Moderne Videokonferenzlösungen sind in vielen Bereichen angekommen. Technische Probleme und Kinderkrankheiten sind bereits überwunden, ist Guido Nickenig von Westcon-Comstor überzeugt.
Das Thema Videotelefonie ist im UCC-Markt seit Jahren ein echter Dauerbrenner. Dabei gehört es für viele Experten zum guten Ton, die Videokommunikation schlechtzureden: Die einen kritisieren die Bandbreitenanforderungen und beschweren sich, weil das Bild in der Videokonferenz ab und an ruckelt. Andere schießen sich auf die Browser-Technologien ein und bemängeln die unzureichende WebRTC-Unterstützung oder fehlende Plug-ins. Und wieder andere nehmen die angeblich fehlende Akzeptanz der Anwender zum Anlass, um den Stab über der Videotelefonie zu brechen.
Schaut man unvoreingenommen hin, wird man aber feststellen, dass die Videotelefonie die allermeisten technischen Probleme und Kinderkrankheiten inzwischen überwunden hat. Die Bandbreiten der Unternehmen reichen in fast allen Fällen vollkommen aus, um selbst internationale Videokonferenzen in Top-Qualität zu übertragen. Und die Palette der auf dem Markt verfügbaren Lösungen ist so breit und so vielfältig, dass Unternehmen aller Größen und Budgets fündig werden.
So können die IT-Entscheider der Konzerne mittlerweile zwischen einer Vielzahl imposanter High-End-Video-Systeme wählen, um ihre globale Kommunikation so effizient wie möglich abzuwickeln. Für Kleinbetriebe und Mittelständler bietet der Markt mit kompakten Huddle-Rooms eine günstige Alternative, um teure Dienstfahrten zu vermeiden und Face-to-Face in verteilten Projektteams zu diskutieren. Und mobile Einzelkämpfer und Home-Office-Aficionados? Die greifen ganz einfach zu den Video-Conferencing-Clients, die zum Beispiel Avaya Equinox, Mitel MiCollab, Microsoft Teams oder Cisco Webex bieten, um auch abseits des Büros den persönlichen Draht zu Kunden und Kollegen zu finden. Und so hält die Videotelefonie klammheimlich in vielen Bereichen des öffentlichen und des privaten Lebens Einzug. Unzählige Healthcare-Einrichtungen nutzen moderne Video-Conferencing-Lösungen, um das Personal zu entlasten, die Qualität der Betreuung zu verbessern und den Aufenthalt für die Patienten so angenehm wie möglich zu gestalten. Die Einsatzbereiche reichen von der Remote-Konsultation externer Fachärzte über Video-Telefonate mit im Ausland lebenden Angehörigen bis hin zur On-Demand-Übertragung von Gottesdiensten.
Auch das Bildungswesen hat die Videotelefonie für sich entdeckt. Viele Schulen bieten kranken Schülern die Option, den Unterricht per Liveschaltung zu verfolgen oder als On-Demand-Aufzeichnung abzurufen – oft der einzige Weg, um bei einem langfristigen Ausfall die Versetzung ins nächste Schuljahr zu gewährleisten. Und auch in der Berufsausbildung finden Videodienste ihre Nischen, etwa wenn Azubis ihre mündliche IHK-Prüfung per Videoschaltung ablegen, statt über mehrere Stunden anzureisen.
Kurz: Menschen auf der ganzen Welt empfinden die Videotelefonie als echte Bereicherung – ganz egal, ob sie dafür zu Consumer-Anwendungen wie WhatsApp und Facetime oder zu anspruchsvollen Enterprise-Lösungen von Poly, Jabra, BlueJeans und anderen Anbietern greifen.
Dem Channel steht auf Jahre hinaus ein interessanter Wachstumsmarkt mit hohem Service- und Beratungsbedarf offen. Immerhin gilt es, den Kunden die Möglichkeiten der Technologien klar aufzuzeigen – und überzeugende Konzepte für eine hochwertige Bereitstellung von Videoinhalten zu entwickeln. Überdies gilt es, die Sicherheit und Compliance der Bildaufnahmen zu gewährleisten – und natürlich auch die Netzwerk- und Storage-Infrastrukturen für das Handling der enormen Datenmengen zu optimieren. Es wartet also viel Arbeit, die das enge Zusammenspiel zwischen Hersteller, Distributor, Integrator und Anwender erfordert.