Dashcams und das Connected Car

„Sicherheit sollte keine Frage des Preises sein“

6. April 2023, 9:00 Uhr | Interview: Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

KI-gestützte Connected-Car-Funktionen

Dashcam Series 2 Nextbase
Die Verwendung von Dashcams ist in Deutschland mittlerweile legal, aber die Kamera darf die Sicht des Fahrers nicht behindern und es müssen alle Gesichter und Kennzeichen unkenntlich gemacht werden, bevor die Aufnahmen veröffentlicht werden.
© Nextbase

connect professional: Nextbase kooperiert mit Versicherern wie Die Bayerische oder der Werkstattkette A.T.U. Wie sind diese Partnerschaften entstanden und was beinhalten sie?

Zeltner: In Ländern wie Großbritannien oder Frankreich arbeitet Nextbase bereits seit längerem erfolgreich mit Kfz-Versicherern zusammen. Mit dem Versicherer Die Bayerische haben wir im Jahr 2019 die erste Zusammenarbeit dieser Art in Deutschland gestartet. Dabei erhalten sowohl Neu- als auch Bestandskunden Rabatte von bis zu 15 Prozent auf ihre Versicherungspolice, insofern sie die Nutzung einer Dashcam nachweisen können. Dadurch sinken die Versicherungskosten deutlich. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass der Schadenfreiheitsrabatt im Falle eines unverschuldeten Unfalls nicht verfällt, da durch das Bildmaterial die Schuldfrage eindeutig geklärt werden kann. Für die Bayerische wiederum können Bearbeitungszeiten von Versicherungsfällen signifikant verringert und langwierige Verfahren vermieden werden, da das Videomaterial unzweifelhaft beweist, wer der Unfallverursacher ist.

Mit A.T.U verbindet uns eine langjährige Partnerschaft. Die Zusammenarbeit ist dadurch entstanden, dass sich viele Autofahrer vor der Anbringung einer Dashcam scheuen. Auch wenn die Installation von unseren Dashcams grundsätzlich von den meisten Autofahrern und Autofahrerinnen selbst vorgenommen werden kann: gerade bei der festen Installation über den Sicherungskasten und entsprechend „unsichtbarer“ Verkabelung sind sich viele Menschen unsicher, ob die Kamera korrekt verbunden ist. Aus diesem Grund bieten wir gemeinsam mit A.T.U einen professionellen Einbauservice an. Unsere Dashcams können so in den A.T.U-Filialen gekauft und gleichzeitig von dem Fachpersonal in wenigen Minuten installiert werden. Autofahrer müssen sich dadurch keine Sorgen machen, ob ihre Dashcam korrekt eingerichtet wurde und können sich jederzeit auf sie verlassen.

connect professional: Nextbase hat auf der letzten IFA nach eigener Aussage die weltweit erste smarte Dashcam namens „Nextbase iQ“ angekündigt. Worin genau besteht die Intelligenz der Nextbase iQ? Was unterscheidet die Kamera von herkömmlichen Geräten?

Zeltner: Die Nextbase iQ wird KI-gestützte Connected-Car-Funktionen einfach nachrüstbar für alle Autos bieten, die in dieser Form bisher nur in hochpreisigen Fahrzeugen der Premium-Hersteller verfügbar waren. Zentral wichtig sind dafür drei Bereiche:

  1. Fahrersicherheit,
  2. Fahrzeugsicherheit
  3. und Fahrerassistenzsysteme.

Die Sicherheit des Fahrers oder der Fahrerin steht dabei natürlich immer an erster Stelle. Die Nextbase iQ nutzt beispielsweise eine Funktion namens Roadwatch AI. Diese überwacht KI-gestützt kontinuierlich die Geschwindigkeiten und Fahrbahnen anderer Fahrzeuge in Echtzeit. Sollte sich ein anderes Fahrzeug dem eigenen verkehrsuntyptisch nähern, warnt das System automatisch vor der potenziellen Gefahr. Das betrifft neben Fahrzeugen natürlich auch andere Verkehrsteilnehmer, wie beispielsweise Fußgänger und Radfahrer. Zudem erkennt die Kamera automatisch, wenn der Fahrer abgelenkt oder müde ist und weist ihn durch verschiedene akustische Signale darauf hin. Daneben ist die Dashcam mit einem Notfall-SOS-System ausgestattet. Ist ein Fahrer in einen Unfall oder Notfall verwickelt und kann den Rettungsdienst nicht mehr eigenständig verständigen, benachrichtigt die Dashcam den Rettungsdienst automatisch über den exakten Standort sowie weitere relevante Informationen, wie zum Beispiel die Blutgruppe, sofern diese Information vorher freigegeben wurde. Dabei ist diese Funktion nicht neu, sondern kommt bereits in der zweiten Serie einiger Nextbase-Dashcams zum Einsatz.

Der Punkt Fahrzeugsicherheit hingegen bezieht sich auf alle Funktionen, die dem Schutz des Autos dienen, auch wenn sich der Fahrer oder die Fahrerin nicht in ihm befinden. So kann das Fahrzeug mittels präzisem GPS-Tracking in Echtzeit geortet werden. Darüber hinaus kann über die dazugehörige App über Vorfälle am Auto, wie beispielsweise Einbrüche oder Bewegungen, in Echtzeit mit der Möglichkeit eines Live-Views informiert werden. Zuletzt ist die iQ mit einem intelligenten Parkmodus ausgestattet, der Erschütterungen am Auto erkennt und automatisch eine 30-sekündige Aufzeichnung startet.

