Ins gleiche Horn wie die EU-Kommission stieß diese Woche nun auch noch die britische Competition and Markets Authority (CMA) in einer neuen Einlassung zu ihren Einwänden und bisherigen Erkenntnissen. „Auf Microsoft entfallen bereits schätzungsweise 60-70 Prozent der weltweiten Cloud-Gaming-Dienste, und das Unternehmen verfügt über weitere wichtige Stärken im Bereich Cloud-Gaming, da es die Xbox, das führende PC-Betriebssystem (Windows) und eine globale Cloud-Computing-Infrastruktur (Azure und Xbox Cloud Gaming) besitzt“, so die CMA, die daraus den Verdacht ableitet, „dass es für Microsoft wirtschaftlich vorteilhaft wäre, die Spiele von Activision exklusiv für seinen eigenen Cloud-Gaming-Dienst anzubieten (oder nur unter wesentlich schlechteren Bedingungen für andere Dienste)“. Darüber hinaus führt die CMA an, dass Microsoft andere Anbieter wie Sony selbst im Falle einer Einigung benachteiligen könnte, was zu einem eingeschränkten Wettbewerb und höheren Preisen für die Kunden führen würde. Als einen möglichen Ausweg sehen die CMA-Beamten deshalb die Abspaltung von Premium-Titeln wie Call of Duty aus der Übernahme. Ein für Microsoft wohl kaum hinnehmbarer Vorschlag, zumal bereits die Zusage gegeben wurde, den Mitbewerber zumindest für einige Jahre weiterhin gleichberechtigten Zugang zu den strittigen Titeln zu gewähren. Für die meisten Beobachter klingt die aktuelle Situation somit auch in Europa ziemlich verfahren und nicht gerade nach einer baldigen Einigung.
Völlig anders schätzt das jedoch die britische Investmentfirma Wedbush Securities ein. In einer Nachricht an die Investoren sieht sie im Vorgehen der Kartellwächter vor allem Säbelgeklapper, um Microsoft zu weiteren Zugeständnissen zu bewegen. Die Mitteilung der CMA sei „ein Signal, dass Großbritannien weiß, dass es rechtlich auf verlorenem Posten steht", so die beiden Wedbush-Analysten Nick McKay und Michael Pachter. Ihrer Ansicht nach geht es in der aktuellen Diskussion überhaupt nicht mehr um die eigentliche Übernahme, sondern nun noch um eine Art Balzgehabe der Kartellwächter. Nach ihrer Lesart dient der Vorstoß der FTC einzig dem Zweck, Zugeständnisse seitens Microsoft als eigenen Erfolg verkaufen zu können. Das sei wohl auch der CMA bewusst, die mit ihrem Vorstoß nun versuche „der FTC zuvorzukommen und sich das Recht zu sichern, sich zu brüsten“. Sie rechnen deshalb damit, dass die Übernahme wie von Microsoft geplant noch diesen Sommer abgeschlossen werden dürfte.
Es ist aber gut möglich, dass sie die Prüfer mit dieser Eitelkeiten-Theorie unterschätzen. Gerade die CMA hat erst Ende des vergangenen Jahres Zähne gezeigt und die Facebook-Mutter Meta zur Rückabwicklung des Kaufs der Kurzclip-Plattform Giphy verdonnert. Insofern dürfte es nun umso mehr von Microsofts Bereitschaft zu ernsthaften und glaubwürdigen Zugeständnissen abhängen, ob der Mega-Einkauf doch noch über die Bühne gehen kann