Während in allen Bereichen des Telekommunikationsmarktes in den letzten zehn Jahren viel Bewegung im Markt festzustellen war, basieren Mobilfunknetze hauptsächlich auf sprach- und datenvermittelnder Technologie. Mobilfunkbetreiber müssen sich aber ebenfalls der Realität stellen und die Herausforderungen der Breitbandrevolution annehmen. Wie können Umsätze im Mobilfunk gesichert oder sogar gesteigert werden, ohne dass dabei die Pforten für neue Anbieter von Diensten geöffnet werden, die den vom mobilen Breitband versprochenen offenen Zugang nutzen wollen?
Ein IMS (IP Multimedia Subsystem) ist die Antwort der Mobilfunker auf dieses Problem. Auf Grundlage von SIP (Session Initiation Protocol) baut es eine Reihe geografischer Kontrollen und Beschränkungen für den Nutzer auf, um bei Verbindungen zwischen Umsätzen, Services und Kapazitäten zu unterscheiden. WLAN- und gegebenenfalls auch Wimax-Hotspots bieten mit den entsprechenden Endgeräten eine attraktive Alternative, die unterwegs ein echtes Breitband-Erlebnis vermittelt. Die Mobilfunkbetreiber argumentieren dagegen sicherlich korrekt, wenn sie sagen, dass ein umfassender Service mit wechselnden Technologien nicht geboten werden kann. Es ist aber ohne Weiteres möglich, dass durch niedrige Kosten und Breitbandverbindungen wichtige Dienste über diese Drahtlos-Techniken genutzt und die GSM/UMTS-Netze in ihrer Bedeutung verlieren. Sie werden dann zum Lückenfüller bei schlechter Netzabdeckung degradiert, wie es Satelliten heute bei Glasfaserverbindungen machen.
Diese Entwicklung ist noch weit und den Mobilfunkanbietern stehen viele Optionen offen. Sie können ihr Zugangsnetz wie ein Wholesale-Geschäft öffnen und komplette IP-Core-Netze aufbauen oder konvergente Dienste sowohl für Firmenkunden als auch Privatanwender liefern. Ironischerweise „bestraft" man dabei gerade die Industrie, die sich Mobilität auf die Fahnen geschrieben hat sowie den Endverbraucher und Firmenkunden für die spezifische Geografie, in der sie sich gerade aufhalten. Richtig durchschlagkräftig ist eine NGN-Implementierung, wenn geografische Begrenzungen entfernt werden. Das Konzept von Ländergrenzen ist dem NGN-Ansatz wesensfremd und gewinnt nur an Bedeutung, wenn der Zugang zum Netzwerk geregelt werden soll.
Aber selbst mit dem Einebnen der geografischen Grenzen bleiben beträchtliche Unterschiede in der Geschwindigkeit der Annahme der Technologie und des gesamten Ansatzes. Auf unseren Kontinent bezogen, sind Nord- und Südeuropa am fortgeschrittensten. Deutschland gehört zu den Ländern, die einen langsamen Entwicklungspfad verfolgen. Auch wenn sich deutsche Unternehmen mit der Einführung von NGN mehr Zeit lassen, dürften langfristig die Vorteile des NGN-Modells – geringere Kosten, größere Flexibilität und einfache Benutzung – überwiegen. Next Generation Networks werden in den nächsten zehn Jahren auch in Deutschland die vorherrschenden Kommunikationsnetze sein.