Im Vergleich zu der Series 2-Modellen von Nextbase (siehe Bild oben), die diese Funktion zum Teil auch schon bieten, geht die iQ allerdings einen Schritt weiter. So erkennt der integrierte Bewegungssensor, wenn der Bereich um das Fahrzeug herum durchbrochen wird und startet die Aufnahme. Sobald zusätzlich eine Erschütterung erkannt wird, wird diese Aufnahme gesichert. Somit hat man im Vergleich zur Serie 2 bereits den Unfallhergang aufgezeichnet und erfüllt gleichzeitig alle Datenschutzrichtlinien. Neben diesen Aspekten bietet die Nextbase iQ verschiedene Fahrerassistenzsysteme, die den Fahrer unterstützen und die Fahrt angenehmer und sicherer machen. Dafür ist eine native Sprachsteuerung intergriert, wodurch sich verschiedene Funktionen per Sprachbefehl aktivieren lassen. Dazu gehört beispielsweise der Zeugenmodus. Hierbei wird das aktuelle Videomaterial automatisch in die Cloud gespeichert und mit einem vorher festgelegten „Notfall“-Kontakt geteilt. Dieser kann dann in Echtzeit sehen, was gerade passiert und entsprechend reagieren und unterstützen. Natürlich können auch gewöhnliche Funktionen, wie das Speichern einer Videodatei oder das Aufnehmen von Bildern per Sprachbefehl aktiviert werden. Die iQ ist standardmäßig mit einer 140°-Frontkamera und einer 180°-Gradkamera für den Innenraum ausgestattet. Optional kann das um eine Heckscheibenkamera mit 140° erweitert werden, um einen verlässlichen Rundumschutz zu bieten.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+
„Die Nextbase iQ will Connected-Car-Funktionen sozusagen demokratisieren. Denn unser Ansatz ist, dass die Sicherheit keine Frage des Preises sein sollte.“

connect professional: Nextbase iQ soll in Verbindung mit der neuen Lösung für Managed Automotive IoT Connectivity von Vodafone jedes Fahrzeug sicherer und intelligenter machen. Wie funktioniert das genau?

Zeltner: Damit die verschieden Features jederzeit unterbrechungsfrei funktionieren, ist eine verlässliche IoT-Infrastruktur unerlässlich. Die durch Vodafone zur Verfügung gestellte IoT-Infrastruktur ermöglicht im Gegensatz zu anderen Technologien den Zugang zu verschiedenen Mobilfunkbetreibern innerhalb Europas. Dadurch können Ausfälle vermieden werden, indem bei Störungen automatisch auf einen anderen Betreiber gewechselt wird. Das ist insbesondere bei potenziell lebensrettenden Funktionen wie dem Notfall-SOS essenziell. Gleichzeitig wurde für die IoT-Lösung eine spezielle Netzwerkarchitektur von Vodafone entwickelt. Diese ist nur für Nutzer der Nextbase iQ zugänglich und gewährleistet somit ein Höchstmaß an Sicherheit und eine größere geografische Abdeckung. Zudem bietet die Netzarchitektur die Möglichkeit, der iQ kontinuierlich neue Funktionen hinzuzufügen und neueste Over-the-Air-Updates zur Verfügung zu stellen.

connect professional: Das vernetzte Fahrzeug besteht aus zahlreichen Komponenten: von der Schnittstellentechnologie über die Sensorik bis zu den einzelnen Applikationen. Welche Bedeutung kommt vor diesem Hintergrund der Dashcam im „Gesamtkonstrukt Connect Car“ zu?

Zeltner: Die Sicherheit ist einer der wichtigsten Aspekten im Gesamkonzept von Connected Car. Die Nextbase iQ fügt sich insofern in das Gesamtkonstrukt ein, als dass sie die umfangreichen Sicherheitsfunktionen, die man aus vernetzten Autos kennt, in einem kompakten und erschwinglichen Gerät vereint. Sie richtet sich dabei explizit an Autofahrer, deren Fahrzeug über keinerlei Connected-Car-Funktionen verfügt. Die Nextbase iQ will Connected-Car-Funktionen sozusagen demokratisieren. Denn unser Ansatz ist, dass die Sicherheit keine Frage des Preises sein sollte. Wir möchten allen Autofahrern und Autofahrerinnen – unabhängig davon, ob sie ein in die Jahre gekommenes oder ein neues Fahrzeug, ein hochpreisiges oder ein günstiges Fahrzeug besitzen – die größtmöglichen Sicherheitsfunktionen zugänglich machen. Und das zu einem erschwinglichen Preis. Dabei greift die Nextbase iQ allerdings nicht aktiv ins Fahrgeschehen ein. Sie kann ein Auto beispielsweise nicht automatisch abbremsen, sobald sich ein Hindernis nähert, sondern weist den Fahrer oder die Fahrerin aktiv auf potenzielle Gefahren hin.

1 https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Mehr-Verkehrssicherheit-durch-Dashcams
2 https://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=pm&pm_nummer=0088/18


  1. „Sicherheit sollte keine Frage des Preises sein“
  2. KI-gestützte Connected-Car-Funktionen

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu connect professional

Weitere Artikel zu Mobile Security

Weitere Artikel zu IoT-Security

Weitere Artikel zu Connected Drive

Matchmaker+