Die Corona-Pandemie hat den Schulen in Deutschland einen Digitalisierungsschub beschert. Wie lässt sich diese Entwicklung nutzen, um Bildung zukunftsfähiger zu gestalten? Gregor Knipper, Managing Director DACH bei Jabra Business Solutions, gibt uns eine Einschätzung.
Herr Knipper, unsere Welt wird immer digitaler – Wie können Schulen ihre Schüler bestmöglich darauf vorbereiten?
Für Schulen heißt es jetzt, sich neuen, agileren Konzepten zu öffnen und so zeitgemäßes Lernen zu ermöglichen. Vergleichen wir Arbeitswelt und Bildung, zeigen sich enorme Diskrepanzen: Der Berufsalltag ist dynamisch und vor allem so digital wie nie zuvor. Virtuelle Zusammenarbeit über Standorte und Länder hinweg ist ganz normal. In vielen Schulen hingegen finden wir denselben Frontalunterricht, den es so seit 70 Jahren gibt. Es reicht aber auch nicht die Schulen mit WLAN und die Kinder mit Tablets auszustatten. Lehren und Lernen müssen sich insgesamt wandeln, um der neuen Welt gerecht zu werden und Schüler auf das Berufsleben vorzubereiten. Klassischen Präsenzunterricht sollte und wird es immer geben, aber er muss durch digitale Methoden sinnvoll erweitert und in die Gegenwart geholt werden.
Welche Chancen und Möglichkeiten eröffnen neue Unterrichtsformen und Lernkonzepte für die Zukunft?
Technologie ist längst ein fester Bestandteil im Leben der Schüler. So greifen viele Schüler schon jetzt auf Erklärvideos zurück, um ihre Hausaufgaben zu lösen. Nutzen Lehrer das für ihre Konzepte oder binden es in ihren Unterricht ein, bieten sie ihren Schülern damit auch gleichzeitig Unterricht auf Augenhöhe und fördern nebenbei das kritische Denken im Umgang mit Medien. Hybride Bildung hat dementsprechend nicht nur den Vorteil, dass Schüler auf die spätere Arbeitsrealität vorbereitet werden, sondern bereits in der Schule eine ausgeprägte Digitalkompetenz entwickeln. Moderne Ausstattung und zukunftsfähige Lernangebote sind wichtige Tools, um Schüler auf den Fortschritt in der Gesellschaft vorzubereiten. Diese Chance dürfen Schulen nicht verpassen. Auch hybrider Unterricht – also Unterricht bei dem ein Teil der Schüler oder der Lehrer bzw. eine zusätzliche externe Fachkraft oder Expertin sich nicht in der Klasse befinden und per Videokonferenz hinzugeschaltet werden – bietet ein ungeheures Potenzial. So könnten kleinere Schulen zusätzliche Fächer anbieten oder Experten aus der Praxis auf einfache Weise in den Unterricht integriert werden.
Das klingt interessant, aber wie lässt sich hybrider Unterricht in der Praxis überhaupt umsetzen?
Besonders wichtig ist es, die Digitalisierung der Schulen als Dialog zu begreifen. Um herauszufinden, welche Lösungen wirklich gebraucht werden, sollten ganz zu Anfang wichtige Fragen beantwortet werden wie: Wer nimmt von welchem Ort aus am Unterricht teil? Welche Anforderungen stellen die verschiedenen Fächer? Welche Medien werden eingesetzt? Wenn diese Fragen geklärt sind und alle Beteiligten bei der Planung mit ins Boot geholt werden, kann anschließend die passende technische Ausstattung ausgewählt werden. Gleichzeitig kann die Umsetzung des hybriden Unterrichts nicht nur über die Technik erfolgen, sondern muss Hand in Hand gehen mit der Entwicklung von neuen pädagogischen Konzepten. Dafür müssen die Pädagogen so früh wie möglich in den Prozess eingebunden werden, damit sie sich mit den technischen Lösungen wohlfühlen und bereit sind, ihren Unterricht entsprechend zu erweitern. So lassen sich nachhaltig zukunftsfähige Lernangebote an den Schulen etablieren, von denen Schüler und Lehrer profitieren.
Welche technische Ausstattung ist nötig, damit Schulen das Potenzial des hybriden Unterrichts optimal nutzen können? Wie können der ITK-Fachhandel und Systemhäuser Bildungseinrichtungen bei diesem Digitalisierungsprozess unterstützen?
Hinsichtlich der technischen Ausstattung stehen viele Bildungseinrichtungen noch ganz am Anfang, hier wird oft noch über grundlegende Dinge wie flächendeckendes WLAN gesprochen. Für den hybriden Unterricht werden Videokonferenzlösungen benötigt, die die Dynamik im Klassenraum nach außen übertragen können. Wie zum Beispiel unsere Jabra PanaCast 50 Videobar. Dank eines 180°-Sichtfelds kann sich der Lehrer frei im Raum bewegen und durch smarte Funktionen wie das Whiteboard-Feature oder den Virtual Director können auch Schüler, die nicht vor Ort sind, aktiv am Unterricht teilnehmen. Auch schnurlose Headsets für die Einzelarbeit, interaktive Whiteboards oder Konferenzlautsprecher können für den Unterricht eine große Bereicherung bieten. Neben der Hardware spielt vor allem die IT-Verwaltung eine große Rolle, denn nicht jede Schule hat einen eigenen IT-Verantwortlichen, der das Thema betreuen kann. Das bietet große Potenziale für den Fachhandel und die Systemhäuser. Das Ziel muss es sein, die Schulen nicht nur modern auszustatten, sondern sie auf dem gesamten Weg als Partner zu begleiten und so gemeinsam die individuell passenden Lösungen zu finden.