Verschlüsselung verbieten ist fatal

Warum das Verschlüsselungsverbot die USA auf falsche Pfade führt

21. April 2016, 17:16 Uhr | Autor: Marcel Mock / Redaktion: Axel Pomper
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Ein durchgesickerter Gesetzentwurf aus dem Büro zweier einflussreicher US-Senatoren will die sichere Verschlüsselung von digitalen Daten verbieten. Der Privatanwender wäre dabei genauso betroffen wie Unternehmen, denn auch Kommunikationsanbieter wären gezwungen, unverschlüsselte Daten zu liefern.

Marcel Mock, CTO und Mitbegründer des Schweizer Sicherheitsanbieters Totemo
Marcel Mock, CTO und Mitbegründer des Schweizer Sicherheitsanbieters Totemo
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Mit der Verabschiedung eines solchen Gesetzes wäre die vom Nutzer kontrollierte Verschlüsselung in Smartphones ebenso illegal wie die kürzlich vom Messenger WhatsApp eingeführte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Marcel Mock, CTO und Mitbegründer des Schweizer Sicherheitsanbieters Totemo, erklärt wieso das nicht der richtige Weg sein kann:

Großbritannien steht diesem Anliegen in nichts nach: Ein neuer Entwurf des geplanten britischen Überwachungsgesetzes soll Technologieunternehmen zu einer vorherigen Ankündigung verpflichten, bevor sie Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt bringen. Dies soll Behörden die Möglichkeit geben, vorab gezielt Hintertüren zum Beispiel bei einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, einzubauen. Ähnliche Ansätze sind bereits aus Russland bekannt, wo die Einfuhr von ausländischen Kryptoprodukten von einer Genehmigung des russischen Handelsministeriums abhängig ist.

Fast schon zynisch erscheinen also die Pläne der USA – kritisierte diese doch die Volksrepublik China für die Verabschiedung eines Anti-Terror-Gesetzes zur nationalen Sicherheit. Dieses ermöglicht Behörden den Zugriff auf verschlüsselte Daten ausländischer Unternehmen, da Dienstleister ihre Kodierungsschlüssel im Rahmen von Ermittlungen offenlegen sowie Zugang zu ihren Produkten zulassen müssen. Das Gesetz soll nach Ansicht der US-Regierung in Konflikt mit der Meinungsfreiheit stehen und Technologiefirmen schwächen. Ein ähnlicher Fall liefert weiteren Zündstoff in der Debatte um das Verbot von Verschlüsselung: In Zusammenhang mit den San-Bernadino-Morden forderte das FBI von Apple den Zugangsschlüssel zu iPhone-Kommunikationsdaten. Der Vorfall schürte Ängste unter Sicherheitsexperten – Länder wie Russland und China könnten den Fall als Präzedenzfall sehen und selbst Forderungen stellen.
 

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