Immer mehr Betriebe setzen im Zuge der Covid-19-Pandemie auf Homeoffice und digitale Arbeitskonzepte. Aber besonders kleinere und mittlere Unternehmen stehen vor komplexen Aufgaben. funkschau im Gespräch mit Percy Hamer von BTC zu den wichtigsten Schritten in Richtung Digital Workplace.
funkschau: Die Corona-Pandemie hat das Homeoffice beflügelt. Vor einigen Jahren gab es auf diesem Weg zu diesem Konzept aber noch viele technische Hürden zu überwinden. Hat sich das geändert?
Percy Hamer: Heute ist eine gute Konnektivität im Homeoffice
eher die Regel. Bis auf wenige Ausnahmen verfügen wir auch zuhause über leistungsstarke Datenverbindungen. Standalone-Computer werden in den meisten Büros durch Laptops und Tablets abgelöst. Der gesicherte Zugriff auf die wichtigen Systeme im Unternehmen ist mittlerweile in der Regel für die Mitarbeiter über VPN einfach möglich, sodass für die Arbeit im Homeoffice keine zusätzliche Hardware
notwendig ist. Ausgezahlt hat sich auch das Einrichten virtueller Desktops, um uneingeschränkten Zugriff auf alle Ressourcen zu
ermöglichen. Werden diese über Managed Services bereitgestellt, können sie die Skalierbarkeit des IT-Umfeldes deutlich steigern. Sie sorgen dann dafür, dass immer ausreichend IT-Leistung zur Verfügung steht, ohne dass ein KMU für den Fall einer Krisensituation große Hardware-Parks und Software-Lizenzen vorhalten muss. Die Corona-Pandemie hat noch einmal deutlich gemacht, wie wichtig die Skalierbarkeit der IT für jedes Unternehmen ist. Bedenken insbesondere von KMU gibt es, was die Sicherheit von vertraulichen Firmendaten im Homeoffice angeht. Deshalb sind Sicherheitskonzepte als Ergänzung für technische Maßnahmen erforderlich, vor allem für das virtuelle Arbeiten. Hierzu kommt eine Sensibilisierung der Mitarbeiter für den Umgang mit Unternehmensinformationen sowie das Schaffen von Kommunikationskanälen, um wichtige Fragen schnell klären zu können.
funkschau: Laut Bitkom hat jedoch ein Drittel der Unternehmen in Deutschland Nachholbedarf bei der Digitalisierung von Offices. Was hindert insbesondere KMUs daran, die Arbeit in den Büros zu digitalisieren und so das Potenzial eines Digital Workplace zu nutzen?
Hamer: Oft schreckt der Begriff Digitalisierung erst einmal ab, weil er als sehr große und komplexe Veränderung verstanden wird. Die IT-Teams sind in KMU klein und hauptsächlich damit beschäftigt, den bestehenden IT-Betrieb aufrechtzuerhalten. Digitalisierungsvorhaben und andere Innovationsthemen sind darum oft nur schwer umzusetzen. Dazu kommt, dass die Verantwortlichen in den Fachabteilungen und Verwaltungsbüros, dort wo die meisten Digitalisierungspotenziale anfallen, nur selten eine konkrete Vorstellung davon haben, wie technische Hilfen ihre Prozesse verbessern könnten. Besonders kritisch werden die Kosten und Aufwendungen für die Digitalisierung gesehen, die für eine Amortisierung und dem Entwickeln von Fähigkeiten der Mitarbeiter benötigt werden, um diesen Prozess zu begleiten. Wenn dazu die Unterstützung der Führungskräfte in den Fachbereichen fehlt, haben Digitalisierungsthemen nur wenig Chancen auf Erfolg. Sinnvoll ist darum, gerade für KMU, ein schrittweises Vorgehen, in dem man sukzessive die kritischen Prozesse analysiert, mit Digitalisierung optimiert und damit erste Erfolge realisiert.