Mit InDesign tat sich Adobe anfangs sehr schwer gegen QuarkXPress. Der Page-Maker-Nachfolger sollte auch ursprünglich nicht noch ein neues Dateiformat einführen, sondern auf PDF basieren und modular aufgebaut sein – daraus wurde nichts.
Mit dem 1999 eingeführten Programm gelang Adobe nach Anlaufschwierigkeiten – wie fehlenden Überfüllungen oder Schwierigkeiten, die eigenen versionsgleichen Illustrator-EPSDateien korrekt auszugeben – ein großer Wurf. Zumindest in Deutschland ist InDesign längst deutlich verbreiteter als QuarkXPress. Dazu hat sicher auch die für Dritthersteller von Redaktionssystemen offenere Politik beigetragen: Für Quark gibt es nur das hauseigene Quark Publishing System, für InDesgin wetteifern mehrere Drittanbieter um die Gunst der Kunden.
Eine der InDesign-Stärken im täglichen Einsatz ist seit CS3 die GREP-Unterstützung zum flotten Suchen und Ersetzen. Auch die Vorschau ist exzellent. Fertige Projekte lassen sich wie bei QuarkXPress mit allen verwendeten Schriften und Bildern "verpacken" und in einem Ordner sichern.
Das Hauptaugenmerk in Version CS6 hat Hersteller Adobe auf die vereinfachte Ausgabe für unterschiedliche Plattformen gelegt, beispielsweise E-Books und gedruckte Magazine – bislang eine besondere Stärke von QuarkXPress. Dies gelingt nun tatsächlich deutlich leichter als zuvor. Dennoch ist das aktuelle Update enttäuschend: Weder hat es Adobe geschafft, die etwas antiquiert wirkende, schnell überladene Oberfläche an das frische neue Design der übrigen Suite-Produkte anzupasen, noch ist InDesign eine native 64-Bit-Applikation geworden.
InDesign CS6 ist insgesamt eine stabile und leistungsfähige DTP-Applikation mit feinen typografischen Möglichkeiten und Highlights wie eine Überdrucken-Vorschau.
QuarkXPress hat einen wichtigen Vorteil: Die Absatz- und Zeichenformate lassen sich auf die Funktionstasten legen, wahlweise in Verbindung mit weiteren Tasten wie Strg oder Alt. Dadurch lassen sich auch 60 und mehr unterschiedliche Formatierungen blitzschnell anwenden. Bei InDesign dagegen ist die Zuweisung über Tastaturkürzel ebenfalls möglich, diese sind jedoch nicht über die F-Tasten, sondern etwa mit Strg-Umschalt und einer Ziffer auf dem Num-Ziffernblock möglich – ein vergleichsweise "fingerbrecherisches" Unterfangen.
Insgesamt ähnelt sich der Funktionsumfang der beiden großen Kreativsatz-Programme. In beiden Programmen lassen sich beispielsweise auch aufwändige Tabellen erzeugen oder Schlagschatten fein einstellen. Praktisch ist die Möglichkeit von QuarkXPress, Excel-Tabellen so zu verknüpfen, dass sich in Excel eingegebene Werte automatisch aktualisieren.
Je nach Teilbereich hat der eine oder der andere Vertreter seine spezifischen Vorteile. Gegen QuarkXPress spricht die von den Adobe-Produkten stark abweichende Vergabe vieler Tastaturkürzel – etwa Strg-E zum Platzieren von Text. XPress liefert dafür feine Optionen wie selbst definierbare Unterschneidungstabellen, eine glänzende Unterstützung des PSDDateiformats einschließlich der Ebenen und mit Optionen wie den Job Jackets bewährte Möglichkeiten, Arbeitsabläufe produktionssicherer zu machen.
Die QuarkXPress-Oberfläche erfordert zunächst etwas Einarbeitung, ist jedoch wohldurchdacht und wirkt sehr aufgeräumt.
Besonders viele Optionen liefert XPress für die Erzeugung von E-Books. So lassen sich interaktive Inhalte für den Blio eReader direkt aus XPress erzeugen oder XPress-Layouts in standardisierte E-Books für iPad, Sony Reader, Nook und andere ausgeben.
Neu in XPress 9 sind bedingte Stile: Listen und Gliederungen erzeugen Sie mit Stilen für Aufzählung, Nummerierung und Gliederung. Tabellen lassen sich automatisch aufteilen, so dass sie sich mit wiederholten Kopf- und Fußzeilen über mehrere Seiten erstrecken, wenn sie in einem Textrahmen verankert sind.