverwaltung. Darauf wurde der entsprechende Emissionsfaktor der US-Umweltschutzbehörde angewandt. So kam LogMeIn zu der Schätzung, dass sich durch die Anwendung der beiden UCC-Lösungen im genannten Zeitraum bis zu 63 Millionen Tonnen Treib-hausgas-Emissionen einsparen ließen, die sonst durch Geschäftsreisen oder tägliches Pendeln entstanden wären. Dies entspräche gemäß der U.S. Environmental Protection Agency dem Energieverbrauch von 7,6 Millionen Haushalten für ein Jahr oder der Pflanzung von einer Milliarde Bäume.