Die veränderten Entwicklungs- und Produktionsprozesse der Industrie 4.0 stellen neue Anforderungen an die Qualitätssicherung, denn klassische Ansätze greifen künftig zu kurz.
Vor rund 20 Jahren wäre das, was die Industrie-4.0 ausmacht, ganz klar als Science-Fiction klassifiziert worden: Materialien, die wissen, was einmal aus ihnen wird, und die über das Internet mit Maschinen kommunizieren, um sich Bearbeitungszeit zu reservieren. Fabriken, die Varianten eines Massenproduktes in Losgröße Eins produzieren können, die sich ohne Arbeitsvorbereitung und detaillierte Planung des Menschen selbst organisieren. Wartungseingriffe, die über Tausende von Kilometern über das Internet erfolgen. Global vernetzte Entwicklungs- und Fertigungsverbünde, die nur Datensätze teilen und versenden müssen, damit irgendwo auf der Welt ein Bauteil "just in time" produziert wird. Bauteile, die während des Gebrauchs Daten an die Entwickler liefern, mit deren Hilfe sie Einsatzbedingungen verstehen und ihre Designs verbessern können. Die Industrie-4.0 ist die Zukunft der Produktion.
Grundlage für diese von Wissenschaft und Bundesregierung "Industrie 4.0" genannte Entwicklung sind cyberphysische Systeme – das Internet der Daten und Dinge. Dazu gibt es in Deutschland Handlungsbedarf: Denn als bedeutender Produktionsstandort, mit hohem Lohnniveau und wenig Rohstoffressourcen, steht gerade Deutschland unter dem Druck, sich hin zur Industrie-4.0 zu entwickeln, um die eigene Premiumposition zu halten.
Der Handlungsbedarf ist in erster Linie marktgetrieben. Kostendruck einerseits und die Notwendigkeit, kundenindividueller zu fertigen und schneller marktreif zu sein, erfordert maximal flexible und optimal kosteneffiziente Fabriken und Entwicklungsprozesse.
Die menschenleere Produktion ist dabei nicht zu befürchten. Allerdings verändern sich und steigen die Anforderungen an Produktionsmitarbeiter erheblich. Anteilig werden mehr Ingenieure benötigt. Facharbeiter müssen IT- und systemtechnische Kompetenzen aufweisen. Professor Dr. Ralph Stengler, Präsident der Hochschule Darmstadt, kennt die künftigen Qualifizierungsanforderungen. "Noch nie ist das Fachwissen unserer Ingenieure so schnell veraltet wie heute", stellt er fest. Gerade Fachhochschulen wie etwa die in Darmstadt müssten den Studenten vermitteln, wie sie sich schnell das aktuelle praxisrelevante Wissen aneignen. "Wir werden sie darauf vorbereiten, in einer sich technisch rasant verändernden Welt nicht nur zu bestehen, sondern diese aktiv zu gestalten. Unser Ziel ist es, dass die Absolventen die Industrie-4.0 kreieren."