Vielfach sehen sich gerade kleine Unternehmen vom „New Normal” überrumpelt. Daniela Dexheimer, Senior Product Manager Collaboration Technologies bei Sharp NEC Display Solutions Europe, glaubt deshalb nicht daran, dass sich jetzt in Windeseile der „Digital Workplace“ als neuer Standard festigt. „Hybrides Arbeiten hat sich bisher in den wenigsten Unternehmen fest etabliert. Ein deutlich größerer Teil befindet sich noch in der Findungsphase. Wir sehen, dass KMUs häufig versuchen, mit einzelnen kleineren Lösungen und Plattformen zu arbeiten, um Budgets zu schonen.“ Deutlich anders sieht die Situation ihren Worten zufolge in großen Betrieben aus: „Großunternehmen trauen sich eher an Gesamtlösungen für das hybride Arbeiten und setzen auf umfassendere Videokonferenz-Plattformen wie Microsoft Teams. Viele Firmen – insbesondere global agierende Konzerne – errichten sogar Testräume in unterschiedlichen Locations, die die Mitarbeitenden auf den Prüfstand stellen können. Das Feedback fließt in die die finale Büro-Lösung ein.“
Drohender Flickenteppich
Bernd Rischer, Group Director Sales bei Kyocera Document Solutions, hebt hervor, dass für einen funktionierenden „Digital Workplace“ stets über den technischen Tellerrand hinaus beratschlagt werden muss: „Die technischen Voraussetzungen lassen sich recht schnell schaffen. Der Digital Workplace muss aber ganzheitlich gedacht werden, sonst entsteht ein bunter Flickenteppich aus Insellösungen. Das bedeutet nicht nur, dass die eingesetzte Software über Schnittstellen zu anderen Anwendungen wie Microsoft Office verfügen muss. Man muss das Unternehmen als Ganzes betrachten und identifizieren, wo der drängendste Bedarf für den Einsatz digitaler Lösungen besteht. Zumeist sind das besonders papierintensive Prozesse, etwa im Rechnungswesen oder der Personalabteilung, bei denen sich die Einführung neuer Software-Lösungen besonders schnell rentieren. Höchste Sicherheitsstandards in allen Bereichen sind dabei natürlich die Grundvoraussetzung für jede Digitalisierungsinitiative.“
Sollte es vielen Unternehmen also gar nicht darum gehen, gleich alles völlig neu zu denken? Ist Pragmatismus das Gebot der Stunde? Enreach-Geschäftsführer Ralf Ebbinghaus ist davon überzeugt. „Eine wesentliche Voraussetzung für den Digital Workplace ist eine geeignete Unified-Communications-Lösung, die sicherstellt, dass Mitarbeiter mit Kunden, Kollegen und Dienstleistern in Kontakt bleiben.“ Wichtig sei dabei laut Ebbinghaus, dass die Lösung unabhängig vom Aufenthaltsort und verwendeten Endgerät funktioniert und so einen problemlosen Wechsel zwischen verschiedenen Arbeitsorten ermöglicht. „Eine weitere wichtige Anforderung von Unternehmen ist zudem eine hohe Flexibilität, die sich durch schnelle Bereitstellung und bedarfsgerechte Anpassungsmöglichkeiten erreichen lässt. So ist auch die Nachfrage nach Cloud-Lösungen heute deutlich höher als vor der Corona-Krise.“
Ganz ähnlich sieht das Florian Buzin, CEO von Starface: „Das Interesse an Digital Workplaces ebbt keineswegs ab. Viele unserer Kunden stellen sich darauf ein, dass im Herbst und Winter neue Lockdowns kommen könnten. Mit Blick auf diese Szenarien treiben die Unternehmen den Wechsel auf zeitgemäße digitale Workplaces unter Hochdruck voran. On-Prem- und Cloud-basierte Lösungen, Beratungsleistungen und Professional Services sind in diesem Bereich gleichermaßen gefragt.“ Und er ergänzt: „Die meisten Anliegen, die uns aktuell erreichen, drehen sich um den ortsunabhängigen Zugang und Zugriff auf die Anwendungen in der Unternehmenskommunikation sowie die damit verbundenen Daten. Sprich: Kunden möchten, dass ihre Mitarbeiter unabhängig vom Aufenthaltsort jederzeit unter der vertrauten Rufnummer erreichbar bleiben und überall Zugriff auf die Chat- und Presence-Tools aus dem Office haben.“
Keine Frage: Hier geht es um nachvollziehbare, wichtige Schritte für einen reibungslosen Geschäftsbetrieb auch in herausfordernden Zeiten. Deutlich wird: Der „Digital Workplace“ kommt, aber das geschieht vielerorts schrittweise. Und das ist auch vernünftig so.