Das Jahr 2019 neigt sich seinem Ende zu und in vielen Unternehmen geht es in Richtung Feiertagsruhe. Doch was erwarten Unternehmer und Digitalexperten für das neue Jahr von Politik, Telekommunikations- und IT-Anbietern? funkschau hat vier Digitalpioniere gefragt.
Was wünschen Sie sich von Politik, Telekommunikations- und IT-Anbietern, um die Digitalisierung in deutschen Unternehmen 2020 schneller und effizienter umsetzen zu können?
Luscher: Es muss eine klare Strategie der Politik geben. Hier lässt sich momentan noch kein roter Faden erkennen, viele Prozesse stocken und erscheinen wahllos. Für uns als Unternehmen ist eine Planungssicherheit maßgeblich. Bei der Digitalisierung sind wir auf politische Entscheidungen und technische Gegebenheiten angewiesen und so ist es umso wichtiger, frühzeitig entsprechende Maßnahmen treffen zu können. Auch einheitliche Standards wären hilfreich. Der kontinuierlich schneller werdende Prozess technischer Entwicklungen betrifft uns alle und wir hinken anderen Ländern in vielerlei Hinsicht hinterher, was das betrifft. Verfahren müssen beschleunigt werden, um handlungsfähig zu bleiben und sich nicht wie bislang häufig monatelang mit Genehmigungsanträgen zu befassen. Noch vor wenigen Jahren waren digitale Prozesse und Produkte teurer Luxus in der Hotellerie, heute sieht der Gast es als selbstverständlich an. Kostenloses WLAN gehört zum Standard, wir bieten darüber hinaus eine mobile App für ein schnelles und unkompliziertes Buchen von unterwegs an, einen automatisierten Check-in und Check-out mit Mobile Payment und das als Budget-Produkt. Hier kann und wird noch viel passieren, wenn sich die Politik für einen schnellen und flächendeckenden Fortschritt einsetzt.
Ludwig: Für das Jahr 2020 und die darauffolgenden Jahre wünsche ich mir eine kontinuierliche Weiterentwicklung aller Systeme. Die Softwares werden immer besser, schneller und leistungsfähiger und davon profitieren wir in der Zahnarztpraxis. Unsere Mitarbeiter werden mit Fortbildungen immer auf den aktuellsten Stand gebracht und somit können wir unseren Patienten den besten Service bieten. Die Kontaktmöglichkeiten zur Praxis werden schneller und einfacher. Uns erreichen Anfragen beispielsweise per Instagram und wir können direkt antworten. Programme im Behandlungszimmer sollen für den Patienten noch verständlicher werden, damit wir jeden Behandlungsschritt bildhaft darstellen und erklären können. Die Entwicklungen finden wahnsinnig schnell statt und wir können unsere Arbeitsabläufe mit der Digitalisierung optimieren. Eine wichtige Voraussetzung ist natürlich eine gute Internetverbindung – daran führt kein Weg vorbei!
Möltgen: Wir als B2B-Handelsunternehmen haben täglich 5.400 Außendienstmitarbeiter auf der Straße, die auf Mobiltelefon und Laptop angewiesen sind. Ihr Erfolg ist von der Qualität der Infrastruktur in Verbindung mit Mobilität direkt abhängig. Deutschland ist hier aber leider momentan Entwicklungsland. Deshalb müssen wir unsere Anstrengungen deutlich erhöhen. Die Bundesregierung hat mit der Schaffung von Digitalfonds und Digitalpakt jetzt erste richtige Schritte eingeleitet. Besser spät als nie. Aber es wird auf Dauer in der Auseinandersetzung mit anderen starken Wirtschaftsnationen nicht mehr reichen, nur Funklöcher zu stopfen oder in Schulen vereinzelt PC aufzustellen. Ich wünsche mir von der Politik eine ganzheitliche Strategie, wie wir bei der Digitalisierung in die Spitzengruppe kommen. Diese Zukunftsaufgabe verdient ein eigenes Ressort in der Regierung mit klaren Verantwortlichkeiten und Rechten, um die Milliarden aus der Versteigerung der Mobilfunknetze sowie noch einen deutlich höheren Betrag gezielt und langfristig in den Wohlstand der Industrienation Deutschland zu investieren.
Cho: Das Metathema dieser Tage ist die Disruption. Und die hat zwei Seiten: Sie erneuert und verändert die Sichtweise – aber sie sorgt auch dafür, dass Gewissheiten plötzlich nicht mehr gelten, und verunsichert viele. Wir erleben das auf zahlreichen Gebeten, besonders auffällig aber sind die Auswirkungen der Digitalisierung. Die nahezu vollständige Durchdringung fast aller Lebensbereiche durch die Digitale Transformation braucht einen entsprechenden Rahmen, den Politik und Gesellschaft setzen müssen. Über die digitale Infrastruktur in Deutschland zu reden, scheint müßig – hier scheint fast alles bereits gesagt. Tatsächlich aber ist es auch für Unternehmen wie Thyssenkrupp Elevator ein sehr wichtiges Thema, denn gerade wir setzen mit unseren Lösungen – etwa Max im Bereich der vorausschauenden Wartung – auf schnelle mobile Datenverbindungen.
Technologiezyklen werden immer schneller und neue Möglichkeiten der Datenübermittlung wie 5G sind in aller Munde. „Mobile Konnektivität” sollte als fester Bestandteil der Grundversorgung gesehen werden. Thyssenkrupp Elevator investiert viel in den weltweiten Aufbau seiner Max-Plattform – damit Investitionen optimal gesteuert und genutzt werden können, bedarf es einer Planungssicherheit bezüglich zukünftiger Funkstandards und deren flächendeckender Verfügbarkeit sowie der Restlebensdauer bestehender Funkstandards. So gesehen wünschen wir uns von Politik und Wirtschaft mehr Mut und Klarheit.