Das Session-Initiation-Protocol-Recording, kurz SIPREC, beschreibt eine Architektur mit deren Hilfe die Signalisierung und die Metadaten für die Aufzeichnung von Anrufen genutzt werden können. Um SIPREC zu nutzen, gilt es allerdings die typischen SIP-Probleme in den Griff zu bekommen.
"Dieser Aufruf wird zu Schulungszwecken aufgezeichnet.“ Diesen Satz hört man nahezu bei jedem Anruf in ein Contact-Center auf dieser Erde. Die Unternehmen nutzen die Anrufaufzeichnung für eine Vielzahl von Zwecken. Bei Finanzinstituten ist der Anrufmitschnitt gesetzlich vorgeschrieben und die Transaktionen zwischen Kunden und Dienstleister werden damit gerichtsverwertbar erfasst. Andere Unternehmen nutzen die Anrufaufzeichnung zur Qualitätsverbesserung, der Ausbildung und zur Erhöhung der Kundenzufriedenheit.
Lange bevor die SIP-Spezifikationen vom Himmel gefallen sind, gab es bereits eine Anrufaufzeichnung. Mit Hilfe von TDM-Taps wurden die S2M-Leitungen angezapft und die Gespräche an das Aufzeichnungsgerät weitergeleitet. Der Nachteil dieser Lösung bestand darin, dass pro 2-MBit/s-Bündel jeweils eine Aufzeichnungslösung benötigt wurde. Mit der Verfügbarkeit von SIP ließen sich die Sprachverbindungen im Netzwerk anzapfen und die Anzahl der parallelen Verbindungen orientierte sich an der verfügbaren Bandbreite.
Mit SIP war jedoch ein Tapping der Datenverbindung (Ethernet, MPLS) nicht unproblematisch. Die klassischen Koppelkomponenten (Switches, Router) ermöglichen das Duplizieren der Daten nur unzureichend. Spezielle Hardware-Taps sind teuer, komplex zu bedienen und müssen direkt in die Datennetze integriert werden. Aus diesen Gründen benötigen die Unternehmen neue Mechanismen zur Anrufaufzeichnung.
Wie bei vielen Fragestellungen im Zusammenhang mit SIP, besteht die Antwort in der Nutzung eines Session-Border-Controllers (SBCs). Erinnern wir uns: Der SBC ist das Gerät, das zwischen dem SIP-Trunk und dem Unternehmen sitzt. Aus diesem Grund gibt es keinen besseren Ort, um die SIP-Anrufe gezielt abzugreifen und an den Anruf-Recorder zu vermitteln.
Die IETF (Internet Engineering Task Force - die Leute, die SIP und viele der Internet-Protokolle festlegen) haben jetzt die Session-Border-Controller um die Aufgabe der Anrufaufzeichnung erweitert. Das Session-Initiation-Protocol-Recording, kurz SIPREC, wurde im RFC 6341 definiert und legt eine Architektur zur Aufzeichnung von Telefonanrufen fest.
SIPREC definiert zwei Komponenten bei der Anrufaufzeichnung: den Session-Recording-Client (SRC) und den Session-Recording-Server (SRS). Obwohl SIPREC nicht den SRC und den SRS auf ein bestimmtes Gerät festlegt, eignet sich für den Zweck der leitungsseitige Anrufduplizierung (Tapping) ein SBC optimal.
Durch SIPREC müssen keine neuen SIP-Nachrichtentypen unterstützt werden. SIPREC nutzt die altbekannten SIP-Messages „INVITE“ und „BYE“. Die wesentliche Veränderung liegt im Nachrichtentext der INVITE- und BYE-Nachrichten. Wie bei allen SIP-Anrufen beschreibt das Session-Description-Protocol (SDP) die Medien der jeweiligen Session (beispielsweise G.711 oder G.729). In unserem Fall enthält der SDP-Nachrichtentext noch einen zweiten Teil: einen SIPREC-INVITE. Im SIP-Sprachgebrauch wird dieser als Multipar- MIME-Nachrichtentext bezeichnet. Beim ersten Teil des Nachrichtentextes handelt es sich um reine SDP-Informationen und im zweiten Teil werden die SIPREC-Metadaten eingefügt. Diese Metadaten dienen der Bereitstellung der notwendigen Informationen für die Gesprächsaufzeichnung.
Die Metadaten eines SIPREC-INVITE werden im XML-Format codiert. Darin sind Variablen enthalten, die den Beginn und Ende eines Aufzeichnungsabschnitts definieren. Darüber hinaus werden in einem SIPREC-INVITE typischerweise Informationen über beide Anrufteilnehmer und Deskriptoren für die Aufnahme-Session eingefügt. Ein SIPREC-BYE enthält Metadaten zu stoppen und zu archivieren der Anrufaufzeichnung.