Made in Germany

"Wir brauchen kein zweites Silicon Valley"

28. Juli 2017, 15:18 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Co-Innovation ist gefragt

funkschau: Welche Verantwortung tragen deutsche Unternehmen wie das Ihre dabei?
Rieche: Software-Technologie und eine agile IT-Architektur sind zur wichtigsten Quelle für Innovation und Wachstum in den Unternehmen geworden. Wir stehen ihnen als Partner zur Seite und unterstützen sie auf dem IT-gestützten Weg zu neuen Geschäftsmodellen. Das betrifft vor allem auch unsere Industrie. Ein großer Teil der Fertigungsressourcen der Europäischen Union befindet sich in Deutschland und es liegt an uns, eine europaweite Digitale Transformation in der Fertigungsindustrie anzustoßen. Nur so kann die europäische Industrie ihre führende Stellung in der Welt auch künftig behaupten.

Deutsche und europäische Hersteller können ihren Platz in der Welt nur durch Co-Innovation, also einem Schulterschluss mit der deutschen Software-Industrie behaupten. Der amerikanische Ansatz der Standardlösung in der Software-Entwicklung ist überholt, er wurde vom industriellen Internet zu Grabe getragen. Heutzutage kann die Softwarebranche nicht mehr losgelöst sein von den Branchen, die sie bedient. Sie muss vielmehr zu einem integralen Bestandteil jedes Unternehmens werden, um bestehende Produktpaletten um digitale Services zu ergänzen. Schließlich sind Software-Kompetenzen und -Innovationen die wichtigsten Quellen für künftigen Umsatz in jedem Wirtschaftszweig und damit die wichtigste Quelle für künftiges Wachstum in Europa. Dieser Verantwortung für das Wirtschaftswachstum in Europa müssen wir uns stellen, besonders in Deutschland.

Die gute Nachricht: Das von Industrie 4.0 geforderte Modell der gemeinsamen Software-Entwicklung und Co-Innovation – also die Integration von Industrie und IT – ist bereits ein lebendiger, „atmender“ Geschäftsprozess. Namhafte Unternehmen wie etwa Bosch leben das bereits vor. So hat die Software AG wesentliche Komponenten für die Bosch IoT-Plattform (Bosch IoT Cloud, BIC) geliefert. Basierend auf dieser Plattform haben wir gemeinsam eine Lösung erstellt, die Bewegungsdaten mobiler Objekte, beispielsweise von E-Bikes, erfasst und verarbeitet. Auf diese Weise entstehen neue Geschäftsmodelle, von denen Kunden profitieren.

funkschau: Das Qualitätssiegel „Made in Germany“ hat bereits viele Krisen erfahren und erfolgreich gemeistert – Stichwort Abgas-Skandal. Was muss passieren, damit Qualität auch in 20 Jahren noch zentrales Differenzierungsmerkmal und Erfolgsprinzip der deutschen Wirtschaft ist?
Rieche: Wir müssen uns auf unsere Stärken fokussieren. Dazu gehören sowohl die weithin bekannten Global Player als auch die Hidden Champions des Mittelstands – zahlreiche weltweit führenden KMU, die es mit ihrem Know-how an die Spitze ihrer Branche geschafft haben. Unser System der Lehrlings- und Meisterausbildung in der Industrie und anderen Branchen ist weltweit anerkannt und kaum zu kopieren. Auch die deutsche Software-Branche verfügt über einzigartiges Know-how. Im Südwesten Deutschlands gibt es bereits ein Industriecluster mit rund 11.000 Software-Firmen – Europas leistungsstärkstes Netzwerk von Unternehmen, Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen im Bereich Software-Entwicklung. Ein solches Industriecluster nachzubilden, dauert Jahrzehnte und erfordert immense Investitionen. Der „Standort Deutschland“ ist zudem der am höchsten entwickelte Industriestandort der Welt. Darauf müssen wir aufbauen und dieses kontinuierlich weiterentwickeln.

funkschau: Die Software AG hat, um unter anderem diesem Anspruch gerecht zu werden, im März diesen Jahres die Industrie-4.0-Initiative „Made in digital Germany“ ins Leben gerufen. Was hat es genau damit auf sich?
Rieche: Das Motto „Made in digital Germany“ erweitert das Gütesiegel „Made in Germany“ um unsere Digitalisierungskompetenz. Es macht deutlich, dass deutsche Unternehmen unter Berufung auf die Stärken unseres Standorts in der Lage sind, eine Vorreiterrolle einzunehmen. Wir brauchen kein zweites Silicon Valley, denn wir besitzen zahlreiche Stärken und Alleinstellungsmerkmale, die Unternehmen hierzulande eine Spitzenposition am Weltmarkt garantieren. Durch die Digitale Transformation dieses Wirtschaftsgutes bleiben wir an der Spitze der globalen industriellen Entwicklung. Die wichtigste Strategie für die Zukunft der europäischen Wirtschaft heißt Co-Innovation: Die führenden Software- und Industrie-Unternehmen entwickeln im Schulterschluss innovative digitale Services und treten auf dem Weltmarkt gemeinsam auf – diese Strategie stärkt alle beteiligten Akteure. Made in digital Germany bedeutet somit das nächste Kapitel einer Erfolgsgeschichte.

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