Den Studienergebnissen von Etventure zufolge ist die Bedeutung des Themas Digitalisierung in deutschen Großunternehmen 2018 erneut gestiegen. Satte 42 Prozent der Befragten fühlen sich gut oder gar sehr gut auf die Digitale Transformation vorbereitet. Die Crux daran: Die Mehrheit der Studienteilnehmer versteht unter Digitaler Transformation in erster Linie die Digitalisierung des bestehenden Geschäftsmodells und analoger Prozesse. Der Aufbau des digitalen Neugeschäfts bleibt derweil außen vor. Dabei ist die Auseinandersetzung mit neuen Strukturen gerade eine der Mammutaufgaben, die Unternehmen in den kommenden Jahren zu bewältigen haben, meint Nouak: Neben neuen Technologien werden veränderte Abläufe, Produktions-, Liefer- und Vertriebsketten sowie neue Geschäftsmodelle die Verantwortlichen auf eine harte Probe stellen. „Grundsätzlich kann man, denke ich, jetzt schon prognostizieren, dass viele Anwendungen komplexer, aber auch mobiler und besser integriert sein werden. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Digitalisierung den Menschen dient. Daher muss sowohl die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine in Zukunft enger, als auch der gesellschaftliche Dialog ausgebaut werden“, so Nouak.
Die Tatsache, dass sich der Fortschritt insgesamt nur recht langsam gestaltet, sei derweil, so die Studienergebnisse, den Hemmnissen geschuldet, mit denen die Unternehmen derzeit zu kämpfen hätten. Hier sind zu nennen: die Verteidigung bestehender Strukturen, die fehlende Erfahrung mit nutzerzentriertem Vorgehen sowie blockierende Sicherheitsanforderungen. Apropos fehlende Erfahrung: Nur 38 Prozent – und damit vier Prozent weniger als noch im Vorjahr – sehen ihre Mitarbeiter als ausreichend qualifiziert für die Veränderungen durch die Digitalisierung. Als logische Konsequenz setzen entsprechend viele Unternehmen massiv auf Weiterbildungsprogramme, um ihren Mitarbeitern digitales Know-how und agile Methoden zu vermitteln. Doch ohne ihn, den Mitarbeiter, wird es ohnehin nicht funktionieren, den digitalen Wandel voranzutreiben, davon ist Markus Krammer, Vice President Products & New Business bei Nfon, überzeugt. „Man muss mit der richtigen Einstellung an die Sache gehen und dem Wandel positiv und offen begegnen. Dann fällt es leicht, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die bereichsübergreifend analysiert, an welchen Touch Points und in welcher Form der Wandel das Unternehmen betrifft, um die Chancen und Risiken zu bewerten. Ganz wichtig vor der dann folgenden Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen: den Faktor Mensch dabei nicht aus den Augen verlieren.“
Veränderungen unterliegt außerdem das Wettbewerbsumfeld: Tiefgreifende Veränderungen in der Wertschöpfungskette und der Fertigungstiefe – sowohl horizontal als auch vertikal – sind zu beobachten. Und neu ist vor allem die Geschwindigkeit, in der sich diese Veränderungen vollziehen – ganz zu schweigen von den Konsequenzen für die Branche. Damit wären wir beim Arbeitsmarkt: Neue Anforderungen schaffen neue Berufsbilder. „Big Data ermöglicht zum Beispiel Data Mining, wofür Data Scientists benötig werden. Langzeitbeschäftigungen verschwinden, wir transformieren uns zur Projektgesellschaft. Das Modell 'Ein Job bis zur Rente' gehört der Geschichte an. Zudem besteht die Option, dass Low-skilled-Jobs durch Automaten oder Roboter mittels künstlicher Intelligenz und Virtual Reality ergänzt werden. Mit der Fortsetzung der Verlagerung von Arbeitsstätten ist ebenfalls zu rechnen“, prognostiziert Krammer. Dass sich Tätigkeitsprofile im Allgemeinen verändern werden und neue Schwerpunkte entstehen, glaubt auch Alexander Nouak vom Fraunhofer-Verbund. Allerdings ist er der Meinung, dass das zu Grunde liegende Fachwissen weitestgehend ähnlich bleibt und sich lediglich die Werkzeuge und die notwendigen Anwendungskenntnisse weiterentwickeln werden: „Ein Konstrukteur in der Automobilindustrie beispielsweise hat früher mit Papier und Bleistift gezeichnet, heute bedient er eine 3D-Visualisierungssoftware.“
Digitale Technologien und ihre Bedeutung für den Handel
Die ITK-Branche als Teil von Digitalisierung und Transformation sollte keine Probleme mit dem digitalen Wandel haben, meint Markus Krammer – allerdings treffe dies nur dann zu, wenn man in der Lage sei, sich Trends, Geschwindigkeiten und Mentalitäten schnell, flexibel und effektiv anzupassen. „Der digitale Wandel findet hauptsächlich mit und dank Cloud-Technologien statt – und deshalb muss auch cloudaffin agiert werden: effizient, schnell und flexibel. Das heißt zum Beispiel bezogen auf das Produkt: Trends schnell erkennen und neue Themen effektiv umsetzen. Im Channel heißt es zum Beispiel: den Kunden analysieren und dem Vertrieb mehr als einen Consultant-Charakter verpassen“, so Krammer. Hinzu kommt freilich die Fähigkeit, den Überblick über die vielen anstehenden Marktveränderungen zu behalten, zukunftssichere Angebote zu entwickeln und den Kunden mehr denn je im Fokus zu behalten.
