Fachkräftegewinnung
Recruiting in der Mangelwirtschaft
Fortsetzung des Artikels von Teil 1
Systemhaus setzt auf Ausbildung
Ausbildung in die eigene Hand nehmen
Warum nicht sehr einfach Wege ebnen und so die Chancen auf Stellenbesetzung erhöhen? So wie es die Bäckerei Schneckenburger in Konstanz macht: „Scannen, Sprechen, Job. Keine Unterlagen nötig“, so der Aufsteller vor dem Laden. Eine kurze Sprachnachricht per Smartphone reicht, alles Weitere wird persönlich besprochen. Besser erreicht der One-Klick-Bewerbungsprozess die Adressaten nur noch, wenn Mitarbeiter Bekannte oder Familienangehörige zum Arbeitgeber holen – und dafür Prämien kassieren.
Von einer One-Klick-Bewerbung hält Denisa Schill vom Systemhaus IT-Sure nichts. „Ich will schon wissen, welche Motivation ein Kandidat hat und wie sein bisheriger Lebenslauf aussieht“, sagt die für Personal zuständige Prokuristin bei der 50 Angestellte zählenden Ulmer IT-Firma. Sie hat den HR-Prozess neu strukturiert, führt im Schnitt vier Bewerbungsgespräch pro Woche. Schill beauftragt bisweilen auch Headhunter, wenn es um Cloud-Experten geht, die „es nicht wie Sand am Meer gibt“. Andererseits locken Headhunter auch ihre Belegschaft: „Viele unserer Mitarbeiter bekommen regelmäßig Wechselangebote“. Immerhin gebe es keine direkten Abwerbungsversuche des Wettbewerbs, sagt Schill. Umso wichtiger ist ihr, dass IT-Sure eine Unternehmenskultur des Miteinanders und Zusammenhalts pflegt, so dass Wechselangebote an ihrer im Schnitt 26 Jahre jungen Belegschaft weitgehend abprallen. Neue Mitarbeiter müssen daher Teamplayer sein, keine Ego-Shooter, was sie im persönlichen Gespräch festzustellen glaubt. IT-Sure, jetzt 19 Jahre im Markt, gibt aber auch der „Generation Babyboomer eine Chance“, also Ü50-Kandidaten, merkt Schill an. „Wir machen mit einer altersgemischten Belegschaft gute Erfahrungen“.
Hochschulen einbinden
Berufseinsteiger holt IT-Sure einerseits als IHK-Ausbildingsbetrieb ab, kooperiert aber auch mit der Hochschule Ulm und ist ein Partner der Dualen Hochschule Baden-Würrtemberg. IT-Sure bietet Plätze für Werksstudenten und des dualen Studiengangs an. „Wir konnten bisher alle Auszubildenden und Absolventen übernehmen“, sagt Denisa Schill.
Angesichts 96.000 vakanter Jobs sollten IT-Firmen die Ausbildung in die eigene Hand nehmen. Die Verknüpfung von Theorie und Praxis ist eine erfolgreiche deutsche Spezialität in der Fachkräfteausbildung, um die das Ausland Deutschland und seine mittelständischen Firmen beneidet.
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