Kommentar: SIPREC

SIP-Anrufaufzeichnung

31. März 2015, 14:33 Uhr | Mathias Hein, freier Consultan in Neuburg an der Donau

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Der SBC als Test-Access-Point

© IETF

Ich denke die Beschaffung eines SBC ist ähnlich wie bei dem Kauf eines Autos. Ich fahre einen Skoda und obwohl ich sehr zufrieden mit meiner Wahl bin, weiß ich, dass viele Menschen kein Interesse an diesem Auto haben. Für mich stellen Kraftstoffeffizienz und Zuverlässigkeit einen höheren Stellenwert als Luxus und Sportlichkeit dar. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass ein Zeitgenosse, der einen Mini Cooper oder einen Tuareg kauft, falsch liegt. Unterschiedliche Prioritäten führen zu unterschiedlichen Entscheidungen und abhängig von der Person und seinen Bedürfnissen kann die richtige Wahl variieren.

Aus diesem Grund kann ich auch keinen SBC für alle Anwendungsfälle empfehlen. Jedes heute verkaufte SBC-Produkt unterstützt die Mindestanforderungen. Daher erfordert die Auswahl des „richtigen“ SBCs für den jeweiligen Anwendungsfall eine Reihe unterschiedlicher Kriterien. In Bezug auf die Anrufaufzeichnung und SIPREC muss man sich bei der SBC-Auswahl mit folgenden drei Fragen beschäftigen:

  • Unterstützt der SBC die SIPREC-Spezifikationen? Nicht jeder SBC ist dazu in der Lage. Momentan bieten nach meinem besten Wissen nur die folgenden Produkte eine SIPREC-Unterstützung: Oracle-Acme-Packet, Sonus, Audiocodes und Avaya. Wahrscheinlich werden in Kürze noch andere Hersteller auf den SIPREC-Zug springen.
  • Arbeitet der in Frage kommende SIPREC-SBC mit der geplanten Gesprächsaufzeichnungslösung zusammen? Da es bei SIP immer wieder zu unterschiedlichen (und inkompatiblen) Interpretationen kommt, gilt es die geplante Lösung in der Praxis zu verifizieren.
  • Steht für die geplante Lösung genügend Bandbreite zur Verfügung? Die zwischen dem SBC und dem Anrufaufzeichnungs-Server übermittelten Medien- und Signalisierungsströme benötigen ihre eigene Bandbreite. Außerdem ist zu beachten, dass die Datenströme doppelt auftreten: Vom Endgerät zum SIP-Trunk (das Telefonat) und vom SBC zum Aufzeichnungsgerät (die Sprachkopie). Daher muss sichergestellt werden, dass die Anzahl der gleichzeitigen G.711/G.729-Anrufe auch verlustfrei übermittelt werden kann.

Bisher haben wir nur über die Sprachaufzeichnung am SIP-Trunk gesprochen. Will man jedoch die Aufzeichnung netzseitig durchführen, dann eignet sich ebenfalls ein Session-Border-Controller. Natürlich nutzen wir in diesem Fall die Abgrenzungsfunktionen (Border) dieser Komponente nicht mehr. Ich gehe davon aus, dass diese SBC-Neupositionierung von den jeweiligen SBC-Anbietern übernommen wird und der SBC so in Richtung weiterer Sicherheitsfunktionen ergänzt wird.

Fazit

Die Gesprächsaufzeichnung ist eine sehr teure Angelegenheit und es ist wichtig, dass die Entscheidung über eine Produktbeschaffung mit genügend Informationen gefällt wird. Fragen Sie ihre Lieferanten nach den SIPREC-Erweiterungen und stellen Sie sicher, dass Sie die richtige Lösung einkaufen.

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