Der Kunde im Fokus bedeutet für Seamcom-Geschäftsführer Peter Stroetmann einmal mehr, alte Geschäftsmodelle und Denkweisen zu überprüfen, intelligente Technologien zu forcieren und nicht zuletzt dem zögerlichen Handeln der Anwender entgegenzutreten. „Je größer das Eco-System der digitalen Dinge, umso komplexer die Anforderung an das jeweilige Unternehmen beziehungsweise den jeweiligen Dienstleister.
Es gilt, sich von der Vermarktung einer Teillösung, wie etwa der IT-Infrastruktur inklusive Wartung, also auf Pauschalen beruhenden Erlösen, auf verbrauchsorientierte Abrechnungsmodelle wie Pay-per-Use oder Miete umzustellen. Dieser Weg in Richtung Managed Services bringt weiterhin feste Kundenbeziehungen und löst auf Dauer die Abhängigkeit des monatlichen Projektbetriebes ab. Der Anwender möchte nicht nur das Gefühl der technischen Erreichbarkeit haben, sondern er möchte möglichst nur exakt das bezahlen, was er verbraucht“, erklärt Stroetmann. Darüber hinaus rät er Partnern aufgrund der steigenden Komplexität des Eco-Systems, sich miteinander zu vernetzen und Kooperationen als Schlüssel zum Erfolg zu sehen. „Die Beratungskompetenz ist einer der Hauptgründe für Unternehmen, sich für umfassende Projekte einen externen Partner ins Boot zu holen“, weiß Bernd Wagner, Head of Unify bei Atos Deutschland. Nicht mehr allein das technische Gerät zu vermarkten, sondern integrierte Lösungen für Kunden anzubieten, das sind für ihn die größten Anforderungen an Vertrieb und Fachhandel.
Betrachtet man die vernetzte Kommunikation als Zukunft unserer Kommunikationskultur, bilden UCC-Lösungen die technologische Basis hierfür. Hinzu kommt, dass sich diese Lösungen nahtlos in das Security-Konzept eines Unternehmens einzufügen haben. Der Schlüssel für einen erfolgreichen Vertrieb liegt derweil klar in der Beratung zu den passenden Lösungen für ein ganzheitliches, individuelles Kommunikationskonzept inklusive anschließender Betreuung und Optimierung. Dies wiederum setzt ein umfassendes Verständnis von Kundenanforderungen, technischen Funktionalitäten und aktuellen Markttrends voraus. „UCC ist für die meisten Unternehmen ein maßgeblicher Bestandteil ihres Konzepts zur Digitalen Transformation, und diese lässt sich nicht in einem Ruck vollziehen. Für Händler bietet dies die Chance für umfassende Beratungs- und Integrationsleistungen auch in der weiteren Digitalen Transformation. Darüber hinaus können sie mit branchenspezifischen Leistungspaketen punkten, die sowohl IT- als auch Kommunikationslösungen umfassen. So sind alle Beteiligten vom Kunden über den Fachhandel bis zum Hersteller für die kommenden Jahre gewappnet“, erklärt Bernd Wagner.