Deutsche scheuen im Fall von Lästereien und Beleidigungen die direkte Konfrontation jedoch nicht. 65 Prozent der Arbeitnehmer sprechen häufiger direkt mit dem Kollegen, der sie schikaniert, als mit dem Chef. Ganz im Gegensatz zu einigen englischsprachigen Ländern: In Großbritannien sprechen beispielsweise 69 Prozent unmittelbar mit ihrem Vorgesetzen, während nur 47 Prozent der Befragten den Kollegen lieber direkt konfrontieren.
Jürgen Jakob, Geschäftsführer von Jakobsoftware und Sicherheitsexperte kommentiert: „Man kann nie vollständig kontrollieren, was andere Leute online über einen selbst verbreiten. Die Munition der Lästerer liefert man allerdings oft selbst. Einfache Vorsichtsmaßnahmen können bereits persönliche Informationen schützen – beispielsweise indem man die meist sehr offen Voreinstellungen eines sozialen Mediums an den eigenen Privatsphäre-Bedarf anpasst.“
Auch ungewollte romantische Avancen über soziale Netzwerke haben schon sechs Prozent aller Befragten erhalten. Jeder achte Arbeitnehmer erklärte außerdem, dass Kollegen via Social-Media bereits Gerüchte über ihn im Büro verbreitet haben. Zurückhaltung ist auch auf der Unternehmens-Weihnachtsfeier oder dem Betriebsausflug gefragt: Elf Prozent der Arbeitnehmer wurde schon einmal durch Bilder und Videos bloßgestellt, die bei solchen Firmen-Veranstaltungen aufgenommen und hochgeladen wurden. In Deutschland ist davon jeder zwanzigste betroffen, in Spanien sind es mit 19 Prozent sogar viermal mehr.
Besonders erschreckend an den Ergebnissen der Studie ist, dass fast jeder zehnte der weltweit befragten Arbeitnehmer angab, dass ein Vorgesetzter bereits Informationen, Gerüchte und Lästereien, die in sozialen Netzwerken über sie verbreitet wurden, gegen sie oder einen Kollegen verwendet hat. In den USA mussten sogar schon 13 Prozent diese Erfahrung machen. Dagegen berichten „nur“ fünf Prozent der Deutschen, dass Vorgesetzte ihre Position in diesem Umfang ausnutzen. Dennoch akzeptieren Mitarbeiter weiterhin Freundschaftsanfragen von Kollegen und Vorgesetzten, obwohl sie sich damit eigentlich unwohl fühlen. In Deutschland gaben 24 Prozent der Befragten an, dem Druck nicht standgehalten zu haben und Freundschaftsanfragen aus dem beruflichen Umfeld trotz Unbehagen angenommen zu haben.