Ein weiterer bedenklicher Trend, den die Forscher erwarten: Reconnaissance as a Service – also die Auskundschaftung von Unternehmen und Organisationen als ausgelagerter, online angebotener Dienst – könnte Angriffe effektiver machen. Da die Angriffe immer gezielter werden, so die Forscher, beauftragen Bedrohungsakteure künftig sehr wahrscheinlich „Detektive“ im Dark Web, um Informationen über ein bestimmtes Angriffsziel zu sammeln.
Genauso wie Erkenntnisse eines Privatdetektivs erleichtern es „Reconnaissance as a Service“-Angebote einer Cybercrime-Gruppierung, einen gezielten und effektiven Angriff durchzuführen. Die Forscher erwarten Angriffspläne, die das Sicherheitsschema eines Unternehmens, die wichtigsten Cybersecurity-Mitarbeiter, die Anzahl der Server, bekannte externe Schwachstellen und sogar zum Verkauf angebotene kompromittierte Anmeldedaten enthalten.
Angriffe durch CaaS-Modelle erhöhen laut Fortinet die Dringlichkeit, Angreifer bereits in der Erkundungsphase zu stoppen. Deception-Technologien wie zum Beispiel Honeypots helfen laut den Fachleuten dabei, nicht nur RaaS, sondern auch CaaS schon in der Erkundungsphase zu bekämpfen. Fortinet rät hier zu Deception-Technologie in Verbindung mit einem DRP-Service (Digital Risk Protection), um die Widersacher zu erkennen.
Geldwäsche as a Service
Cyberkriminelle beschäftigen häufig Geldkuriere, die wissentlich oder unwissentlich bei der Geldwäsche helfen. Das Geld verschieben die Akteure in der Regel über anonyme Überweisungsdienste oder Kryptobörsen. Anwerbekampagnen für Geldkuriere erfordern aber viel Zeit. Die Köpfe cyberkrimineller Organisationen betreiben laut den Security-Forschern großen Aufwand, um ihrem Geschäft ein legitimes Aussehen zu verleihen: Sie erstellen Websites für Tarnorganisationen und dazu passende Stellenausschreibungen. Cyberkriminelle werden laut den FortiGuard Labs voraussichtlich bald ML (maschinelles Lernen) einsetzen, um gezielt potenzielle Geldkuriere zu rekrutieren.
Automatisierte Services werden demnach manuelle Anwerbungskampagnen ersetzen, um das Geld durch mehrere Schichten von Kryptobörsen zu schleusen, was den Prozess schneller und schwerer nachverfolgbar macht. Deshalb erwartet Fortinet, dass sich Geldwäsche-Services („Money Laundering as a Service“, LaaS) schnell als Teil des wachsenden CaaS-Portfolios etablieren könnte. Für die Opfer bedeute dieser erhöhte Grad der Automatisierung, dass die Geldwäsche schwerer aufzuspüren und gestohlene Gelder schwerer wiederzuerlangen sind.
Es sei deshalb wichtiger denn je, außerhalb des Unternehmens nach Hinweisen auf künftige Angriffsmethoden zu suchen, um sich frühzeitig darauf vorzubereiten. Auch deshalb rät Fortinet zu DRP-Services sowie zu Analysen der Angriffsoberfläche (Threat Surface Assessments), um kontextbezogene Erkenntnisse über aktuelle und künftige Bedrohungen zu gewinnen.
Unter dem Strich erwarten die Security-Fachleute der FortiGuard Labs, dass sich Die Welt der Cyberkriminellen und deren Angriffsmethoden zügig weiterentwickeln. Doch es gebe auch eine gute Nachricht: Viele der Angriffstaktiken sind bereits bekannt. Dies erlaube es Sicherheitsteams, sich besser dagegen zu wehren. Sicherheitslösungen sollten laut den Forschern KI und ML nutzen, um Angriffsmuster zu erkennen und Bedrohungen in Echtzeit stoppen zu können. Eine Ansammlung von Einzellösungen reiche jedoch in der aktuellen Situation nicht aus, mahnt der US-Security-Anbieter: Eine umfassende, integrierte und automatisierte „Cybersecurity-Mesh-Plattform“ sei unerlässlich, um die Komplexität zu senken und die Widerstandsfähigkeit zu steigern.
Kurz: Früher war mehr Lametta – aber künftig sollen Früherkennung, ineinandergreifende Security-Lösungen und automatisierte Abwehrmaßnahmen dabei helfen, dass Incident Responder nicht immer mehr Arbeits- und eben auch Feiertage mit der manuellen Abwehr von Cyberkriminellen verbringen müssen. Darauf einen Glühwein!