Zwischen Hype und Praxis liegen in der ITK-Branche oft Welten: Während die Telekom auch 2016 noch immer Millionen mit verstaubten Miet-Telefonen verdiente, blieb der Umsatz mit smarten Uhren weit hinter den Erwartungen zurück und das papierlose Büro eine leere Worthülse.
Erst sind die Erwartungen riesengroß, dann folgt der ernüchternde Fall ins tiefe Tal, bis sich schließlich so etwas wie ein noch zartes Fundament bildet. Mehr als 30 Innovationen stehen auf dem Hype Cycle von Gartner, aber nur die wenigsten Technologien schaffen den Durchbruch. Bei aller Zukunftseuphorie lohnt es sich doch auch, das klassische ITK-Geschäft nicht links liegen zu lassen.
Mieteinnahmen aus 40 Jahre alten oder noch betagteren Telefon-Oldies spielen der Telekom auch im Jahr 2016 kräftig Umsatz in die Kasse. Den wenigen Euro auf der monatlichen Telefonrechnung schenken viele Tausend Kunden nämlich keine Beachtung und verschenken so viel Geld an den Carrier. Die Festplatte, der Desktop, das Notebook: Wie oft wurden diese Produktkategorien für überholt erklärt! Oder die interne IT-Abteilung eines mittelständischen Anwenderunternehmens, seine Server oder Telefonanlage, für Relikte aus einer fernen Vergangenheit gebrandmarkt. Es sei nichts mehr zu holen für die vielen Fachhändler und Systemhäuser vor Ort, die noch sehr nahe am Kunden mit ihren Produkten sind und keine Cloud-Services anbieten, sagen Analysten, aber auch Brancheninsider. Man sollte, ja man muss dennoch davor warnen, noch funktionierende Geschäftsmodelle im ITK-Channel für obsolet zu erklären und vorschnell den Technologie-Hypes das Wort reden.
Vor lauter Blicken in die nahe und ferne Zukunft wird leicht vergessen, dass bewährte Geschäftsfelder im ITK-Handel eine erstaunlich lange Halbwertszeit haben. Freilich gilt wie in der Weltpolitik auch im Business: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Das trifft, mit umgekehrten Vorzeichen, aber auch bei angeblichen Hype-Themen zu. Wer zu früh auf das Pferd 3D-Druck, Industrie 4.0 oder IoT setzt, hat im sich womöglich nur sehr langsam entwickelnden Markt eine lange Durststrecke vor sich. Behutsame Investitionen, kalkuliertes Risiko, potenzielles Scheitern einplanen und vor allem viel Geduld, so muss der mutige IT-Unternehmer heute folgeschwere Entscheidungen treffen, welche der vielen neuen Geschäftsfelder sein Unternehmen in die Zukunft führt. Es können, müssen aber nicht immer die von Analysten, der Industrie oder auch von Medien hochgelobten Innovationen sein.