funkschau-Serie Digitalpioniere
"Die Zutaten liegen alle digital vor"
Peter Schels von AI Dente Entertainment über den digitalen Wandel in der Filmproduktion.
Wie sind Sie den digitalen Wandel in Ihrem Unternehmen angegangen? Sind Sie dabei einem festen Fahrplan gefolgt?
Peter Schels: Der digitale Wandel selbst unterliegt ja keinem festen Fahrplan; vielmehr dockt er an allen Touchpoints der täglichen Geschäftsabläufe an. Bei Al Dente ist dies eben auch ein iterativer Prozess. Wir probieren aus, verwerfen und entwickeln uns so fast schon unbewusst digital weiter. Eine Filmproduktion kann gar nicht anders als digital zu arbeiten. Die Aufzeichnungsverfahren sind digital, die Verarbeitung, der Schnitt, das Datenmanagement, all das kann nur digitalisiert ablaufen. Die Zeiten der Filmbänder und Schnürsenkelschnitte sind schon lange vorbei.
Praktisch alle Office-relevanten Tätigkeiten spielen sich auch schon lange auf unseren Rechnern und Servern ab, wenngleich ich einen handschriftlichen Brief immer noch als Besonderheit ansehe und schätze.
Könnten sie sich vorstellen, Künstliche Intelligenz in Ihrem Unternehmen zu nutzen?
Schels: Selbstverständlich, ja. Vor allem im Bereich der Erstakquise und der zunächst einfachen Serviceleistungen. Viele Anliegen und Fragen von Kunden und Potentials ließen sich bestimmt durch KI bestens beantworten.
Wirklich spannend wird es in der kreativen Leistung. Automatisierte Schnittsysteme leisten schon heute Erstaunliches. Die Zutaten liegen alle digital vor: Ein Datensatz Musik, ein Datensatz Bilder, die durch relativ einfache Algorithmen ausgesucht werden könnten. Facebook oder auch Apple machen das ja vor mit ihren Best-Of-Zusammenstellungen. Das wird ohne Frage früher oder später auch den Markt für Bewegtbild-Content prägen in den nächsten Jahren. Bei den Faktoren Humor oder fühlbare Menschlichkeit wird das – hoffentlich – noch ein bisschen dauern.
Welche Prozesse sind in Ihrem Haus digitalisiert?
Schels: Vor allem die eben schon erwähnten Herstellungsprozesse, da die Produktion von Bewegtbild nun mal komplett digitalisiert abläuft. Das beginnt mit der Konzeptentwicklung, der natürlich immer auch eine digitale Recherche vorausgeht, weiter bis zur Aufzeichnung und der Datensicherung während des Drehs und natürlich hinein in die Postproduktion. Die Schnittsysteme, die Bildbearbeitungen, das Sounddesign, alles komplett aus der digitalen Welt. Sehr wichtig in diesem Zusammenhang ist das Datenmanagement, das uns immer wieder vor neue Herausforderungen stellt, da die Datensätze der Aufzeichnungsverfahren, Beispiel 4k oder 8k, immer größer werden. Bis hin zu Distribution, auf der natürlich alle digitalen Plattformen und Kanäle genutzt werden.
Ein weiterer wichtiger Punkt sind unsere CRM-Tools. Trotz diverser Spendings für digitales Eigenmarketing, müssen wir weiterhin den persönlichen Kontakt zu unseren Kunden suchen und pflegen. Bei einem beratungsintensiven Geschäft ist das ganz normal und letztlich liegt in der Art und Weise unserer Kommunikation auch ein USP unseres Unternehmens. Dennoch ist der potenzielle Kundenkreis nicht klein und wird daher permanent auch digital angelegt und versorgt. „Nurturing“ als Stichwort. Ich selbst nutze bei allen Daten, die wir verarbeiten, noch immer eine ganz analoge Magnettafel mit bunten Zetteln geordnet nach Status, um stets die Übersicht zu haben.
Last but not least suchen wir natürlich ständig nach Möglichkeiten, die einzelnen Arbeitsprozesse bei Al Dente Entertainment schneller, effizienter und auch transparenter zu gestalten. Das gelingt manchmal, aber natürlich nicht immer, vor allem dann, wenn mehrere Systeme parallel genutzt werden. Meine Vermutung ist, dass diese Entwicklungsprozesse immer bestehen bleiben und auch müssen.
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