Doch wie kann Deutschland wieder zurück an die Spitze gelangen? Die gute Nachricht in diesem Zusammenhang ist, dass in den vergangenen Monaten etwas Bewegung in den Breitbandmarkt gekommen ist. Der Druck auf den ehemaligen Monopolisten Deutsche Telekom hat sich deutlich verstärkt, nachdem nun immer mehr Kabelnetzbetreiber mit Docsis-3.0-Produkten den Endkunden „bis zu“ 120 MBit/s versprechen. Während Techniker wissen, dass auch hier die 120 MBit/s nur ein theoretischer Wert sind, den nur die wenigsten Kunden tatsächlich erhalten werden, ist die Marketing-Wirkung enorm. Schließlich bietet das Top-Produkt der Deutschen Telekom plötzlich nur weniger als halb so viel Geschwindigkeit wie die Mitbewerber. Hinzu kommen immer mehr kommunale und regionale Projekte, die auf Glasfaserausbau in Eigenregie setzen.
Dennoch sind dies nur erste, zaghafte Schritte vorwärts. Und obwohl zumindest heute ein klares Bekenntnis der meisten Netzbetreiber vorhanden ist, dass schluss-endlich kein Weg an Glasfasernetzen bis zum Haushalt vorbei führt, gehen die Meinungen stark auseinander, wann nun mit dem Bau dieser Netze begonnen werden soll. Gerne wird dabei angeführt, dass es heute ja noch gar keine Nachfrage für solch hohe Bandbreiten gibt. Die Probleme der Endkunden, die heute fünf Stunden für den Download eines (legal gekauften) HD-Videofilmes benötigen, die nach vier Tagen und drei gescheiterten Versuchen aufgeben, ihren HD-Urlaubsfilm auf Youtube zu laden oder die feststellen, dass eine 100-GByte-Online-Festplatte zwar schön ist, aber das Befüllen derselben über eine Woche dauern würde, werden gerne übersehen.
Dabei bedeuten diese Einschränkungen auch, dass die Endkunden keine Möglichkeit haben, sinnvolle Telearbeit umzusetzen, neue Cloud-Services oder innovative Angebote zur Alten- und Krankenpflege per Telekommunikation zu nutzen. Dies wiederum hat zur Folge, dass die fehlenden, echten Breitbandanschlüsse auch negative volkswirtschaftliche Konsequenzen haben können. Eine Studie aus den USA zeigt, dass dort Konsumenten mit Glasfaseranschlüssen bereits heute im Schnitt zwei Tage mehr von zu Hause aus arbeiten als Nutzer von herkömmlichen Breitbandtechnologien. Welche positiven Auswirkungen dies auf den Straßenverkehr, die persönliche Lebensqualität und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen hat, lässt sich leicht nachvollziehen. Mittlerweile gibt es dazu auch erste faktenbasierte Ergebnisse, wie zum Beispiel die ländliche Region um Hudkisvall in Schweden, die bereits 2004 die Entscheidung für FTTH getroffen hat. Mit dem Ergebnis, dass die Abwanderung gestoppt, die Anzahl der Betriebsansiedlungen erhöht und ein Forschungszentrum angesiedelt werden konnte.