Ein anderes Thema, das bislang meist die Präsenz vor Ort erforderlich machte, sind Wartung, Reparatur und Problembehebung an technischen Geräten. So hat das Göppinger Technologieunternehmen Teamviewer die Effekte seiner Lösungen durch das Forschungsinstitut DFGE untersuchen lassen. Die Lösungen können zur Fernwartung und -reparatur von Maschinen, zur Überwachung von Netzwerken und für den Fernzugriff auf Computer und andere Geräte eingesetzt werden. Während es bei Videokonferenzen ein im Wesentlichen homogenes Anwendungsszenario gibt, standen die Studienautoren der DFGE vor der Herausforderung, vielfältige Szenarien zu berücksichtigen. Da ist der Servicetechniker, der aus hunderten Kilometern Entfernung Kräne auf Frachtschiffen im Ozean wartet. Oder der IT-Fachmann, der die über die Welt verteilte Server-Infrastruktur des Unternehmens remote verwaltet. Oder aber ein Vertreter des IT-Teams, der per Fernzugriff bei einem Computerproblem im Homeoffice hilft. Die DFGE hat daraufhin 216 Nutzerprofile entwickelt; dabei wurde auch berücksichtigt, ob Teamviewer täglich, wöchentlich, monatlich oder jährlich zum Einsatz kommt. Auf Grundlage dieser Profile wurde im Oktober und November 2020 eine Online-Befragung unter 1.007 Teamviewer-Anwenderinnen und -Anwendern durchgeführt. Dabei sollten die Teilnehmer ihre Reiseaktivitäten schätzen, die ohne Teamviewer-Lösungen angefallen wären. In Verbindung mit qualitativen Experteninterviews sowie Verbindungsdaten aus dem Jahr 2019 und Berechnungen für 2020 kam die DFGE auf vermiedene Emissionen von 37 Megatonnen CO2e (siehe Kasten unten). Das entspräche einem Ausstoß eines vollbesetzten Flugzeugs des Typs A380, das 7.000 Mal nonstop die 15.000 Kilometer lange Strecke von Singapur nach New York zurücklegt. Zudem würden die Daten laut Studienautoren aufzeigen, dass ein durchschnittlicher Teamviewer-Abonnent etwa vier Tonnen CO2e pro Jahr vermeidet, das entspräche immerhin einer 100.000 Kilometer langen Zugfahrt. Durchaus eindrückliche Zahlen.
Was wird also nach der Pandemie kommen? Nachhaltigkeit ist für Unternehmen mittlerweile ein relevanter Aspekt geworden, der auch Angestellten immer wichtiger wird (siehe Grafik). Und nicht zuletzt kosten Geschäftsreisen die Unternehmen hohe Summen. Laut Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR) gaben deutsche Unternehmen und öffentliche Institutionen im Vorkrisenjahr 2019 über 55 Milliarden Euro für ihre Geschäftsreisen aus. Stattdessen werden wohl viele Neuerungen, die durch die Pandemie nötig wurden, bestehende Praxis bleiben.
Auch bei LogMeIn will man „Lehren aus dem vergangenen Jahr“ nutzen und eine neue Arbeitsweise einführen, so Bill Wagner, Präsident und CEO von LogMeIn. „Der Grundpfeiler ist dabei ein hybrider Ansatz in Bezug auf den Arbeitsort unserer Mitarbeiter. Indem wir Geschäftsreisen und Pendeln zugunsten virtueller Meetings und Veranstaltungen reduzieren, können wir die Welt um uns herum maßgeblich und nachhaltig beeinflussen“, so Wagner. Geschäftsreisen dürften somit in vielen Bereichen weiterhin praktiziert werden, doch vorab wird sicher eine Frage zu beantworten sein: Ist die Dienstreise zwingend notwendig oder geht es nicht auch per technischem Tool an Ort und Stelle?
Wofür steht CO2e? |
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Das Kürzel CO2e steht für CO2-Äquivalente und ist eine Maßeinheit. Damit kann nicht nur das Treibhausgas Kohlen-dioxid (CO2) gefasst werden, sondern auch andere Treibhausgase wie Methan oder Lachgas. Diese werden in die äquivalente Menge von CO2 umgerechnet. |