Geht man davon aus, dass das „worst case scenario“, nämlich dass der Glasfaserausbau sich in Deutschland weiter stark verzögert, nicht eintritt, so zeichnen sich derzeit mehrere Spieler im FTTH-Markt ab. Zunächst ist davon auszugehen, dass der Trend des regionalen Ausbaus durch Kommunen und Stadtwerke weiter anhält. Neben den großen und bekannten Projekten wie zum Beispiel M-Net, Net Cologne oder Wilhelm.Tel interessieren sich immer mehr mittlere und kleine Städte für die eigenständige Umsetzung von Glasfasernetzen. Städte wie Schwerte oder Kiel haben es bereits vorgemacht, andere werden angesichts der emsigen Planungs- und Vorbereitungsarbeiten bald folgen.
Eine Herausforderung für diese Projekte ist jedoch – ebenso wie für die großen Netzbetreiber – die Finanzierung der Glasfaserinfrastruktur. Die Europäische Investment Bank (EIB) hat zwar grundsätzlich Mittel verfügbar, ist jedoch nicht in der Lage, vergleichsweise kleine Projekte mit einem Investitionsvolumen von unter 100 Millionen Euro in vertretbarer Zeit zu bearbeiten. Dabei könnte gerade die EIB eine wichtige Rolle dabei spielen, auch private Investoren zur Beteiligung zu ermutigen. Ein konkretes Beispiel ist der Niederländische FTTH-Anbieter Reggefiber. Nachdem die EIB ein Darlehen von 142,5 Millionen Euro bewilligt hat, haben fünf private Banken und Investmenthäuser dieselbe Summe für den FTTH-Ausbau für Reggefiber bereitgestellt. Ein mögliches Modell für kleinere Projekte könnte der bereits grundsätzlich genehmigte Antrag des Bundeslandes Schleswig Holstein sein. Dort hat die Investitionsbank Schleswig Holstein die Rolle eines „Aggregators“ übernommen und mehrere Projekte zum Ausbau von passiven Glasfasernetzen in fünf ländlichen Gebieten zu einem Großprojekt mit bis zu 250 Millionen Euro Projektgesamtkosten zusammengefasst. Dadurch ist eine Größenordnung entstanden, die auch für die EIB von Interesse ist.